Error
stellte den Topf, der inzwischen mehrere Liter warmes Wasser enthielt, auf den Herd und schaltete die Platte auf die höchste Stufe. Wenn das Wasser kochte, könnte es vielleicht als Waffe oder wenigstens als Ablenkung dienen.
Sie aßen Pizza und tranken Bier. Wlad hatte sein Computerspiel unterbrochen. Es lief nicht auf einer Konsole wie etwa einer Xbox, sondern auf einem PC . Keiner langweiligen beigefarbenen Kiste, wie man sie in einem Büro sähe, sondern auf einem speziell für junge männliche Spieler mit einem Technikfetisch hergestellten PC , aufgemotzt mit vielfarbigen LED -Anzeigen und aufwendig geformten Konturen, die an den Rumpf eines außerirdischen Raumschiffs erinnerten. Als Sokolow das Ding kurz nach seiner Ankunft in Igors Haus vor ein paar Stunden zum ersten Mal gesehen hatte, war seine Aufmerksamkeit kurz daran hängen geblieben und hatte sich dann etwas anderem zugewandt. Seither hatte ihn irgendetwas daran nicht losgelassen. Aber er hatte an anderes zu denken.
Jetzt endlich kam er darauf. Ihm fiel ein, wo er das Ding schon einmal gesehen hatte.
Es war Peters Computer.
Sie mussten irgendwann, während Sokolow in China zugange gewesen war, in Peters Wohnung zurückgekehrt sein und gestohlen haben, was immer ihnen lohnend erschien.
Es musste ziemlich bald nach ihrem Abflug nach Xiamen geschehen sein, denn sobald man Peter und Zula als vermisst gemeldet hatte, waren garantiert die Cops dort aufgekreuzt und hatten die Wohnung zum Tatort erklärt, womit es sehr riskant gewesen wäre, dort einzubrechen.
Das hieß, die Cops mussten dort aufgekreuzt sein, nachdem Wlad und Igor die Wohnung durchstöbert hatten.
Und das wiederum hieß, dass die Cops, anstatt den sorgfältig gereinigten, spurenfreien Schauplatz vorzufinden, für den Sokolow gesorgt hatte, Spuren besagten Stöberns gefunden hatten.
»Du machst mich nervös, wenn du so kuckst«, beschwerte sich Igor.
Im Aufblicken sah Sokolow, dass Igor tatsächlich leicht nervös dreinschaute.
Sokolow räusperte sich. »Ihr seid dorthin zurückgegangen«, sagte er, »und habt einiges mitgehen lassen.«
An dieser Stelle hätte sich Sokolow nicht gewundert, wenn Igor einen schuldbewussten Blick auf den schicken PC geworfen hätte, der so nahe bei ihm auf dem Boden stand, dass er sein Bier hätte darauf abstellen können. Stattdessen aber huschte Igors nervöser Blick in die Zimmerecke hinter Sokolow. Dank einer übermenschlichen Willensanstrengung widerstand Sokolow der Versuchung, sich umzudrehen und nachzusehen, worum es sich handelte. Offensichtlich um einen Teil der Beute aus der Wohnung, den Igor für wertvoller hielt oder der seine Fantasie in irgendeiner Hinsicht stärker beschäftigte als der PC .
Was hatte jemand wie Peter wohl in seiner Wohnung gehabt, das für Igor so interessant sein konnte? Der Reiz des PC war leicht nachzuvollziehen. Alle jungen Männer spielten gern Computerspiele. Was noch? Drogen hatte Peter keine genommen.
Dann fiel Sokolow ein, wie Igor am oberen Treppenabsatz gestanden und einen Waffensafe untersucht hatte. Und Sokolow versichert hatte, dass er verschlossen sei.
»Ich bestreite es ja gar nicht«, sagte Igor mit einem Achselzucken, das besagte, dass nichts dabei sei, und einem nervösen Lachen, das für das Gegenteil sprach.
»Hat euch Iwanow nicht gut genug bezahlt?«
»Für so einen Job ist nichts genug. Scheiße, ich habe gedacht, es geht um Überwachung. Schlimmstenfalls Bodyguardkram. Und dann wird das Ganze auf einmal zum …«
Sokolow nickte. »Klar, das kann ich verstehen. Ich war genauso überrascht wie ihr. Ich frage nur. Für mich ist wichtig, dass ich die Fakten kenne. Das ist alles. Wann seid ihr dorthin zurückgegangen?«
»Vielleicht zwei Tage später«, sagte Igor und schaute Bestätigung heischend zu Wlad hinüber. »Am Abend davor haben wir es ausgekundschaftet. Uns vergewissert, dass keine Cops da sind, keine Überwachung stattfindet. Haben eine Möglichkeit gefunden reinzukommen. Schön leise.« Wieder ein Blick in die Ecke.
»Wie habt ihr den Safe aufgekriegt?«, fragte Sokolow, der lediglich riet. »Leise?«
»Mit einem Plasmaschneider«, platzte Wlad heraus. Igor warf ihm einen vernichtenden Blick zu, aber Wlad begriff nicht einmal, dass er in eine Falle gegangen war, die Sokolow ihm gestellt hatte.
»Hattet ihr keine Angst, die Waffe zu beschädigen?«
»Er hat sie in einem Metallkoffer aufbewahrt«, sagte Wlad und deutete mit dem Kinn in dieselbe Ecke. Das lieferte Sokolow
Weitere Kostenlose Bücher