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…
Die Unsichtbare? Schön wär’s.
Der Jet landete und kam zügig zum Stehen. Seamus spürte, wie eine Welle von Niedergeschlagenheit die Vier durchlief. Diesen Jet zu chartern, auf der Luftwaffenbasis außerhalb von Manila illegal an Bord zu gehen und in den Himmel zu donnern – denn diese Jets hatten wirklich einen Affenzahn drauf, sobald sie richtig in Gang kamen – war unheimlich beglückend gewesen. Selbst Seamus, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, gegen Terroristen zu kämpfen, war begeistert gewesen. Dann aber in der nassen grauen Landschaft der Joint Base Lewis-McChord zu landen war eine dementsprechende Enttäuschung.
Lange Erfahrung mit dem Herumfliegen in der Weltgeschichte hatte ihn darauf konditioniert, sich zu entspannen, denn bis sie das Flugzeug tatsächlich verließen, würde noch eine halbe Stunde vergehen. Aber im Fall eines Businessjet galt das natürlich nicht. Seamus roch feuchte, nach Kiefern riechende Luft, die zur offenen Tür hereinkam, und ihm ging auf, das ihn nichts am Aussteigen hinderte.
»Danke fürs Mitnehmen, Marlon«, sagte er, stand auf und stieß sich wieder den Kopf an der Decke.
»Danke, dass Sie mich dort rausgeholt haben«, gab Marlon grinsend zurück und richtete sich zu einer klugerweise gebeugten Haltung auf.
Seamus hob den Zeigefinger. »Danken Sie mir erst, wenn wir die nächsten fünfzehn Minuten überstanden haben.«
»Nur damit eins klar ist«, hatte Freddies Boss über die hyperverschlüsselte Telefonkonferenzverbindung aus Langley gesagt. Keine sehr viel versprechenden Worte aus dem Mund von jemand, der in der Befehlskette erheblich weiter oben stand als man selbst.
»Wir wollen kein Geld«, war Seamus ihm ins Wort gefallen, ehe Freddie irgendetwas hatte sagen können.
»Zur Kenntnis genommen«, hatte der Boss gesagt. »Immer ein Pluspunkt.«
»Wir verlangen auch nicht, dass Sie Pässe drucken oder mit dem Papierkram schummeln.«
»Der Sinn der Sache ist ja gerade«, hatte Freddie, vielleicht ein bisschen nervös, eingeworfen, »erst gar keine belastenden Dokumente zu produzieren.«
»Zwei Chinesen und ein Ungar sollen praktisch mit dem Fallschirm über den Vereinigten Staaten abgesetzt werden, ohne dass irgendwelcher Papierkram anfällt.«
»Der Ungar ist sauber, er hat ein Visum.«
»Dann also zwei Chinesen.«
»Ja.«
»Wenn man bedenkt, dass chinesische Illegale containerweise in den Hafen von Seattle verfrachtet werden, dürfte das den Kohl eigentlich nicht fett machen.«
»Das ist die richtige Einstellung!«, hatte Seamus gesagt. »Und wir reden hier nicht von Wirtschaftsmigranten, die bei null anfangen. Die werden binnen vierzehn Tagen größere Firmen auf die Beine gestellt haben.«
»Nicht ohne Green Card.«
»Ich glaube, ich werde das Mädchen heiraten. Damit wäre ihr Status schon mal geregelt.«
Freddie hatte ihn ungläubig angesehen. »Weiß sie das schon?«
»Sie hat keine Ahnung. Nur ein Gefühl.«
»Ein Gefühl von deiner Seite.«
»Wir sind auf einem guten Weg. Machen ganz schöne Fortschritte.«
»Worauf ich eigentlich hinauswill«, hatte der Boss gesagt, »ist, ob Sie – von der Eheschließung mal abgesehen – irgendwelche langfristigen Pläne mit diesen Leuten haben, die irgendwann zu Komplikationen führen könnten.«
»Wir wollen uns nicht auf hypothetische Komplikationen konzentrieren«, hatte Seamus gesagt, »sondern darauf, dass diese Leute in allerjüngster Vergangenheit in physischem Kontakt mit Abdallah Jones gestanden, sein Fahrzeug gerammt, auf ihn geschossen haben und von ihm gefoltert worden sind. Scheint mir eine Freikarte nach Langley wert zu sein, meinen Sie nicht auch? Können wir den Kids nicht wenigstens einen Kaffee spendieren?«
»Einen Kaffee können wir ihnen auch in Manila spendieren«, hatte der Boss zu bedenken gegeben.
»Nur auf die Gefahr hin, dass sie verhaftet werden«, hatte Seamus erwidert. »Und wenn das passiert, werden Informationen sprudeln wie Öl aus einer leckgeschlagenen Pipeline.«
»Hier drüben wäre es einfach«, hatte der Boss gesagt, »vorausgesetzt, die landen auf einer Militärbasis. Sie bei euch ohne die entsprechenden Formalitäten in ein Flugzeug zu kriegen liegt außerhalb meiner Macht.«
»Streiten Sie jede Kenntnis von unseren Handlungen ab«, hatte Seamus gesagt, »und wir haben es geschafft.« Er hatte Bestätigung heischend Freddie angesehen, der die Mundwinkel nach unten gezogen – das konnte er sehr gut – und genickt hatte.
»Die einfachste
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