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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Frühstücksschalen übersät war. Das kühle Silberlicht, das für diesen Teil der Welt so typisch war, fiel durch ein mit einem Gitter versehenes Fenster ein und ermöglichte einem, alles zu erkennen, ohne es eigens zu beleuchten.
    »Ich bin gerade mit einem Containerschiff aus China gekommen«, sagte Sokolow. Denn wenn Igor nichts anderes per Mundpropaganda verbreitete, wollte Sokolow wenigstens bekannt machen, dass das und nichts anderes der Grund war, warum er sich zwei geschlagene Wochen bedeckt gehalten hatte. »Kein Internet, kein Telefon. Ich war total abgeschnitten.«
    »Irgendwen angerufen?«
    »Ich habe kein Telefon. Ich sage dir doch, ich bin vor zwei Stunden buchstäblich von dem Scheißschiff gesprungen und geradewegs hierhergekommen.«
    »Du hast also zwei Wochen lang nichts gehört.«
    »Eher drei. Es ist nicht so, als hätten wir viel kommuniziert, als wir in Xiamen waren.«
    »Tja, du musst dich melden. Eine Menge Leute sind verwirrt. Angepisst.«
    Sokolow grinste. »Hast von ihnen gehört, wie?«
    »Ich dachte, ich wäre ein toter Mann«, sagte Igor, kein bisschen amüsiert. Sokolow warf einen Blick auf Wlad, in der Hoffung, ihn ins Gespräch einbeziehen zu können, aber Wlad, ein etwas jüngerer Mann als Igor – mager, mit langen, ungepflegten Haaren – war mit seinem Stuhl in die Ecke der Küche gerutscht, und dort saß er, die Hände in den Taschen einer unförmigen Lederjacke, eine implizite Drohung, Sokolow mit dem zu durchbohren, was auch immer in seiner Tasche steckte. Wlad war bei der Übernahme von Peters Wohnung ein Nebendarsteller gewesen, aber er war genauso tief in die Sache verwickelt wie alle anderen. Sokolow hatte den Verdacht, dass er ein Meth-Süchtiger war.
    Ein Flugzeug hob von Sea-Tac ab, flog direkt über das Haus und machte eine Zeitlang jedes Gespräch unmöglich.
    »Tja, für mich siehst du aber ganz lebendig aus«, sagte Sokolow schließlich.
    Igor nickte. »Es hat so was wie eine Untersuchung stattgefunden, so könnte man es wohl nennen. Bestimmte Leute wollten wissen, wo Iwanow abgeblieben ist, was er getan hat. Sie waren sehr misstrauisch. Ich habe versucht, ihnen das mit Wallace zu erklären. Das mit dem Virus.« Igor zuckte die gewaltigen Schultern, eine ausladende, rollende Bewegung wie bei einem Fass, das von einem Lastwagen fällt. »Was verstehe ich schon von solchen Sachen? Ich habe ihnen einfach erzählt, was ich zufällig mitgehört habe. Von dem Hacker in China. T’Rain. Zula. Hab versucht, daraus schlau zu werden. Nach einer Weile haben sie sich beruhigt.«
    »Da hast du’s«, sagte Sokolow. »Genau das habe ich erwartet. Man musste ihn nur alles erklären. Das hast du gut gemacht.« Dies nicht so sehr für Igors Ohren als vielmehr für diejenigen, an die er die Geschichte später vielleicht weitergab.
    Igor machte nun ein interessiertes Gesicht. Anstatt darauf zu warten, dass er es sagte, sagte Sokolow: »Ab jetzt kümmere ich mich darum.«
    »Gut.«
    »Ich muss es bloß bis zu ihnen zurückschaffen, weißt du, ohne Ärger mit der Einwanderungsbehörde oder der Polizei zu kriegen.«
    »Ja, klar.«
    »Deswegen bin ich hergekommen«, sagte Sokolow. »Ich mache euch nicht viele Umstände. Muss bloß duschen. Einen Happen essen. Mich berappeln. Dann gehe ich wieder.«
    »Brauchst du Geld?«, fragte Igor argwöhnisch.
    »Eigentlich nicht.«
    Das stimmte Igor milder. »Ich kann dir nämlich was leihen, wenn du was brauchst.«
    »Wie gesagt, ich muss mich einfach ein bisschen sammeln. Ich zähle mein Geld, vielleicht komme ich dann auf dein Angebot zurück.«
    »Zur Dusche geht’s da entlang«, sagte Igor und wies mit den Augen die Richtung.
    Der Boden des Hauses war schwammig und uneben – wurde, wie Sokolow vermutete, von unten durch irgendeine Mischung aus Insekten und Fäulnis zerfressen. Der Rahmen der Badezimmertür hatte sich zu einem Parallelogramm verzogen, die unsolide Wabentür war noch ein Rechteck; er drückte sie mit der Schulter zu und verschloss sie dann mit dem Haken, der angebracht worden war, als das Schloss zu funktionieren aufgehört hatte. Das hier schien Ground Zero für den Schimmelgeruch zu sein, der den gesamten Bungalow durchzog. Sokolow drehte die Dusche auf und zog dann den Vorhang vorne zu, damit kein Wasser auf den Boden spritzte. Er setzte sich vollständig bekleidet auf die Toilette, die sich hinter der Tür befand, zog seine Makarow und lud sie durch. Dass Igor die Tür eintreten und Wlad blindlings in die Duschkabine feuern

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