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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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alles war durchaus einleuchtend. Und selbst wenn es nicht einleuchtend gewesen wäre, war es mehr oder weniger zwingend notwendig; keiner von ihnen konnte sich aussuchen, wohin er gehen und was er als Nächstes tun würde. Darum ging es nicht.
    Es ging darum, dass sie es während des Gefechts, das in wenigen Minuten beginnen würde, nach Möglichkeit vermeiden sollten, einander aus Versehen umzubringen. Und diesen Vorsatz fand Sokolow durchaus sinnvoll.
    »Hier entlang!«, rief Zula, denn Csongor und Marlon gingen Jake auf der Einfahrt voraus und hielten auf die Hütte zu. Durch das Zielfernrohr konnte Zula sehen, dass die Dschihadisten an der Einmündung der Einfahrt in die Straße einige Fahrzeuge quergestellt hatten. Hinter diesen Fahrzeugen und im umliegenden Wald hatten sie ein paar Männer postiert, offenbar um auf Nachbarn oder neugierige Polizisten zu schießen, die versuchten, sie zu verfolgen. Die Hauptgruppe, die vielleicht fünf Mann zählte, rannte aufs Tor zu und nutzte dabei den ramponierten SUV als Deckung. Dort angekommen, würden sie die Einfahrt entlangschießen und jeden erledigen können, der dort ungedeckt herumstand.
    Olivia hatte das ebenfalls erkannt. »Geht in Deckung!«, rief sie. »Kommt zu mir!«
    Die beiden waren offenbar schwerhörig und schwer von Begriff. Anscheinend ging ihnen vieles durch den Kopf. Olivia wechselte zu Mandarin über und rief mit hoher scharfer Stimme etwas, was Marlons Kopf herumfahren ließ, sodass er sie direkt ansah. Er schien zur Besinnung zu kommen, packte Csongor am Ärmel und zerrte ihn auf die Stelle zu, von der Olivias Stimme gekommen war. Csongor war zu korpulent und hatte zu viel Schwung, als dass er sich allein dadurch vom Kurs hätte abbringen lassen, aber er ließ sich steuern, und binnen weniger Augenblicke stürmten er und Marlon durch den Saum aus Wald und Unterholz, der den Rand der Einfahrt bildete. Sie brachen in dem ausgelichteten Bereich hervor, wo Zula und Olivia waren. Ein paar Sekunden später folgte ihnen Jake. Zula nahm diese Eindrücke größtenteils über das Gehör auf, da ihr Blick immer noch durch das Zielfernrohr auf das Tor gerichtet war. Sie hatte das Gewehr durchgeladen. Im Magazin waren von Anfang an nur vier Schuss gewesen. Mündungsfeuer erhellte das Bild in ihrem Zielfernrohr, und über ihr pfiffen mehrere Kugeln durch das Laubwerk.
    »Ich decke das Tor«, verkündete Jake. »Du solltest dich zurückziehen, Zula.«
    Zula drehte sich Jake zu, der hinter dem Stamm eines großen Baums kniete und – wie sie allerdings nur vermuten konnte – mit seinem Gewehr durch eine Lücke im Buschwerk zielte. Er gab einen Schuss ab, studierte das Ergebnis, gab zwei weitere ab. Dann blickte er zu ihr auf und wies ihr mit Augen und Kinn die Richtung, in die sie seiner Meinung nach gehen sollte.
    »Hier rüber, Zula!«, rief Olivia. Zula duckte sich tief und huschte in eine Lücke zwischen einem Ziegenpferch und einem eingezäunten Bereich, in dem Jake und Elizabeth Himbeeren anbauten. Ein paar Sekunden später hatte sie eine offene Stelle hinter dem Verschlag erreicht, in dem die Ziegen vor dem Gebirgswetter Schutz suchten. Olivia, Marlon und Csongor waren da.
    Sie war verlegen, um das Mindeste zu sagen. Csongor machte einen raschen Schritt auf sie zu, dann zögerte er.
    Warum zögerte er?
    Weil sie ein Gewehr trug?
    Weil ihr Gesicht grauenhaft aussah?
    Weil er sich nicht sicher war, ob sie auf ihn stand?
    Sie suchte in seinem Gesicht nach Hinweisen und bekam keine Antworten außer einem heftigen, unvertrauten und der Situation unangemessenen Gefühl der Freude darüber, dass er am Leben und hier war.
    Von weiter oben auf dem Hügel hörte man zwei Schüsse. Dann einen dritten. Dann zur Antwort eine ganze Menge weiterer Schüsse.
    »Onkel John«, erklärte Zula in der Stille, die folgte. »Ich habe ihm die Glock dagelassen.«
    Olivia sagte: »Sie kommen also – auf die Gefahr hin, das Offensichtliche zu konstatieren – zum Händeschütteln mit denen da.« Sie zeigte mit dem Kinn in Richtung Einfahrt, die sich ganz plötzlich in eine Free-Fire-Zone verwandelt zu haben schien. Zula spähte um die Ecke des Verschlags und sah Jake, der sich in ihre Richtung zurückzog.
    »Was ist los?«, fragte die Stimme von Elizabeth aus dem Walkie-Talkie. »Vielleicht setzt mich mal jemand ins Bild.«
    Zula hob das Gerät vors Gesicht und wollte gerade etwas sagen, als Jake in Reichweite kam und es ihr mit der linken Hand entriss. »Schließ ab, Baby«, sagte

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