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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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sie sollten die Suche einstellen. Die Notwendigkeit zur Eile überwog das Verlangen, Rache an dem Mann zu nehmen, der sie verfolgte. Sokolow wartete, bis er die Dschihadisten nicht mehr umhergehen hörte, dann tauchte er sehr vorsichtig aus seiner Deckung auf, beginnend mit einem raschen Hochstrecken des Kopfes, dem ein sofortiges Zurückziehen folgte. Als er auch mit mehreren derartigen Versuchen keinen Beschuss auf sich zog, glaubte er allmählich daran, dass sie keinen zurückgelassen hatten, der ihn töten sollte, wenn er die Deckung verließ, und er bewegte sich freier. Aber er hatte das unbehagliche Gefühl, dass sie ihm nun weit voraus waren, und begann zu überlegen, wie er die verlorene Zeit aufholen konnte. Jones und seine Truppe hatten die Entscheidung getroffen, sich durch den Wald zu bewegen, wo man langsamer vorankam als in dem offenen Gelände oberhalb der Baumgrenze; eine naheliegende Methode, die verlorene Zeit aufzuholen, bestünde also darin, zu dem Bergarbeitercamp zurückzukehren und sich von dort aus durch das Buschland knapp außerhalb der Baumgrenze zu bewegen.
    Das war eine ziemliche Plackerei, da der Boden hier am Fuß des Hangs mit Schmelzwasser gesättigt war. Nach mehreren Minuten langsamen Vorankommens erinnerte ihn ein Geräusch von oben an seine Dummheit: ein Scharren und Aneinanderschlagen von Steinen. Er nahm die beste Deckung, die er finden konnte, eine Gruppe von Büschen, die in der matschigen Erde offenbar gut gediehen, und sah im Aufblicken eine kleine Steinlawine vielleicht tausend Meter oberhalb von ihm auf dem Geröllhang auslaufen: nur wenige Steine, die jemand oder etwas gelöst hatte und die ein kurzes Stück herabgekullert und dann zum Stillstand gekommen waren. Das vermittelte ihm eine Vorstellung davon, wo er suchen musste, also schwang er das Gewehr nach oben und spähte durch das Zielfernrohr: Beginnend bei der Stelle, wo die Steine gelandet waren, hob er die Waffe an, bis er die schwache Narbe des Pfades sehen konnte. Nach einem kurzen Seitwärtsschwenk sah er sich mit dem verblüffenden Anblick eines Mannes konfrontiert, der auf dem Boden saß und mit einem Gewehr genau auf ihn zielte! Seine erste Reaktion bestand darin, dass er zusammenzuckte und sich tiefer in die Deckung zurückzog, wodurch er das Zielbild verlor. Doch noch während er das tat, verarbeitete sein Verstand, was er gerade kurz gesehen hatte, und vermerkte ein paar Eigentümlichkeiten.
    Die wichtigste davon war, dass der Repetierhebel an der Seite des Gewehrs senkrecht nach oben gezeigt hatte, was bedeutete, dass es nicht feuerbereit war.
    Und – sofern ihm sein Gedächtnis keinen Streich spielte – der Mann hatte die Waffe eigenartig gehalten. Seine Hand war nicht dort gewesen, wo sie hätte sein müssen – nicht in einer Position, wo sie den Abzug hätte betätigen können.
    Von diesen Erinnerungen ein wenig mutiger gemacht, nahm er das Zielbild wieder auf und verifizierte das Ganze. Diesmal nahm der andere, sobald Sokolow ihn im Visier hatte, den Kopf vom Zielfernrohr, sodass ein europäisch aussehendes Gesicht zum Vorschein kam. Nicht, dass das irgendetwas bewiesen hätte. Aber dieses Gesicht hatte etwas, das nicht »bleichgesichtiger Dschihadist« sagte.
    Wer auch immer dieser Mann war, er war auf Sokolows Seite. Er hatte Sokolow von oben gesehen, ihn wahrscheinlich durch sein Zielfernrohr beobachtet und als Verbündeten identifiziert. Er hatte die kleine Steinlawine ausgelöst, um Sokolow auf sich aufmerksam zu machen. Und jetzt wollte er kommunizieren.
    Er grinste und schaute zur Seite. Einen Augenblick später schob sich neben sein Gesicht das Gesicht einer jungen Asiatin.
    Ein sehr vertraut aussehendes Gesicht.
    Sokolow war über zwei Jahrzehnte lang dazu ausgebildet worden, in Gefechtssituationen absolut still zu sein, doch nun entfuhr ihm unwillkürlich ein Überraschungslaut, als er in dieser Person Qian Yuxia erkannte.
    Der Mann neben Yuxia begann nun mit den Händen zu gestikulieren. Auf diese Weise vernünftig zu kommunizieren war unmöglich. Russen und Amerikaner – er vermutete, dass der Mann Amerikaner war – verwendeten unterschiedliche Systeme von Handzeichen. Aber die Gesten waren beredt genug. Der Mann stellte sich offenbar so etwas wie eine Zangenbewegung vor. Er und Yuxia würden auf dem oberen Weg weitergehen, Sokolow würde wie bisher fortfahren, und sie würden am Zielort – Jake Forthrasts Hütte, wie Sokolow annahm – bei den Dschihadisten zusammentreffen.
    Das

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