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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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ganz so Unsichtbaren dabei zusah, wie sie ihr Teriyaki verdrückten. Über ihnen im Fernsehen Bilder von dem Krater und den Leichensäcken. Hier draußen spuckte ihm der Regen ins Gesicht, was irgendwie passend erschien.
    »Ich würde sagen, bis aufs Verfassen der Berichte ist diese Operation gelaufen«, sagte der Boss.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Seamus. »Die Sache mit der Autobombe ist ganz offensichtlich ein …«
    »… Manöver, mit dem Jones von seinen eigentlichen Plänen ablenken will«, vervollständigte der Boss Seamus’ Satz.
    Das machte diesen sprachlos, für ihn ein ungewöhnlicher Zustand. »Das haben Sie auch mitgekriegt?«, fragte er schließlich.
    »Ja«, sagte der Boss. »Sie sind nicht der einzige Mensch auf der Welt, der weiß, was ein Ablenkungsmanöver ist.«
    »Aber in diesem Fall …«
    »Hat das keinerlei praktische Bedeutung, zumindest nicht für die nächsten sechsundneunzig Stunden – wahrscheinlich eher eine Woche –, weil es nämlich funktioniert hat, Seamus. Ob Ihnen das gefällt oder nicht – ob es ein Ablenkungsmanöver ist oder nicht –, Tatsache ist: Wenn sich ein Terrorist an einem Grenzübergang selbst in die Luft jagt und hundertfünfzehn US - und kanadische Bürger mit in den Tod reißt, dann werden das FBI , die Mounties und auch sonst jeder in der Befehlskette eine ganze Weile alle ihre Energien darauf konzentrieren.«
    »Was soll ich also tun?«
    »Haben Sie einen Wagen?«
    »Ja.«
    »Haben Sie Geld? Kreditkarten? Sind alle gesund und munter?«
    »Allen geht es prima.«
    »Dann fahren Sie Richtung Osten«, sagte der Boss. »Zeigen Sie den Kids unterwegs Mount Rushmore, und bis Sie hier sind, kann ich vielleicht ein paar Ressourcen lockermachen, um Ihre Freunde eingehender zu befragen. Und Little Bighorn, wenn Sie schon dabei sind. Ausländer stehen auf diesen Scheiß.«
    »Was ist mit Olivia? Was hat sie vor?«
    »Olivia!«, rief der Boss aus. »Sie hat Glück gehabt, dass der Typ sich in die Luft gejagt hat.«
    »Wieso ist das ein Glück für sie?«
    »Weil es (a) beweist, dass sie recht hat, und (b) dem FBI und den lokalen Cops etwas liefert, worauf sie ihre Energien konzentrieren können, anstatt sich ständig über das zu beschweren, was sie in Tukwila getan hat.«
    »Was ist Tukwila, und was hat sie dort getan?«
    »Das erkläre ich Ihnen, wenn Sie hier sind.«
    »Und was macht sie jetzt?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte der Boss. »Und glauben Sie mir, das ist auch gut so.«
    Die Shoppingtour im Cabela’s lief ziemlich genau so ab, wie Seamus sie sich vorgestellt hatte, nur dass sie alle in Tarnkleidung endeten. Denn Tarnkleidung war das, was im Cabela’s verkauft wurde. Wenn man Skiparkas in schickem Design und auffälligen Farben wollte, musste man woanders hingehen.
    Seamus kam zu dem Schluss, dass es in China keine sonderlich ausgeprägte Jagdkultur gab. »Kaufen sich Soldaten hier ihre Uniformen?«, wollte Yuxia wissen, während sie Regal um Regal und Morgen um Morgen Verkaufsfläche betrachtete, die alle möglichen Kleidungsstücke in mehreren unterschiedlichen, topmodernen Tarnmustern zeigten. Ihre Verwirrung war verständlich; sie war gerade über eine riesige Militärbasis ins Land gelangt, und Seamus hatte sich keine besondere Mühe gegeben zu erklären, wo die Grenze zwischen dieser und der zivilen Welt lag.
    Er musste ein paar Minuten dafür aufwenden, ihr und Marlon auseinanderzusetzen, dass hier nicht nur viele Leute jagten, sondern noch lieber eine bestimmte Haltung oder Einstellung dazu demonstrierten, wobei ihnen Tarnkleidung als kulturelles Ausdrucksmittel diente, und dass diese Leute hierherkamen, um Kleidung zu kaufen. Marlon, Csongor und Yuxia konnten, mit anderen Worten, in diesem Geschäft alles kaufen, was sie wollten, ohne sich dem Vorwurf auszusetzen, sie trügen unrechtmäßig Uniformen und Abzeichen der Streitkräfte der Vereinigten Staaten. Sobald Yuxia die Mauer des anfänglichen Kulturschocks durchbrochen hatte, fand sie das amüsant.
    Größe und Auswahl der Waffenabteilung verblüfften die Fantastischen Fremden ebenfalls, und so kostete sie schlichter und einfacher Kulturschock eine weitere Dreiviertelstunde. Seamus merkte, dass Csongor auf eine Colt M1911 scharf war, aber der Papierkram hätte den Kauf eines solchen Dings zum Glück unmöglich gemacht, weshalb die Beziehung vorderhand platonisch bleiben musste. Wegen der ungewöhnlichen Art ihrer Einreise ins Land hatte Seamus seine eigene Waffe – eine Sig Sauer –

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