Error
stattfand. Währenddessen bemerkte er: »Natürlich gibt es noch eine andere Möglichkeit, wie das hier schiefgehen kann. Wurde in dieser Unterhaltung bereits angesprochen.«
»Und die wäre …?«
»Vielleicht ist das nicht die einzige Kopie der Daten? Vielleicht verdoppeln oder verdreifachen Sie Ihren Gewinn, indem Sie sie noch an andere verkaufen?«
Peter zuckte mit den Achseln. »Ich habe keine Möglichkeit, Ihnen zu beweisen, dass das hier die einzige Kopie ist.«
»Verstehe. Aber Ihre ukrainischen Kollegen …?«
»Haben dieses Zeug noch nicht mal gesehen. Als wir den Exploit haben laufen lassen, sind die Dateien direkt auf meinen Laptop gegangen.«
»Wo Sie, nur für den Fall der Fälle, eine Kopie zurückbehalten haben?«
»Nein.« Dann bekam Peter einen etwas unsicheren Blick. »Außer der hier.« Er ließ seinen Laptop die DVD auswerfen. »Möchten Sie die haben?«
»Ich möchte sie zerstört sehen.«
»Kein Problem.« Peter bog die Scheibe zu einem U und drückte sie in dem Versuch, sie zu zerbrechen, fest zusammen. Das erforderte eine erstaunliche Anstrengung. Schließlich gab es einen explosiven Knacks und die DVD zersprang in zwei Hälften, einige Scherben flogen auf den Tisch und den Fußboden. »Verdammt!«, sagte Peter. Er ließ die zwei gezackten Halbkreise auf den Tisch fallen und hielt die rechte Hand hoch, um sich einen etwa anderthalb Zentimeter langen Schnitt an der Daumenbasis anzusehen, aus dem Blut quoll.
»Meinen Sie, Sie könnten versuchen, sich etwas weniger auffällig zu verhalten?«, fragte Wallace. Er hatte die neue »Daten«-Datei geöffnet und sich vergewissert, dass sie aus unendlich vielen Zeilen mit Namen, Adressen, Kreditkartennummern und Gültigkeitsdaten bestand. Dann scrollte er bis ganz ans Ende und stellte fest, dass sie Hunderttausende von Datensätzen enthielt.
Darauf zog er den Stick aus seinem Gerät und schnippte ihn in das Feuer, das kaum mehr als einen Meter von ihnen entfernt brannte. Peter, der an seiner selbst beigebrachten Verletzung sog, schielte unwillkürlich in Richards und Zulas Richtung.
Mit dem Fuß schob Wallace eine kleine Reisetasche über den Boden, bis sie Peters Knöchel berührte. »Sollte für ein paar Pflaster reichen, und ein neuer Speicherstick für Onkel Dick müsste auch noch drin sein. Wie Sie aber mit Hundertdollarscheinen Ihre Hypothek bezahlen wollen, ist mir schleierhaft.«
»Wie sich gezeigt hat, kennt Onkel Dick sich damit aus.« Peter hatte seine Hand vom Mund genommen und presste die blutende Wunde jetzt an sein eiskaltes Mountain-Dew-Glas.
»Spricht da Ihre eigene Erfahrung oder Wikipedia?«, fragte Wallace.
»Nur damit Sie’s wissen, er hat einen Haufen Probleme mit seinem Wikipedia-Eintrag.«
»Hätte ich auch«, sagte Wallace, »wenn’s meiner wär. Beantworten Sie meine Frage.«
»Richard spricht nicht über alte Zeiten. Jedenfalls nicht mit mir.«
»Wie? Findet er, dass Sie seiner Nichte nicht würdig sind?«, sagte Wallace in einem Ton gespielter Verwunderung. »Richard Forthrast macht schon lange keine krummen Dinger mehr. Er wird Ihnen nicht aus der Verlegenheit mit den Hundertdollarscheinen helfen.«
»Er hat einen Weg gefunden«, sagte Peter. »Dann finde ich auch einen.«
»Peter. Bevor unsere Wege sich, hoffentlich für immer, trennen, möchte ich kurz mit Ihnen über etwas reden.«
»Nur zu.«
»Ich glaube, dass Sie mir gegenüber offen waren. Deshalb will ich in gleicher Weise reagieren und Ihnen verraten, dass das ganze Gerede über die Russen Schwachsinn war. Eine Abschreckungstaktik, schlicht und ergreifend.«
»Das habe ich schon rausgekriegt.«
»Wie denn?«
»Vor einer Minute haben Sie gesagt, Sie würden den USB -Stick einem russischen Hacker auf dem Rücksitz eines Suburbans übergeben. Aber gerade eben haben Sie ihn ins Feuer geworfen.«
»Schlaues Bürschchen. Dann brauche ich Ihnen wohl auch nicht zu sagen, dass gar kein Suburban auf dem Parkplatz steht. Sie können selbst nachsehen.«
Peter sah nicht nach. Er war fast übertrieben bereit, Wallace zu glauben.
»Ich arbeite auf eigene Rechnung«, sagte Wallace. »Ein kleiner Fisch ohne Schlägertrupp, der meinem Geschäft Nachdruck verleiht, deshalb muss ich manchmal zu diesen Psychospielchen greifen, um die Aufrichtigkeit der Leute einschätzen zu können. In diesem Fall hat es funktioniert. Ich nehme Ihnen ab, dass Sie ehrlich zu mir waren. Sonst hätte man es in Ihren Augen sehen können.«
»Das ist in Ordnung«, sagte Peter.
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