Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
begrüßen. »Mach es dir bitte bequem«, sagte er und beugte sich schwerfällig vor, als wollte er aufstehen. Er hatte ein Bier in der Hand. »Möchtest du ein Bier? Ich hole dir eins.«
    »Nein danke, im Augenblick nicht.«
    »Ich habe Pizza bestellt. Sie müsste in vierzig Minuten hier sein. Ich dachte, du hast vielleicht Hunger.«
    »Danke, das hört sich köstlich an. Es ist eine Ewigkeit her, dass ich Pizza gegessen habe.« Die Worte kamen etwas mechanisch aus seinem Mund; sein Verstand arbeitete zu rasch, als dass er echte Konversation hätte machen können.
    »Zwei Wochen lang nur Nudeln und Reis, wie?«
    »Verzeihung?«
    »Auf dem Frachter – nur Chinesenfraß, möchte ich wetten.«
    Sokolow schüttelte den Kopf. »Die Mannschaft bestand aus Filipinos. Die essen anderes Zeug. Es hat geschmeckt. War eben nur keine Pizza, das ist alles.«
    »Wie zum Teufel hast du es eigentlich an Bord von diesem Kahn geschafft? Was ich gehört habe, müssen die chinesischen Bullen völlig durchgedreht sein.«
    Sokolow zuckte die Achseln. »Es ist ein großer Hafen. Berühmt für den Schmuggel dort. Von solchen Orten kommt man immer weg.«
    »Aber du warst allein – und du sprichst kein Chinesisch.«
    Also war jetzt zumindest eines offensichtlich: Mit wem auch immer Igor telefoniert hatte, er hatte ihn aufgefordert, Sokolow darüber auszuhorchen, wie er es aus einer Schießerei in einem einstürzenden Mietshaus in Xiamen zu Igors Haus in Tukwila geschafft hatte, und nach Ungereimtheiten in der Geschichte zu bohren – soweit Igor überhaupt das geistige Rüstzeug für eine solche Aufgabe besaß. Vielleicht diente das Pizza-Hinhaltemanöver einzig dazu, Sokolow so lange im Haus festzuhalten, dass Igor eine Reihe solcher Fragen stellen konnte. Oder vielleicht war auch schon ein Auto voller Männer hierher unterwegs, die Sokolow holen und ihn einem schärferen Verhör unterziehen sollten. In jedem Fall würde es keinen guten Eindruck machen, Hals über Kopf von hier zu verschwinden und die Pizza zu verschmähen: Genauso gut könnte er verkünden, dass er etwas zu verbergen hatte.
    Er hatte das Haus natürlich auf Ausgänge überprüft, und ihm war aufgefallen, dass das Gebäude zwar klein, aber erstaunlich schwer zu verlassen war. Im Viertel schienen ziemlich viele Eigentumsdelikte vorzufallen, und es war deutlich genug, dass Igor und Wlad sich nicht zu schade waren, mit gestohlenen Gütern, möglicherweise auch mit Drogen zu handeln, da sie gewissenhaft Stäbe oder Stahlgitter vor den Fenstern angebracht hatten. Die einzigen Ausgänge waren die Türen.
    »Was soll’s«, sagte Sokolow. »Ich glaube, ich trinke doch ein Bier. Schon gut, ich kann mir selber eins holen.« Denn Igor war schon wieder in den Tiefen seines schwarzen Ledersofas versunken und nicht die Sorte Mensch, die so rasch wieder aufstand. Sokolow ging zurück in die Küche und bestätigte seine Erinnerung, dass man von dort aus auf so etwas wie eine Veranda mit einem Ausgang in den Garten hinter dem Haus gelangte. Er trat auf die Veranda und untersuchte die Tür, ein nicht sehr stabiles Ding, das mit Stahldraht und einer Reihe zusätzlicher Riegel verstärkt worden war. Er öffnete sie alle und vergewisserte sich, dass er die Tür nun mit einem einzigen schnellen Ruck aufreißen konnte.
    Dann ging er mit seinem Bier zurück ins Wohnzimmer. Er hatte sich ein wenig Sorgen gemacht, Igor könnte misstrauisch geworden sein, weil er so lange gebraucht hatte, um sich ein Getränk zu holen, aber sein Gastgeber war völlig in den Verlauf des Computerspiels vertieft. Sokolow zog einen Stuhl in eine Position, von der aus er zum Fenster hinaus und die Sackgasse entlangschauen konnte.
    Es folgte eine Dreiviertelstunde sporadische Unterhaltung. Ab und zu stellte Igor ihm eine Frage nach den Ereignissen in Xiamen, und Sokolow erzählte etwas von der Geschichte, doch über kurz oder lang wandten sie sich immer wieder dem Computerspiel zu.
    Ein kleines Auto kam die Straße entlang, aber es handelte sich nur um die Pizzalieferung. »Ich hole noch Bier«, sagte Sokolow und ging in die Küche. Im Schrank neben dem Herd fand er einen großen Topf, stellte ihn in die Spüle und ließ heißes Wasser hineinlaufen. Dann ging er zum Kühlschrank, holte drei Bier heraus und brachte sie ins Wohnzimmer. Igor hatte sich hochgerappelt, öffnete die Schlösser an der Haustür und begrüßte den Pizzalieferanten. Sokolow stellte das Bier auf den Sofatisch. Dann ging er in die Küche zurück,

Weitere Kostenlose Bücher