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Laden und deckte sich mit Junkfood ein. Als sie zurückkam, stand er an der geöffneten Hecktür des Wagens und hantierte mit irgendetwas herum. Sie hörte das Öffnen und Schließen von Reißverschlüssen, das Rascheln von Plastik. »Willst du fahren?«, fragte er sie.
»Seit sechs Stunden sage ich dir, dass ich gerne fahren würde«, erwiderte sie mit einem mildem Vorwurf in der Stimme.
»Dachte bloß, du hättest vielleicht deine Meinung geändert oder so, aber ich würde wirklich gerne meine Augen mal ausruhen lassen und vielleicht sogar ein bisschen schlafen«, sagte er, was Zula nicht so recht glauben konnte, da er ihr ziemlich aufgeregt vorkam. Doch in ihrem Kopf machte irgendetwas Klick, und sie begriff, dass er von neuem auswich. Die bevorstehende Grenzüberquerung löste seinen Ausweichinstinkt aus. Das war schon passiert, als sie auf die Straßengabelung in Elphinstone zufuhren, und jetzt passierte es wieder. Sie erklärte sich bereit zu fahren.
»Zum Peace Arch«, sagte er. »Wir nehmen den Übergang beim Peace Arch.«
»Ungefähr drei Kilometer von hier gibt es auch einen.«
»Beim Peace Arch ist weniger Verkehr.«
»Von mir aus.«
So begann sie, den Wagen die letzten paar Dutzend Kilometer nach Westen in Richtung Grenzübergang Peace Arch zu chauffieren, der gewissermaßen schon im Meer lag: Weiter konnten sie nicht fahren, länger konnten sie die Grenzüberquerung nicht hinausschieben. Peter senkte nach ein paar Minuten seine Rückenlehne, schloss die Augen und hörte auf, sich zu bewegen. Dabei wusste Zula, die mehr als nur ein paarmal mit ihm im Bett gewesen war, dass das gar nicht seinem Einschlafmuster entsprach.
Die elektronischen Schilder auf der Schnellstraße wiesen darauf hin, dass am sogenannten Lkw-Übergang – nur ein paar Kilometer östlich des Übergangs Peace Arch – sogar noch weniger Betrieb war, und so fuhr sie dorthin. Nur zwei Fahrzeuge waren vor ihnen auf der Kontrollspur, was vermutlich eine Wartezeit von weniger als einer Minute bedeutete.
»Peter?«
»Ja?«
»Hast du deinen Pass?«
»Ja, in meiner Tasche. Hey. Wo sind wir?«
»An der Grenze.«
»Das ist der Lkw-Übergang.«
»Ja. Noch kürzere Wartezeit.«
»Ich hatte aber eher an Peace Arch gedacht.«
»Warum ist das so wichtig?« Nur noch ein Auto vor ihnen. »Hol doch mal deinen Pass raus.«
»Hier. Du kannst ihn dem Beamten geben.« Peter reichte Zula den Pass, dann nahm er wieder seine Ruheposition ein. »Sag ihm, dass ich schlafe, ja?«
»Du schläfst nicht.«
»Ich meine nur, dass wir nicht so leicht Scherereien bekommen, wenn sie glauben, dass ich schlafe.«
»Was für Scherereien? Wann bekommt man denn an dieser Grenze Scherereien? Es ist doch, wie wenn man von North Dakota nach South Dakota fährt.«
»Bitte tu’s einfach.«
»Mach die Augen zu und hör auf, dich zu bewegen«, sagte sie, »dann kann er selbst sehen, dass du schläfst oder vorgibst zu schlafen. Wenn ich aber sage, ›er schläft‹, was ja offensichtlich ist, dann wird es erst recht sonderbar wirken. Warum ist das so wichtig?«
Peter tat, als schliefe er, und antwortete nicht.
Das Fahrzeug vor ihnen fuhr weiter, hinein in die Vereinigten Staaten, und dann wurde das Licht für sie grün. Zula fuhr vor.
»Wie viele im Auto?«, fragte der Grenzbeamte. »Staatsangehörigkeit?« Er leuchtete mit der Taschenlampe auf Peter. »Ihr Freund wird gleich aufwachen müssen.«
»Wir sind zu zweit. USA .«
»Wie lange waren Sie in Kanada?«
»Drei Tage.«
»Bringen Sie irgendwas mit?«
»Nein«, sagte Zula.
»Nur eine Packung Kaffee. Und Junkfood«, sagte Peter.
»Willkommen zu Hause«, sagte der Beamte und schaltete das Licht auf Grün.
Zula beschleunigte in Richtung Süden. Peter ließ seine Rückenlehne wieder hochfahren und rieb sich das Gesicht.
»Willst du deinen Pass wiederhaben?«
»Klar, danke.«
»Jetzt sind’s noch ungefähr zwei Stunden bis Seattle«, sagte Zula. »Das reicht dir ja vielleicht, um mir zu erklären, warum du mich schon den ganzen Tag verarschst.«
Peter schien es tatsächlich zu überraschen, dass ihr aufgefallen war, dass er sie verarscht hatte, er machte aber nicht den Versuch, seine Unschuld zu beteuern.
Ein paar Minuten später, nachdem sie sich in den Verkehr auf der I-5 eingefädelt hatte, sagte er: »Ich habe was Saublödes gemacht. Wer weiß, vielleicht sogar beziehungsbeendend blöd.«
»Wer war der Typ in der Gaststätte? Er hatte was damit zu tun, stimmt’s?«
»Wallace. Lebt in
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