Error
»Früher haben wir uns diese blöde Sendung Scared Straight angeschaut. Ich glaube, Sie haben mich gerade auch zum Ehrlichsein erschreckt .«
»Was Sie nicht sagen!«, meinte Wallace gedehnt. »Sie haben also ein neues Kapitel aufgeschlagen! Das war Ihr letzter großer Coup! Jetzt steigen Sie aus. Begeben sich auf den Pfad der Tugend, wie Richard Forthrast.«
»Er hat’s getan …«, begann Peter.
»… und deshalb können Sie’s auch«, beendete Wallace den Satz. »Ich glaube, das ist alles Schwachsinn, aber jetzt werde ich mich verabschieden und Ihnen viel Glück wünschen.«
»Nimmt Peter Drogen?«, fragte Richard.
»Nein, er ist clean«, sagte Zula mit einem schnellen Augenrollen und angedeuteten Gänsefüßchen. »Wieso?«
»Weil das auf mich wie ein Drogengeschäft gewirkt hat.«
Sie sah über die Schulter hinter sich. »Wirklich? Inwiefern?«
»Einfach was die psychologische Dynamik angeht.«
Durch ihre Brille warf sie ihm einen durchdringenden Blick zu.
»Allerdings erklärt das, wie ich zugeben muss, nicht die Mätzchen mit dem USB -Stick und den Versuch, sich mit einer DVD umzubringen«, räumte er ein.
Achselzuckend wandte sie den Blick ab.
»Ist ja egal«, fuhr er fort.
»D-Quadrat hat also Skeletor mit den Apostrophen Einhalt geboten.«
»Ja. Ein wohlgeplanter Angriff, würde ich sagen. Der unter anderem zu der Veränderung geführt hat, bei der D’uinn zu Dwinn wurde.«
»Mann, wie die Leute im Internet darüber reden …«
»Man könnte meinen, es wäre eine riesige Angelegenheit gewesen. War es nicht. Damals jedenfalls. Aber so wird heute Geschichte gemacht. Die Leute warten, bis sie ein bisschen Geschichte brauchen, und dann machen sie sie für ihre Zwecke passend. Vor einem Jahr? Da dürften nur die eingeschworensten T’Rain-Freaks überhaupt schon mal von der Apostropocalypse gehört und sie eher als Fußnote betrachtet haben. Eine amüsante, bestenfalls.«
»Seit aber die Kräfte der Helligkeit völlig überraschend über die Erdtonkoalition hergefallen sind …«
»Im Rückblick hat es Bedeutung erlangt«, sagte Richard, »und ist zu diesem dicken Ding aufgeblasen worden. Aber in Wirklichkeit? Es war nur ein entsetzlich unangenehmes Dinner. D’uinn wurden zu Dwinn gemacht. Angeblich aus linguistischen Gründen. Damit wurde jedoch ein Präzedenzfall dafür geschaffen, dass Don Donald die Autorität besaß, Dinge zu ändern, die Devin in der Welt gemacht hatte.«
»Was er dann später missbraucht hat?«
»Den Kräften der Helligkeit zufolge ja«, sagte Richard. »Tatsache ist aber, dass D-Quadrat umsichtig und zurückhaltend war und nur an Stellen Änderungen vorgenommen hat, wo Devin wirklich geschludert hatte. Dinge, die Devin selbst geändert hätte, wenn er seine Arbeit noch mal gelesen und sorgfältiger überdacht hätte. So ist es in den meisten Fällen keine große Sache.«
»Für dich vielleicht«, sagte Zula, »aber für Devin?«
Richard dachte darüber nach. »Damals hat er sich wirklich verhalten, als wär’s ihm egal.«
»Vielleicht war es das aber nicht«, sagte Zula, »und er schmiedet seitdem Rachepläne. Verbirgt Dinge tief im Kanon. Details der Geschichte, die Geraldine und ihr Team nicht unbedingt zu einem größeren Bild zusammenbringen würden. Aber seine Fans – auf sie hat das wie eine Hochfrequenzhundepfeife gewirkt.«
Richard zuckte mit den Achseln und nickte. Dann fiel ihm auf, dass Zula ihn ansah. Erwartungsvoll.
»Dir ist es egal!«, rief sie schließlich aus. Dann ein Lächeln.
»Am Anfang war es das nicht«, gab er zu. »Anfangs war ich schockiert. Einer meiner Charaktere wurde nämlich gegankt. Ohne Vorwarnung von anderen Charakteren seiner Gruppe angegriffen. Erschlagen, während er dabei war, sie zu verteidigen. Das war damals natürlich ärgerlich. Und der Aufruhr, der Unmut über die vergangenen zwei Monate hinweg – wie könnte einen das kaltlassen, so ganz und gar? Aber – ich leite ein Unternehmen.«
»Und mit dem Koalitionskrieg verdient man Geld?«
»Haufenweise.«
»Wer verdient haufenweise Geld?« Mit dieser Frage platzte Peter in ihr Gespräch. Während er sich hinsetzte, streifte er sich eine schwarze Nylonreisetasche von der Schulter und nahm sie auf den Schoß. In der Hand hielt er ein zusammengerolltes Bündel Papierservietten, das er fest auf seine DVD -Wunde drückte.
»Da stellen Sie eine interessante Frage«, sagte Richard und sah Peter in die Augen.
»Nur ein Scherz«, sagte Peter, den Blickkontakt sofort
Weitere Kostenlose Bücher