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Entscheidung, die ich je getroffen habe. Betrachten Sie sich als abgestritten.«
Was Seamus jedoch eigentlich keinerlei Vorstellung davon vermittelte, was er zu erwarten hatte, als er zwanzig Stunden später die winzige, steile Treppe auf den Hangarboden hinabstieg. Die Joint Base Lewis-McChord war ein kombinierter Army- und Luftwaffenstützpunkt, für den globalen Krieg gegen den Terror insofern recht wichtig, als er nicht nur Heimat der in Afghanistan so ausgiebig eingesetzten Stryker-Brigaden, sondern auch eine wichtige Special-Forces-Basis war. Seamus kannte den Stützpunkt gut. Er lag etwa eine Fahrstunde südlich von Seattle in einem riesigen Waldgebiet, dessen Boden- und Klimaverhältnisse die von Seattle vergleichweise öde wirken ließ.
Was Seamus jetzt sah, glich in seiner surrealen Krassheit einer Einstellung aus einem David-Lynch-Film. Der Jet war, offenbar auf Anweisung aus dem Tower, direkt in einen kleinen Hangar gerollt, der ansonsten völlig leer war. Starke Lampen brannten, wie um die dunstige, graue Trübheit zu vertreiben, die durch das Hangartor hereinwallte, das sich, offenbar von einem Elektromotor angetrieben, rumpelnd schloss.
Es gab hier nichts weiter als einen kastanienbraunen Kleinbus mit einem » BABY AN BORD «-Aufkleber am Fenster und einem um die Heckklappe verteilten Sortiment von » SUPPORT OUR TROOPS «-Schleifen. Neben dem Kleinbus stand ein Mann in Zivilkleidung. Seine Haltung und sein Haarschnitt hätten ihn auch dann als Militär kenntlich gemacht, wenn Seamus nicht schon gewusst hätte, wer er war: Marcus Shadwell. Major einer hier stationierten Spezialeinheit. Seamus war mit Marcus schon an einigen seltsamen Orten und in einigen seltsamen Situationen gewesen.
Offenbar jedoch keine seltsamer als diese hier. »Wo sind sie?«, begrüßte ihn Marcus.
»Im Flugzeug natürlich, Marcus. Glaubst du vielleicht, wir haben sie mit Gummiseilen auf dem Dachgepäckträger festgemacht?«
»Beeilung«, sagte Marcus. »Meine Befehle lauten, euch vom Stützpunkt runter und in die zivile Welt zu schaffen.« Er hob mit nach außen gedrehten Handflächen die Hände und tat so, als wiche er zurück. Dann rieb er die Hände aneinander, als wüsche er sie.
Sie steuerten nur deshalb einen wenige Kilometer entfernten Regionalflughafen außerhalb von Olympia an, weil er groß genug war, um über ein paar Autovermietungen zu verfügen. Seamus ging hinein und besorgte einen SUV . Dafür reichte seine Kreditkarte offenbar noch. Marcus half ihnen, ihr absolut minimales Gepäck aus seinem Kleinbus in das neue Gefährt umzuladen, während Marlon und Yuxia sich auf dem Rücksitz zusammenkauerten, sich die Arme rieben und bibberten. Im Gegensatz dazu schien Csongor ganz in seinem Element zu sein und schaute sich alles dermaßen neugierig an, dass er Seamus leicht auf die Nerven ging. Im Flughafen befand sich ein Zollamt, und Seamus quälte die paranoide Angst, dass gleich bewaffnete und uniformierte Beamte daraus hervorströmen und Papiere verlangen würden.
Aber nichts dergleichen geschah.
»Ich mach mich dann mal vom Acker«, sagte Marcus.
»Vielen Dank auch. Vielleicht plaudern wir später ein bisschen miteinander.« Aber Marcus hatte ihm schon den Rücken zugekehrt und eilte auf die offene Fahrertür seiner Familienkutsche zu, als rechnete er damit, dass jeden Moment eine Schießerei ausbrechen würde.
Unter exakter Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung – schwierig für ihn – chauffierte Seamus sie auf die Interstate und ein paar Kilometer zurück bis zu einem Einkaufszentrum mitten im Nirgendwo, das er bemerkt und taxiert hatte, während sie von Marcus in die zivile Welt befördert worden waren. Es wurde beherrscht von einem Cabela’s-Outdoor-Superstore, wo sie vermutlich warme Sachen bekamen. Aber wie jeder andere Cabela’s war auch dieser umgeben von Restaurants und anderen Kleinunternehmen, die sich vom Strom der Cabela-Kundschaft ernährten, ohne tatsächlich mit dem Mutterschiff zu konkurrieren.
Sie landeten in einem Teriyaki-Laden, wo sie sich mit einer Live-Reportage von der Autobombenexplosion an der kanadisch-amerikanischen Grenze konfrontiert sahen, die mit abgedrehtem Ton auf einem Flachbildfernseher über der Kasse lief.
Diese war dann auch Thema des Gesprächs, das Seamus mit dem Boss in Langley führte. Den größten Teil davon verbrachte er draußen vor den Fenstern des Teriyaki-Ladens, wo er hin- und herspazierte und Dem Ding, der Menschlichen Fackel und der nicht
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