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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Imponiergehabe und Fauchen reagierte. Aber Zula zog sich nun eindeutig zurück und vergrößerte die Distanz.
    Irgendetwas packte sie am Knie. Sie sah mit Entsetzen, dass es Zakirs blutige Pfote war: nicht so sehr ein Versuch, sie festzuhalten, sondern ein Flehen um Hilfe. Sie strampelte sich frei und bewegte sich davon weg. Erst als sie etwa dreißig Meter entfernt war, schulterte sie den Rucksack richtig und schloss den Hüftgurt.
    Ihr Gehör hatte während des Vorfalls ausgesetzt, doch als es sich wieder normalisierte, fiel ihr auf, dass Ershut oder sonst wer offenbar die Glocke gefunden und sie gedämpft hatte. Sie gab zwar immer noch ein dumpfes Pochen von sich, läutete aber nicht mehr und war vermutlich nur noch wenige hundert Meter weit zu hören.
    Damit wurden zwei Geräusche hörbar, die das Läuten der Glocke zuvor übertönt hatte. Das eine, inzwischen hinter Zula, war Zakirs Schreien. Offenbar funktionierte seine Stimme wieder. Seine Schreie hatten etwas abgerissen Gurgelndes. Das andere stammte von einem Motor und näherte sich auf der Straße aus der Richtung von Elphinstone.
    Zula war sich ziemlich sicher, dass es eine Harley-Davidson war.
    Chet war im Anmarsch. Er hatte die Feuerglocke gehört und kam, um nachzusehen, was los war.
    Zula hatte ihn hergelockt, indem sie das Feuer gelegt hatte, und nun würden sie ihn töten.
    Sie hörte Jahandars Stimme, die in ein Walkie-Talkie oder ein Handy rief. Während er sprach, erspähte ihn Zula, wie er sich vom Damm zurückzog und hinter einer Ecke der Schlossanlage Position bezog.
    Chet war noch nicht zu sehen, aber der Scheinwerfer seines Motorrads erleuchtete einen knappen Kilometer entfernt die Bäume an der Straße, und sie hörte das Aufdrehen und Gedrosseltwerden der Maschine, während er die vertrauten Kurven nahm.
    Von dem Tag an, an dem Chet den Entschluss gefasst hatte, seßhaft zu werden und sein Schicksal mit dem von Dodge und seinem verrückten Schlossprojekt zu verknüpfen, war keine Stunde vergangen, ohne dass er an irgendeinen Aspekt des Gebäudes und seines Grundstücks gedacht – und sich normalerweise Sorgen gemacht – hätte. Das war jetzt sein Leben. Es war kein schlechtes Leben. Aber zum Job gehörte, mitten in der Nacht aufzustehen und dorthin zu rasen, um Brände zu löschen.
    Nicht buchstäblich. Es hatte dort nie ernsthaft gebrannt, und Chet bezweifelte, dass es jemals dazu kommen würde, wenn man die Leistungsfähigkeit des Sprinklersystems bedachte, das sie unter ungeheuren Kosten in jeden Raum des Komplexes hatten einbauen lassen. Aber gegen metaphorische Brände – kleine Einbrüche, undichte Dächer, Stare in den Dachrinnen, Bären und Waschbären, die die Müllcontainer plünderten – war es machtlos. Sobald die Zahl der Angestellten eine Größe erreicht hatte, bei der er vieles davon delegieren konnte, hatte er sich das Grundstück ein paar Kilometer weiter die Straße hinauf gekauft und sich seine eigene Hütte darauf gebaut, damit er nahe genug beim Schloss wohnen konnte, um es bequem zu erreichen, aber weit genug entfernt, um sich von den unzähligen damit verbundenen Arbeiten und Problemen ablenken zu können.
    Die einzige Ausnahme war der Matschmonat, in dem sämtliche Angestellten Urlaub machten. Dann konnte er nichts delegieren; dann mussten entweder er oder Dodge rund um die Uhr in Bereitschaft stehen, bis alle wiederkamen.
    Dodge war jetzt dort, und zwar schon seit einigen Tagen. Das hatte Chet Gelegenheit gegeben zu entspannen, ein bisschen zu lesen, ein paar Motorradausflüge mit den noch lebenden Mitgliedern der Nördlichen Paladine zu unternehmen. Er war gerade, ein paar Stunden vor Sonnenuntergang, von einer solchen Fahrt ans Westufer des Kootenay Lake zurückgekommen. Nachdem er sich ein Steak gegrillt und eine halbe Flasche Cabernet niedergemacht hatte, war er früh ins Bett gefallen und hatte gut geschlafen. Doch in der Stunde vor dem Morgengrauen hatte er wachgelegen, überzeugt, vom oberen Ende des Tals etwas zu hören: das Scheppern einer Glocke.
    Das Scheißsprinklersystem hatte schon wieder ein Leck.
    Ein richtiger Brand konnte es nicht sein. Hätte es richtig gebrannt, hätte das Alarmsystem reagiert, die Feuerwehr alarmiert und eine SMS an sein Handy geschickt. Dann würden schon Sirenen an seiner Hütte vorbeiheulen. Und Dodge würde ihn anrufen.
    Nein, irgendetwas musste einen Sprinklerkopf kaputt gemacht und das Ding in Gang gesetzt haben. Im Augenblick spritzte Wasser in Strömen in einen der

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