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Fünfschüsser. Großes Kaliber.« Seamus ging in die Knie und musterte den Revolver, den Jahandars Leiche verdeckt hatte und der nun mitten auf dem Weg lag. Vorsichtig entspannte er den Hahn, dann hielt er ihn hoch. »Eine Trophäe. Hat ihn wohl einem toten amerikanischen Unternehmer abgenommen.«
    »Offenbar genau das, was der Doktor für die allerletzte Verteidigung gegen einen Puma verschrieben hat. Ich nehme ihn. Sie kriegen das AI .«
    »Abgemacht«, sagte Seamus. Weniger als eine Minute später trabten er und Yuxia, neu ausgerüstet und bewaffnet, die Serpentinen hinauf.
    In der Viertelstunde, die Sokolow damit verbrachte, vor den Dschihadisten zu fliehen und sich an einer kalten, feuchten Stelle unter einem umgestürzten Baum zu verstecken, dachte er über das Alter nach. Ausgelöst wurden diese Überlegungen von allem, was er in der letzten halben Stunde getan hatte. Er hatte eine Puppe gebastelt, hatte zugesehen, wie sie in Stücke geschossen wurde, war über einen großen Felsen gerannt und hatte sich dann Hals über Kopf einen langen, offenen Hang hinuntergestürzt. Zwanzigmal war er auf einer Oberfläche in Deckung gehechtet und abgerollt, die weitgehend aus großen, scharfkantigen Steinen bestand, von denen jeder ihn gezeichnet hatte, manche mit Knochenprellungen, die zum Abheilen Wochen brauchen würden. Weitere zwanzigmal war er in eiskalten Matsch gehechtet und abgerollt. Er war ohne klare Vorstellung, was er tun sollte, in ein ihm unbekanntes, verlassenes Bergarbeitercamp gesprintet, hatte dort einen idealen Platz zum Deckungnehmen gefunden und ihn sich zunutze gemacht. Dort hatte er ganze drei Minuten ausgeruht und sich dann verraten, indem er den hochgewachsenen afrikanischen Dschihadisten erschossen hatte, woraufhin er gezwungen gewesen war, die Position zu räumen und sich auf eine weitere intensive Runde aus Rennen, Hechten, Springen, Abrollen und Sich-an-unbequemen-Stellen-Verstecken zu begeben.
    Alle diese Anstrengungen, all die Risiken, die er eingegangen war, und all die Gefahren, denen er sich ausgesetzt hatte, hatten ihm eines eingebracht, nämlich dass er genau einen seiner zahlreichen Feinde getötet hatte.
    Wäre er ein Siebzehnjähriger gewesen, hätte er unsinnige und unrealistische Erwartungen davon gehegt, was sich in einer solchen Situation tatsächlich erreichen ließ, und er hätte geglaubt, dass für all die Arbeit, das Risiko und die Schmerzen mehr hätte herausspringen müssen als die Erledigung eines einzigen Feindes. Von dieser irrigen Vorstellung getrieben, hätte er die Blockhütte nicht so schnell geräumt und die Hoffnung, den hinter dem Abtritt versteckten Mann töten zu können, nicht so schnell aufgegeben. Er hätte gegenüber der Hauptgruppe, die ins Camp zurückgerannt gekommen waren, eine offensive Haltung eingenommen. Infolgedessen hätten sie ihn umzingelt und getötet. Alles nur, weil er jung war und eine unrealistische Vorstellung davon hatte, was die Welt ihm schuldete.
    Wäre er andererseits einige Jahre älter gewesen, als er tatsächlich war, und nicht in so gutem körperlichen Zustand, dann wäre ihm das ganze Rennen und Hechten und Sich-den-Elementen-Aussetzen sehr viel aufwändiger vorgekommen. Unerträglich. Entmutigend. Und diese Empfindungen hätten dazu geführt, dass er am Ende genauso fatale Entscheidungen getroffen hätte wie der hypothetische Siebzehnjährige.
    So sehr es ihm also widerstrebte, selbstgefällig zu sein, sah er doch Belege für die Schlussfolgerung, dass er genau das richtige Alter und die richtige körperliche Verfassung für diesen Auftrag hatte.
    Was, vordergründig betrachtet, ein positives Urteil zu sein schien. Doch bei genauerer Überlegung – und während er sich unter dem Baum versteckte und die Dschihadisten auf den Busch klopfen hörte, hatte er ein paar Minuten Zeit, darüber nachzudenken – war es eigentlich eher beunruhigend, denn es bedeutete, dass sämtliche Operationen, an denen er im Lauf seiner Karriere vor dem heutigen Tag teilgenommen hatte, von einem völlig überforderten dummen Jungen unternommen worden waren, der nur durch schieres Glück überlebt hatte. Während etwaige Operationen, die er in Zukunft vielleicht ausführte, unüberlegte Unternehmen eines Abgehalfterten wären, der seine besten Jahre hinter sich hatte.
    Er musste wirklich raus aus diesem Metier.
    Aber das sagte er schon seit Afghanistan, und man sah ja, wohin es geführt hatte.
    Nach einer Weile hörte er, wie Jones den anderen zurief,