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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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beschäftigte ihn, was ihn beim Betreten der Eingangshalle noch nicht beschäftigt hatte. Er stand wieder auf, ging zu dem Ständer hinüber und versuchte, während er ihn erneut studierte, dahinterzukommen, was ihn unterschwellig irritiert hatte.
    Er fand es schließlich bei der dritten, langsamen Durchsicht der Prospekte: das Wort »Elphinstone«.
    Es stand auf einer cartoonartigen, schematischen Karte von etwas, das sich International Selkirk Loop nannte: eine grenzübergreifende Rundreise auf amerikanischen und kanadischen Straßen, die, nach den zahlreichen Bildern zu urteilen, durch eine schöne Berglandschaft und an vielen hübschen Seen vorbeiführte. Die Broschüre wollte Seamus dringend begreiflich machen, dass man die Tour per Motorrad oder Wohnmobil bequem in ein, zwei Tagen schaffen, dabei viel Naturschönheit sehen, lecker essen und coole Sachen kaufen konnte. Es handelte sich mit anderen Worten um eine Touristenbroschüre, die für Seamus im Grunde von keinerlei Interesse war.
    Mit Ausnahme des einen Wortes »Elphinstone«.
    So hieß die Stadt, wo Richard Forthrast sein Snowcat-Skiing-Hotel hatte. Der Ort, wo er vor zwei Tagen verschwunden war.
    Korrektur: Seamus hatte keinen Beweis dafür, dass er im eigentlichen Sinne verschwunden war. Er hatte abrupt aufgehört, T’Rain zu spielen. Ein ziemlich schwaches Indiz. Aber es war schon ungefähr vierundzwanzig Stunden her – schwierig, es angesichts der Zeitzonen und so weiter genau zu sagen – jedenfalls verdammt lang –, dass Seamus nach Egdod gesehen hatte. Und nach den Äußerungen des Bosses zu urteilen, hatte sich Olivia mit eigenen Problemen herumgeschlagen, die mit irgendwem, irgendwas oder irgendwo namens Tukwila zu tun hatten. Jones oder wohl eher seine Gefolgsleute jagten an der Grenze jede Menge Menschen in die Luft und lockten so sämtliche Cops der Welt zum Epizentrum. Man konnte also getrost davon ausgehen, dass sich schon eine ganze Weile niemand mehr um den irgendwie rätselhaften Fall des möglicherweise verschwundenen Onlinespielunternehmers kümmerte. Seamus hatte nicht darüber nachgedacht – jedenfalls nicht bewusst –, da er vorwiegend damit beschäftigt gewesen war, diese Leute illegal ins Land zu bringen, und mindestens einen Tag lang nur instinktiv und spontan gehandelt hatte. Wenn man mit drei Illegalen, die jeden Moment verhaftet und abgeschoben werden können, in der amerikanischen Botschaft in Manila festsitzt, fällt es einem schwer, sich auf hypothetische Ereignisse zu konzentrieren, die vielleicht in der Nähe der Grenze zwischen Idaho und British Columbia stattfinden.
    Aber jetzt war er hier. Ganz buchstäblich in der näheren Umgebung. Denn als er die Selkirk-Loop-Broschüre vom Ständer nahm, wurde ganz unten auf der Karte Coeur d’Alene sichtbar. Seine Augen sprangen zwischen oben und unten hin und her: Elphinstone, Coeur d’Alene. Elphinstone, Coeur d’Alene.
    Das einzige Problem war die waagrechte Linie, die durch die Mitte des Loops verlief: die Grenze zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten. Über die brächte er Marlon und Yuxia nie im Leben.
    Aber vielleicht musste er das ja gar nicht. Vielleicht kam das, was er suchte, ja zu ihm.
    »Seamus?«
    Er blickte auf. Csongor war da und Marlon und Yuxia, alle frisch geduscht: Sie sahen aus wie die Ortsgruppe Xiamen des Lynyrd-Skynyrd-Fanclubs. Er hatte das Gefühl, sie hätten ihn schon eine ganze Weile angesehen und sich gefragt, wann er damit Schluss machte.
    »Haben Sie Hunger?«, fuhr Csongor fort. Nicht, dass ihn das im Geringsten interessierte; er hatte Hunger.
    Ein Teil von Seamus fragte sich nun, warum die drei nicht einfach zum Restaurant hinübergingen und sich etwas zu essen bestellten, wenn es das war, was sie wollten. Aber er hatte sie hierhergeschleppt und eine Situation geschaffen, in der sie total auf ihn angewiesen waren – hatte sich selbst zum Dr. Reed Richards dieser kleinen Schar von Superhelden ernannt –, und dieser Verantwortung musste er sich stellen.
    »Ja«, sagte er. »Ich denke nur gerade über das morgige Programm möglicher Aktivitäten nach.«
    »Ja«, sagte Yuxia. »Aktivitäten!« Sie übersetzte den abstrakten Begriff in Mandarin, und Marlon nickte ein wenig unsicher.
    Csongor wusste nicht recht, in welchem Maße Seamus das sarkastisch gemeint hatte, und legte erhöhte Wachsamkeit an den Tag. »Woran hatten Sie denn gedacht?«, fragte er.
    »Nun ja«, stellte Seamus fest, »wir tragen Jagdkleidung.«
    »Wir haben keine

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