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neue Hände gelegt worden.«
»Hast du ihnen irgendwas gesagt?«, platzte Richard heraus. Dann wünschte er, er könnte es zurücknehmen.
»Was hätte ich ihnen denn sagen können!?«, wollte Nolan wissen. »Die ganze Sache war völlig bizarr!«
Gut, dachte Richard, bitte belass es dabei. Von Terroristen und Russen zu hören verblüffte ihn – das ergab überhaupt keinen Sinn –, aber vermutlich waren die chinesischen Behörden auf beide Gruppen nicht sonderlich gut zu sprechen; und wenn sie irgendwie eine Verbindung zwischen ihnen und REAMDE zusammenfantasiert hatten, dann würde das Projekt, Zulas Verschwinden auf den Grund zu gehen, dadurch keineswegs vereinfacht.
»Gibt es denn Terroristen in China?«
»Seit vorgestern«, sagte Nolan, »gibt es einen weniger.«
»Ach ja, richtig«, sagte Richard. Denn er hatte per Google nach Nachrichten gesucht, die mit Xiamen zusammenhingen und die er lesen konnte (auf englisch war sehr wenig verfügbar), und festgestellt, dass sämtliche Kanäle von der Berichterstattung über ein Ereignis überschwemmt wurden, das einige Tage zurücklag: ein Selbsmordattentäter war von Sicherheitsleuten vor den Toren eines Kongresszentrums in Xiamen aufgehalten worden, hatte sich selbst in die Luft gesprengt und zwei Wachen mit in den Tod gerissen. Richard hatte die Geschichte als bloßes Geräusch ohne jede Relevanz interpretiert. »Aber welche mögliche Verbindung könnte es zwischen dieser Geschichte und REAMDE geben? Außer dass sich zufällig beide in derselben Stadt abspielen?«
»Überhaupt keine«, sagte Nolan, »aber das juckt die Cops nicht – du weißt doch, wie sie ticken.«
Tatsächlich hatte Richard keine Ahnung, wie chinesische Cops tickten, aber er beschloss, nicht weiter darauf einzugehen. »Wie lange willst du in Sydney bleiben?«, fragte er.
»Bis Harri mit Shoppen fertig ist«, sagte Nolan vage. »Dann geht’s nach Vancouver.« Er sprach von ihrem Hauptwohnsitz in der westlichen Hemisphäre.
Ein Aufblitzen von Weiß in der Tür: Corvallis, der erhitzt und mit wehender Tunika hereinkam. Sein Gesicht verriet, dass er Neuigkeiten hatte. »Ich muss Schluss machen«, verkündete Richard. »Ruf mich an, wenn du in Vancouver bist.« Er trennte die Verbindung. »Ja?«
»Ich hab ein paar statistische Angaben über diese Typen«, sagte C-plus und drehte seinen Laptop herum, der einen Graphen zeigte: eine rote Linie, die sprungschanzenartig anstieg und dann fast senkrecht abfiel.
»Was für Typen?«
»Wie du gesagt hast, habe ich so eine Art Beobachtungsliste von sämtlichen Da G Shou erstellt«, sagte Corvallis. »Und von Leuten, mit denen sie wahrscheinlich in Verbindung stehen. Hab ihre Klicks pro Minute zusammengezählt.« Er sprach davon, wie oft pro Minute diese Spieler eine Taste oder eine Maustaste gedrückt hatten. Bei einem Spieler, der nicht eingeloggt war, wäre diese Zahl natürlich null; bei einem, der in einen Kampf verwickelt war, läge sie extrem hoch, und bei einem, der bloß herumzog und Kontakte knüpfte, irgendwo dazwischen. »Das da umfasst ungefähr einhundert verschiedene, den Da G Shou nahestehende Charaktere und zeigt die letzten zwei Wochen.«
Darüber hinaus musste C-plus nicht mehr viel sagen, weil der Graph für sich selbst sprach. Er begann auf niedrigem bis mittlerem Niveau, stieg dann im Verlauf mehrerer Tage exponentiell an und fiel plötzlich bis auf beinahe null ab. Danach stachen noch einzelne Spitzen hervor, doch größere Aktivität herrschte nicht mehr.
»Ich kann hier keine Zeitskala ablesen«, sagte Richard.
»Letzte Woche, als REAMDE seine Spitze erreicht hat und du über das Torgai geflogen bist, wird es wahnsinnig hoch«, sagte Corvallis. »Freitag gegen fünf Uhr nachmittags flacht es sich ab.«
»Seattle-Zeit?«
»Ja.«
Richard konsultierte seine Zeitzonen-App. »Acht Uhr morgens Xiamen-Zeit«, sagte er. »Warte mal eben.« Er benutzte das Verlaufsmenü seines Browsers, um einen der englischsprachigen Artikel über den Selbstmordattentäter in Xiamen aufzurufen. »Das ist zwei Stunden, bevor sich der Terrorist in die Luft gesprengt hat.«
»Wie bitte?«
»Egal.«
»Seither kommt es zu Einfällen stärkerer Gruppen in die Torgai- Region, und die Da G Shou verlieren immer mehr die Kontrolle darüber«, berichtete C-plus. »Während wir uns hier unterhalten, nähert sich eine Armee von dreitausend K’Shetriae ihrer Nordgrenze.«
»Hell oder Erdton?«
»Hell.«
»Hmm. Da muss das Gold ja kniehoch auf dem Boden
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