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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Burkaträgerin der konservativen islamischen Welt angenähert hatte. Nach einer Weile hörte sie zu ihrer Verblüffung laute Hack- und Reißgeräusche aus dem Inneren des Flugzeugs, dann ging ihr auf, dass die Dschihadisten mithilfe ihrer Werkzeuge alles daraus demontierten, was sie irgend gebrauchen konnten. Das war jedoch nur eine Vermutung, da sie die Kabinentür geschlossen hielten und unwirsch reagierten, als sie sie öffnen wollte, um hinauszuspähen.
    Irgendwann jedoch kam der Zeitpunkt, zu dem Jones die Tür aufstieß, einen Schwall kalter, aber wohltuend sauber riechender Luft hereinließ und ihr mit einer Handbewegung zu verstehen gab, dass ihre Zeit des Reisens im Privatjet endlich vorbei war. Für Zulas Geschmack keinen Moment zu früh.
    Beim Hinaustreten stellte sie fest, dass es in der Kabine dunkler war, als sie erwartet hatte, denn das Innere war demoliert worden und vor den Fenstern baumelten gezackte Stücke der Wandverkleidung und Lagen von Isolationsmaterial. Außerdem war die Cockpittür geschlossen, sodass auch aus dieser Richtung kein Licht kam. Während Zula, über Trümmer stolpernd und rutschend, den Mittelgang entlangging, bemerkte sie, dass die Tür – vielleicht von demselben Ast, der Pawel getötet hatte – schwer beschädigt und dass eine Blutlache darunter hervorgesickert und vor dem Haupteinstieg des Jets gefroren oder geronnen war. Ihr blieb nichts anderes übrig, als durch sie hindurchzugehen, sodass sie draußen Spuren im Schnee hinterließ, der schon mehrere Meter weit rot gefleckt war. Doch als sie den Blick von der Blutspur der Terroristen hob, sah sie einen sauberen, weißen, bedeckten Himmel und roch Kiefern und Regen. Dies war nicht die bittere, trockene, arktische Kälte der Winter im Mittleren Westen mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Es war die schwere, durch und durch gehende Kälte der nordwestlichen Berge, die Zula irgendwie kälter vorkam, obwohl die Temperatur zehn Grad höher lag. Sie zog die Decken fester um sich und folgte der Spur zu dem geheizten Gebäude. Niemand begleitete sie. Es hatte den Anschein, als würden sie sie nicht einmal beobachten. Sie wussten, genau wie sie selbst, dass sie bei einem Fluchtversuch schon beim ersten Schritt im tiefen Schnee einsinken und erfrieren würde, ehe sie außer Schussweite kam.
    Im Gebäude war es dunkel und stickig; sie hatten mit dem Ofen des Guten zu viel getan. Der scharfe Hauch des heißen Eisens erinnerte sie an den Geruch von Khalids Blut und überdeckte nicht den muffigen, schimmeligen Gestank des lange Zeit verschlossenen Gebäudes. Das vordere Zimmer nahm die ganze Breite des Bauwerks ein, die sie auf sechs bis sieben Meter schätzte, da es sich um ein Double-wide-Exemplar handelte. In der hinteren rechten Ecke des Raums befand sich eine L-förmige Küche. Schranktüren standen offen. Wann auch immer die Unterkunft mit Mottenkugeln versehen, geräumt oder für den Winter dicht gemacht worden war, man hatte offenbar alles daraus entfernt, was aufhebens- oder mitnehmenswert war. Übrig geblieben war eine spärliche, kunterbunte Ansammlung von Koch- und Essgeschirr, das größtenteils aus dem billigsten Zeug bestand, das man im Walmart kaufen konnte. Der Holzofen stand im vorderen linken Quadranten des Raums. Auf ihm wackelte und zischte ein mit Schnee vollgestopfter, zerbeulter Aluminiumtopf. Dahinter stand ein rechteckiger Tisch für sechs Personen: Er diente offensichtlich zum Essen wie zum Arbeiten, denn an der Wand dahinter stand ein Aktenschrank. Rechts vom Eingang waren ein Sofa, ein Sessel, ein Couchtisch und ein alter Fernseher, der auf einem Videorekorder stand – ein Detail, das den Bau verlässlicher datierte als jeder andere Hinweis. Eine Tür in der hinteren Wand führte in einen Korridor, der ein Stück weit nach hinten verlief. Sie vermutete, dass eine Toilette und kleinere Arbeits- oder Schlafräume davon abgingen.
    Die Dschihadisten hatten Proviant in Form von Militärrationen sowie Reis und Linsen mitgebracht, die sich natürlich mit geschmolzenem Schnee kochen ließen. Einer der Soldaten schien für dieses Projekt abgestellt worden zu sein. Zwei andere erforschten ein benachbartes Gebäude, bei dem es sich um eine Werkstatt zu handeln schien. Sie suchten nach Werkzeugen, und die Situation, die sie vorfanden, entsprach der in der Küche herrschenden: Alle guten Sachen waren mitgenommen worden, übrig geblieben war nur Schrott, der das Mitnehmen nicht lohnte: rostige Schaufeln und

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