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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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auslöste, wenn der Strom ausfiel.
    Die großen Fenster der Gastwirtschaft begannen zu bersten: Jemand bearbeitete sie mit einem Vorschlaghammer oder einem Gewehrkolben, um Rauch abziehen zu lassen. An Stellen, die nicht vom Berieselungsmuster der Sprinkleranlage erfasst wurden, schien ein trübes, orangefarbenes Geflacker durch. Ein paar Minuten später hörte Zula das laute Zischen eines mit Strahlen von kurzer Dauer arbeitenden Feuerlöschers und sah, wie die kleinen Flammenherde einer nach dem anderen erloschen. Die Glocke läutete gleichwohl weiter und würde erst verstummen, wenn dem System das Wasser ausging oder durch Schließen eines Ventils abgedreht wurde.
    Diese Beobachtungen hatte sie angestellt, während sie sich verstohlen durch den Wald bewegte, wobei sie nach Norden liegende Hänge bevorzugte, um das Schloss im Blick zu behalten. Der Himmel wurde nun deutlich heller. Als sie beim Schloss angekommen war, hatte sie nichts als den trüben Schimmer von Mondlicht auf Dächern und die von Taschenlampen geworfenen Lichtkegel sehen können, doch nun konnte sie, wenn auch in schwachem Grau auf Grau, die gesamte Anlage erkennen, und sie konnte sehen, wie sich Ershut und Jahandar darin bewegten, auch wenn sie ihre Lampen nicht benutzten.
    Das alles wirkte sich zu ihrem Vorteil aus, sagte ihr aber auch, dass sie sich wohl besser tiefer in den Wald zurückzog, ehe es so hell wurde, dass sie leicht aufzuspüren war.
    Sie bewegte sich weitere hundert Meter in den Wald hinein, beunruhigt von dem Lärm, den sie machte, während sie sich mit dem sperrigen Rucksack durchs Unterholz zwängte. Dann drehte sie sich erneut um, da sie in ihrem peripheren Blickfeld helle Lichter wahrgenommen hatte.
    Ein Auto kam die Straße entlang und näherte sich dem Damm. Die unbändige Freude über den Anblick wich gleich darauf Entsetzen angesichts der Gewissheit, dass, wer auch immer darin saß, gleich niedergeschossen werden würde.
    Stattdessen jedoch näherte sich Jahandar, schwenkte die Arme und brachte den Wagen am anderen Ende des Damms zum Stehen. Das Gewehr hatte er sich umgehängt. Er beugte sich herunter und verwickelte den Fahrer in ein Gespräch.
    Das mussten die Hilfskräfte sein – das Reserveteam. Vorgestern mussten sie das Wohnmobil nach Elphinstone gefahren und dort irgendwo auf einem Campingplatz geparkt haben. Nach Zulas Flucht musste Jahandar oder Ershut diese Leute über Handy, Walkie-Talkie oder sonst wie erreicht und sie hierherbeordert haben. Die hinteren Türen gingen auf, und auf jeder Seite stieg ein Mann aus, der eine Tasche hinter sich herzog und sie sich über die Schulter hängte.
    Nach weiterem kurzem Gespräch setzte sich das Auto wieder in Bewegung, wendete und fuhr zurück in Richtung Elphinstone.
    Sie hörte ein kurzes Geräusch hinter sich: das Knacken eines Zweiges.
    Sie drehte sich um und sah, knapp zehn Meter entfernt, Sayed auf sich zuschleichen.
    Sein Blick war direkt auf sie gerichtet. An den Füßen trug er die rosafarbenen Crocs, die sie auf dem Zeltplatz zurückgelassen hatte. Er bewegte sich unbeholfen – wegen der Crocs und weil seine Hände mit einer schwarzen Repetierflinte beschäftigt waren.
    Ihre Bewegungen waren nicht weniger unbeholfen. Aber sie wusste, sie musste außerhalb der Reichweite dieser Waffe bleiben, und deshalb wich sie vor ihm zurück. Als ihm klar wurde, dass er gesehen worden war, beschleunigte er seinen Schritt, stolperte unter gefährlichem Gefuchtel mit der Flinte vorwärts, fiel auf die Knie, als die Crocs auf dem steilen, lockeren Boden abglitten, und gab fauchend kurze Ausrufe von sich, als Zweige ihn im Gesicht trafen.
    Plötzlich ruckten die Riemen ihres Rucksacks kräftig an ihren Schultern. Sie dachte, sie wäre rückwärts gegen einen Baum gelaufen, der Rucksack hätte sich im Geäst verfangen und sie herumgewirbelt.
    Dann stürzte sie mit dem Gesicht voran zu Boden. Sie streckte die Hände aus, um den Sturz abzufangen, aber ihre Handteller rutschten nach außen weg, sodass sie der Länge nach auf dem Bauch landete. Das Gewicht des Rucksacks drückte ihr auf den Rücken. Gleich darauf kam ein noch viel schwereres Gewicht dazu. Ein Gewicht, das sich bewegte.
    »Hab sie!«, sagte Zakir. Seine Stimme kam von hoch über ihr; wahrscheinlich kniete er auf ihrem Rucksack. Doch dann gab es eine heftige Schwerpunktverlagerung, und sein ganzes Gewicht fiel mit einer Kraft auf sie, die ihr die Rippen hätte brechen können. Jedenfalls presste es ihr sämtliche

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