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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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alles, was sie je erlebt hatte, als etwas vorzustellen, was ausschließlich der Vergangenheit angehörte.
    »Was hat man dort gewonnen? Bäume?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Blei oder so was. Ich weiß es nicht.«
    »Ich meine es ernst«, sagte er. »Was für eine Mine erfordert hunderttausend Festmeter Nutzholz?« Denn der überwältigende Eindruck, den die Bilder vermittelten, war der eines Gebildes aus Tausenden von Planken und Balken, altersgrau und in einer Art Zeitlupen-Katastrophe, die sich über den ganzen Hang eines kleinen Berges hinzog, auseinandergespreizt und niedergedrückt. Als wäre der größten Holzschwemmrinne der Welt, einem den Hang hinunterstürzenden Wasserfall aus grob zugesägten Planken, plötzlich das Wasser ausgegangen und sie wäre an Ort und Stelle erstarrt und geschrumpft.
    »Minen sind doch angeblich unterirdisch, hätte ich gedacht«, fuhr Jones fort.
    »Haben Sie nicht an der Colorado School of Mines studiert?«, fragte Zula.
    Jones schaute ausnahmsweise einmal ein wenig verlegen drein. »Die sollten wahrscheinlich den Namen ändern. Es geht dort nicht nur darum. Ich bin nur hingegangen, weil ich lernen wollte, wie man Sachen in die Luft jagt. Von Bergbau habe ich eigentlich keine blasse Ahnung.«
    »Das ganze Holz war offensichtlich irgendeine Konstruktion, die sie oberirdisch gebaut haben. Zu welchem Zweck, weiß ich nicht. Aber sie zieht sich ein ganzes Stück weit über den Hang hin. Es muss sich um eine Technik zur Trennung von Mineralien unter Ausnutzung der Schwerkraft handeln. Vielleicht haben sie Wasser runterlaufen lassen oder so was. An einigen Stellen sieht man nur diese großen Rutschen.« Zula zeigte auf die Trümmer einer solchen im Hintergrund eines Fotos von Onkel Richard. Dann schob sie Blätter herum, bis sie ein Foto von etwas fand, das wie ein sehr altes, von einer Schockwelle in Schieflage gebrachtes Haus aussah. »An anderen Stellen sieht man eine Plattform mit einer Hütte oder sogar etwas in dieser Größe obendrauf. Aber größtenteils ist das alles eingestürzt, wie Sie sehen können.«
    »Egal, was es ist, es liegt acht Komma vier Kilometer vom Schloss entfernt und fast genau auf derselben Höhe«, sagte Jones.
    »Wegen der Eisenbahn«, sagte Zula.
    Er machte ein interessiertes Gesicht. »Welche Eisenbahn?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es gibt sie nicht mehr. Aber es gab mal eine Schmalspurbahn, die von Elphinstone nach Süden in dieses Tal verlief. Der Stadt am nächsten war das Schloss, der Wohnsitz des Barons und die Zentrale des ganzen Imperiums. Weiter talaufwärts lagen die Minen, mit denen er sein Vermögen gemacht hat …«
    »Und das ist eine davon«, sagte Jones mit kurzem Blick auf die Fotos, die sie betrachtet hatten. »Aber warum haben Sie ›Wegen der Eisenbahn‹ gesagt?«
    »Die Höhe«, sagte Zula. »Sie haben bemerkt, dass der Höhenunterschied sehr gering ist. Das liegt daran, dass …«
    »Züge nicht sehr gut Hügel rauf- und runterfahren können«, ergänzte Jones nickend den Satz für sie.
    »Ja. Genauso wenig wie Radfahrer und Skilangläufer. Also …«
    »Ah, ja, jetzt verstehe ich. Der Weg talaufwärts, der auf der Webseite des Schlosses so stolz beschrieben wird.«
    Zula nickte. »Der Weg ist einfach die Trasse der alten Schmalspurbergwerksbahn, die man gepflastert hat.«
    »Ja.« Jones überlegte eine Weile und widmete dabei den auf der Karte eingezeichneten Höhenlinien mehr Aufmerksamkeit. »Wie kommt man eigentlich auf diesen Weg?«
    Zula stützte sich auf die Ellbogen, beugte sich nach vorn über den Tisch und versuchte eine Zeitlang, sich auf die Karte zu konzentrieren. Dann schüttelte sie den Kopf. »Das sind zu viele Informationen«, sagte sie. »So schwer ist das gar nicht.« Sie drehte eines der Fotos um, sodass die leere Rückseite vor ihr lag. Dann griff sie nach dem dicken Zimmermannsbleistift, den Jones aus dem Walmart mitgenommen hatte. Sie zog eine waagrechte Linie über die Seite. »Die Grenze«, sagte sie. Dann eine Linie, die die Grenze im rechten Winkel schnitt. »Die Selkirks.« Parallel dazu, weiter östlich, eine weitere. »Die Purcells. Dazwischen, der Kootenay Lake.« Sie zeichnete ein langes, in Nordsüdrichtung liegendes Oval nördlich der Grenze. »Highway drei verläuft möglichst parallel zur Grenze, muss aber wegen diverser Hindernisse einen Zickzackkurs nehmen.« Sie zeichnete eine unstete Linie über die Selkirs und die Purcells. An einigen Stellen streifte sie die Grenze beinahe, an anderen

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