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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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würde, war unwahrscheinlich. Aber es war auch nicht ausgeschlossen; und wenn es passierte, wäre Sokolow sehr enttäuscht von sich selbst, wenn er nicht daran gedacht hätte, sich darauf vorzubereiten.
    Er sah auf seine Uhr und machte es sich fünfzehn Minuten lang bequem, eine Zeitspanne, in der er über Olivia und Zula, Csongor, Yuxia und Peter nachdachte.
    Da er Zula als Einzige aus dem Gebäude hatte entkommen sehen, war er davon ausgegangen, dass Csongor und Peter tot waren und Yuxia sich im Gewahrsam des Büros für Öffentliche Sicherheit befand. Das alles war zwar bedauernswert, aber er konnte es nicht ändern.
    Was Zulas Lage anging, konnte er nur spekulieren. Er hatte in dem Buchladen in der Innenstadt, wo er die Karte gekauft hatte, ein paar Zeitungen überflogen. Er hatte keinerlei Erwähnung von Abdallah Jones gesehen. Dann war er zu Wochenmagazinen übergegangen, in der Hoffnung, dort vielleicht Artikel zu finden, die Ereignisse der letzten ein, zwei Wochen zusammenfassten. Fehlanzeige.
    An mehreren Stellen hatte er Poster mit Zulas Gesicht gesehen, manchmal allein, manchmal zusammen mit dem von Peter. Sie waren an Telefonmasten und Bushaltestellen befestigt, sahen schon etwas vergilbt aus und wurden allmählich von Anzeigen für entlaufene Hunde und Putzdienste verdrängt.
    Eine Google-Suche hätte ihm sehr viel mehr verraten. Aber er hatte in den Zeitungen genug gesehen – oder vielmehr nicht gesehen –, um zu vermuten, dass Jones sich immer noch irgendwo versteckt hielt und dass Zula, falls noch am Leben, bei ihm war.
    Was Olivia anging, so hoffte und vertraute er darauf, dass sie wohlbehalten nach Hause gefunden hatte und auf dem besten Wege war, ihn zu vergessen. In Kinmen hatte er zu seiner Beruhigung so etwas wie intelligente Reserviertheit in ihrem Gesicht gesehen. Nicht zu fassen, dass ich mit diesem Kerl vögle. Umgekehrt hätte er sich Sorgen gemacht, wenn sie ihn mit hoffnungsvollen oder anbetenden Blicken bedacht hätte. Nun waren sie schon eine ganze Weile getrennt, und bestimmt hatte ihr rationaler Verstand dem Teil ihres Gehirns, der einen Mann wie Sokolow attraktiv fand, längst wieder das Heft aus der Hand genommen und sie auf einen sicheren, vernünftigen Kurs zurückgesteuert.
    Darüber war er nicht ganz glücklich. Unter anderen Umständen hätte es sich vielleicht gelohnt, die Sache weiter zu verfolgen. Schade, dass es unmöglich war. Aber nicht so schade, wie manche anderen Dinge auf dieser Welt.
    Die Wände des Bungalows waren dünn, und unter dem Rauschen der Dusche konnte er wie eine Art undeutliches Pochen Igors Stimme hören, die schwer zu verstehen war, außer wenn er deutliche Worte wie »Da, da!« von sich gab. In den Pausen, in denen Igor schwieg, hörte Sokolow nichts von Wlad. Offenbar telefonierte Igor mit jemandem. Das kam nicht weiter überraschend, und eigentlich tat Sokolow auch nur deshalb so, als duschte er, weil er Igor Gelegenheit geben wollte, seinen nächsten Zug zu machen: zu versuchen, ihn zu töten, oder aber Leute in seinem Netzwerk anzurufen und die Nachricht zu verbreiten.
    Er drehte die Dusche ab, drehte den Wasserhahn auf, zog einen Wegwerfrasierer aus seiner Tragetasche und rasierte sich mit einem Stück Seife, das auf dem Waschbeckenrand liegen geblieben war. Die Makarow hielt er griffbereit. Aber wenn sie es hätten tun wollen, hätten sie es getan, als sie dachten, er stünde unter der Dusche.
    Beim Rasieren hörte er Igor ein weiteres Mal telefonieren, diesmal auf Englisch. Offenbar bestellte er bei Domino’s eine Pizza.
    Das schien nicht das Verhalten eines Menschen zu sein, der im Begriff steht, seinen Gast zu ermorden, deshalb entspannte sich Sokolow auf einer Ebene ein wenig. Allerdings warf das neue Fragen auf. Wieso zeigte sich Igor auf einmal so gastfreundlich? Jeder, der halbwegs bei Verstand war, würde Sokolow umgehend aus dem Haus haben wollen. Hatte ihm jemand am Telefon befohlen, Sokolow hinzuhalten? Ihn im Haus festzuhalten, bis man jemand anderen vorbeischicken konnte, der sich um ihn kümmerte?
    Wie auch immer, er spülte sich das Gesicht ab, klatschte sich Wasser in seine stoppeligen Haare, damit es so aussah, als hätte er tatsächlich geduscht, zerrte die Tür auf und trat wieder ins Wohnzimmer des Bungalows. Wlad spielte ein Computerspiel auf einem aufgemotzten PC , der an einen großen Flachbildfernseher angeschlossen war. Igor sah zu und steuerte Kommentare bei, riss jedoch seine Aufmerksamkeit davon los, um Sokolow zu

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