Error
wie sie auftreiben konnte, auf dem Sofa zusammen und rührte sich lange Zeit nicht vom Fleck.
Sie hatten das Schloss des Aktenschranks aufgebrochen und viele Papiere gefunden, die der Bergwerksgesellschaft gehörten: Lohnlisten, Quittungen, Erzprobenanalysen, Tabellen. Aber sie fanden auch ein Messtischblatt des Gebiets und eine Straßenkarte von British Columbia.
Jones und der dem äußeren Anschein nach ranghöchste der Soldaten, ein Afghane namens Abdul-Wahaab, nahmen so viele warme Kleider, wie an ihrem Körper nur Platz fanden, mummelten sich darin ein, packten Proviant und Wasser für einige Tage zusammen und marschierten nach ausgiebigem Studium des Messtischblatts in den Wald davon. Zula lugte durch einen Spalt zwischen zwei Decken hervor, sah ihnen nach und meinte, ihre Vorgehensweise zu verstehen: Zwischen den Bäumen war der Schnee weniger tief, und es hatte den Anschein, als kämen sie dort etwas rascher vorwärts.
Den Rest des Tages tat sich nichts mehr. Zula bewegte sich kaum vom Sofa weg. Die drei übrig gebliebenen Soldaten wechselten sich damit ab, paarweise die Umgebung zu erkunden, konnten aber mangels Winterkleidung nicht lange draußen bleiben. Einer blieb immer zurück, vermutlich um Zula im Auge zu behalten. Manchmal brachten sie Trophäen mit, die sie in anderen Gebäuden ergattert hatten: Werkzeuge, Erste-Hilfe-Kästen, kaputte Taschenlampen, abgetragene Kapuzenpullover, Arbeitshandschuhe, Pornohefte, Seifenstücke, Ölkanister. Die Suche gewann in dem Maße an Schwung, wie sie warme Sachen zum Anziehen fanden. Während des Nachmittags verwendeten sie beträchtliche Energie darauf, den Schnee von einem Wohnanhänger zu entfernen, der etwa hundert Meter vom Hauptgebäude entfernt abgestellt war. Am vergangenen Tag hatte er sich als anormale Schneewächte dargestellt. Nun entpuppte er sich als Airstream-Trailer, nach Zulas Schätzung zwischen sieben und knapp zehn Meter lang. Zur Entlastung der Räder hatte man ihn aufgebockt, und an einer Seite hatte man ein Vordach aus gewelltem Fiberglas angebracht und so einen geschützten Freisitz geschaffen, der, wie sich nach Räumung des Schnees herausstellte, einen Picknicktisch und ein paar Gartenstühle enthielt. Aus dem Wagen holten sie weitere Küchenutensilien, Decken, eine Schaumstoffmatratze und einige Päckchen Instantkaffee und Schnellkochhaferbrei.
Zula hatte seit einigen Tagen nicht richtig geschlafen, doch an diesem Nachmittag fiel sie aufgrund irgendeiner Kombination aus Erschöpfung, Depression und Jetlag in einen tiefen Schlummer, der bis einige Zeit nach Sonnenuntergang dauerte. Dann stand sie aus dem Bett auf und entschloss sich, noch etwas Schnee zu schmelzen. Ihre Crocs waren konfisziert worden, weshalb sie ihre Schneesammelausflüge barfuß unternehmen musste. Die Schmerzen in ihren Füßen erinnerten sie daran, wie ganz und gar unmöglich es sein würde, diesen Leuten zu entfliehen, solange sie das Ausrüstungsproblem nicht lösen konnte. Als sie einen vollen Topf warmes Wasser hatte, ging sie damit auf die Toilette und wusch sich mit einem Stück Seife, das dort vor Jahren von abrückenden Bergleuten zurückgelassen worden war. Hinterher trocknete sie sich mit Papierhandtüchern ab (auch davon war ein Ballen zurückgelassen worden) und fühlte sich, als sie herauskam, sonderbarer- und unangemessenerweise energiegeladen. Sie kochte Reis und Linsen, die von allen gegessen, wenn auch nicht genossen wurden (die Küche verfügte über keinerlei Gewürze außer Salz und Pfeffer).
An den drei Dschihadisten gab es einiges zu beobachten. Zwei von ihnen, Mahir und Sharif, waren arabische Muttersprachler, die es, wie Zula annahm, aus ihren Heimatländern (Mahir kam eindeutig aus dem Nahen Osten, Sharif hatte einen leichten nordafrikanischen Einschlag) nach Afghanistan verschlagen hatte, wo sie zu Jones’ Organisation gestoßen waren. Der dritte, Ershut, kam von irgendwo in Zentralasien und sprach offenbar nur begrenzt Arabisch. Ershut war nicht groß, aber er war stämmig und kräftig und bekam in aller Regel die schweren Arbeiten aufgehalst, was er stets als sein Los im Leben zu akzeptieren schien. Er war es gewesen, der den Großteil der schweren Ausrüstung von dem Fischerboot auf das kleinere Boot umgeladen hatte, mit dem sie nach Xiamen gefahren waren, und er hatte sie auch vom Boot in das Taxi und vom Taxi in das Flugzeug umgeladen. Er war fromm, ohne den schwachsinnigen Fanatismus des verstorbenen Khalid an den Tag zu legen; bei
Weitere Kostenlose Bücher