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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Tage.«
    Die anderen hörten zu und warteten darauf, dass Abdul-Wahaab Befehle erteilte. Nach einem weiteren Schluck Tee fuhr er fort: »Wenn ihr nach vier Tagen nichts gehört habt, tötet ihr sie und geht, wohin ihr wollt. Aber wir werden versuchen, unseren Brüdern, die in Elphinstone warten, eine Nachricht zukommen zu lassen. Dann werden sie hierherkommen und euch finden. Wir werden GPS -Koordinaten schicken, die den Weg nach Süden zeigen. So Gott will, könnt ihr dann zu uns stoßen und uns in den Märtyrertod begleiten.«
    »Sollen wir sie in diesem Fall töten?«, fragte Zakir.
    »Wir werden Anweisungen geben. Sie könnte uns noch nützlich sein.« Er nahm einen Schluck Tee. »Der Führer behauptet, es gibt keinen Handyempfang, außer wir steigen auf einen Berg und haben Glück. Wenn das passiert, bekommt ihr vielleicht einen Text mit anderen Anweisungen.«
    Danach wandte sich das Gespräch dem zu, was sie tun würden, sobald sie die Grenze überquert hatten: den Herausforderungen, denen sie sich dort gegenübersehen würden, und dem Eifer, mit dem sie verschiedene Gelegenheiten wahrnehmen würden, Chaos zu stiften. Abdul-Wahaab jedoch trat all diesem Gerede entgegen und beharrte darauf, dass sie sich darauf konzentrieren sollten, die nächsten paar Tage zu überstehen. Er schien sich bewusst zu werden, dass er den Rest der Gruppe aufhielt, trank seinen Tee aus und ließ sich von Ershut dabei helfen, den schweren Rucksack auf seinen Rücken zu hieven. Dann umarmte er jeden der vier Zurückbleibenden, wandte sich ab und begann, zum Pfad hinunterzustapfen.
    Zula beschloss, an diesem Abend, nach Einbruch der Dunkelheit, ihren Fluchtversuch zu machen.
    Während seiner Kindheit in der Sowjetunion war Sokolow nicht eben wenigen Zeitschriftenartikeln und Fernsehsendungen ausgesetzt gewesen, in denen das Elend des Lebens im Kapitalismus dargestellt wurde. Ein Reporter reiste zu irgendeinem armseligen Ort in den Appalachen oder in der South Bronx, machte ein paar deprimierende Fotos, schrieb dann irgendwelche ebenso deprimierenden Anekdoten auf oder erfand welche und bündelte das Ganze zu einem Artikel, der deutlich machte, dass es die Leute in der Ud SSR gar nicht so schlecht hatten. Zwar war niemand so dumm, solche Propaganda für bare Münze zu nehmen, aber alle außer den zynischsten Menschen gingen davon aus, dass etwas Wahres daran war. Ja, der Lebensstandard im Westen könnte höher sein. Das wusste jeder. Er könnte aber auch niedriger sein.
    Während Sokolows einstündiger Fahrt von Golden Gardens zum Haus von Igor waren beide Enden des Spektrums zu sehen. Bei einem mit Yachten überfüllten Bootshafen wartete er auf einen Bus. Der Bus brachte ihn in eine geleckte, moderne Innenstadt, wo er ein paar Einkäufe erledigte und dann in eine Stadtbahn einstieg, die in Richtung Flughafen fuhr. Während der Fahrt wurde der Blick aus dem Fenster einer Fotostrecke aus einem sowjetischen Propagandaartikel immer ähnlicher. Die Bahnlinie war durch die ärmsten Viertel geführt worden. Der innerstädtische Bereich beherbergte ein komplexes, dicht gedrängtes Gemisch aus Schwarzen und Einwanderern aus der ganzen Welt; er war nicht schön, aber er bemühte sich wenigstens. Dann folgte eine Pufferzone mit Kleinbetrieben, die ihn von einer Art weißem Getto in der Vorstadt trennte. Die Bahn fuhr auf hochaufragenden Stahlbetonpfeilern darüber hinweg, und Sokolow blickte fast senkrecht hinab in die mit Müll übersäten Hintergärten winziger, vergammelnder Bungalows.
    Er stieg an der letzten Station vor dem Flughafen aus und ging dann knapp drei Kilometer zu Fuß, ein Weg, der in ein Viertel voller Häuser wie die eben gesehenen hineinführte. Er hatte sich noch kein Handy besorgt, aber in einem Buchladen in der Innenstadt hatte er eine Straßenkarte kaufen können, und er hatte Igors Adresse in einem kleinen Notizbuch aufgeschrieben, das ihn auf all seinen Abenteuern begleitet hatte.
    Igors Haus stand am Ende einer Sackgasse, mit der Rückseite an einer Freewayböschung, die ein Filz aus Brombeersträuchern und Efeu zusammenhielt. Diese Matte aus Vegetation hatte mehrere Bäume überwuchert und umgebracht und schickte sich an, einen Schuppen hinter dem Haus zu erobern. Aber das Haus selbst, das Igor mit seinem Freund Wlad teilte, machte einen ordentlicheren Eindruck als viele in der Straße: Die beiden Autos, die in der Einfahrt standen, schienen beide in betriebsfähigem Zustand zu sein, und keines hatte Moos angesetzt.

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