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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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einer gewissen Eingewöhnungszeit bedurft. Sie hatte das Suchtpotential des Spiels verstehen und schätzen gelernt, ohne selbst wirklich süchtig zu sein. Einer Spielsitzung so viel Zeit – sechs Stunden und mehr – zu widmen, war für sie ein ungewohntes Verhalten. Sie tat es nur, um sich und Peter aus dieser verrückten Situation zu retten, in die sie geraten waren. Sie war davon ausgegangen, dass es vielleicht eine Viertelstunde dauern und sie dann nach Hause gehen und weder Peter noch Wallace je wiedersehen würde.
    Draußen war es schon hell, und sie war seit vierundzwanzig Stunden wach. Etwas an dieser Situation kam ihr zutiefst merkwürdig vor, und das Einzige, was sie daran hinderte, einfach zur Tür hinauszulaufen, das erstbeste Auto anzuhalten und darum zu bitten, dass jemand die Notrufnummer wählte, war das Suchtpotential des Spiels, ihre eigene Unfähigkeit, sich aus der Fantasiewelt, in der Wallace und sie sich wiedergefunden hatten, herauszuziehen. Leute, die zwanghaft diese Spiele spielten, statt ihrem Studium nachzugehen oder Sport zu treiben, hatte sie immer verachtet. Jetzt spielte sie selbst das Spiel, statt die Polizei zu rufen. Sie dachte aber an nichts dergleichen, bis Wallaces Handy einen speziellen Alarmton von sich gab und sie aufblickte und bemerkte, dass es taghell und ihre Blase kurz vor dem Platzen war, während Peter schlafend auf dem Sofa lag.
    Wallaces Handy klingelte nicht zum ersten Mal. Er hatte es so programmiert, dass es für verschiedene Leute verschiedene Töne benutzte. Bis jetzt waren seine Anrufe alle das typische elektronische Gezwitscher gewesen, das er abgestellt und ignoriert hatte. Dieses jedoch war das Geräusch von Gefechtsstationen auf einem Flugzeugträger. Er griff sofort zu dem Handy und meldete sich mit: »Hallo.« Nicht »Hallo?« mit der Stimmhebung am Ende, was so viel bedeutet hätte wie Mit wem spreche ich? , sondern »Hallo« mit dem Punkt dahinter, was hieß: Ich habe mich schon gefragt, wann Sie anrufen würden.
    Der Klingelton hatte Peter geweckt, der auf dem Sofa saß und voller Bestürzung feststellte, dass die letzte Nacht nicht nur ein schlimmer Traum gewesen war.
    Zula stand auf und ging ins Bad, um zu pinkeln. Dabei überlegte sie hin und her, ob sie in den Spiegel schauen oder sich ihren eigenen Anblick lieber ersparen sollte. Sie hörte Peter über irgendetwas fluchen. Dann beschloss sie, nicht in den Spiegel zu sehen. Ihr ganzes Zeug war ja sowieso in der Umhängetasche.
    Als sie aus dem Bad kam, saß Wallace stocksteif auf seinem Stuhl, ziemlich blass, so als wäre ihm das Handy in den Arsch geschoben worden, und hörte die meiste Zeit zu. Peter hackte wie wild auf seinem Laptop herum. Das T’Rain-Spiel war vom Bildschirm des Computers, den Wallace benutzt hatte, verschwunden, von Zulas ebenso. Stattdessen konnten sie dort lesen, dass ihre Internetverbindung abgebrochen war.
    Sie roch Zigarettenrauch.
    Niemand rauchte.
    »Die Verbindung von Tigmaster ist auch zusammengebrochen«, sagte Peter, »und alle anderen Wi-Fi-Netze, die ich von hier aus erreichen kann, sind passwortgeschützt.«
    »Wer raucht hier?«, fragte sie.
    »Ja, Sir«, sagte Wallace schließlich in sein Handy. »Das tue ich jetzt. Ich tue es jetzt. Nein. Nein, Sir. Nur zu dritt.«
    Damit war er aufgesprungen und machte einen Satz auf Peter und Zula zu. Er kam sehr nah, als könnte er sie nicht sehen und würde jeden Augenblick durch sie hindurchgehen. Dann blieb er verlegen stehen. Er nahm das Handy so lange von seinem Ohr weg, dass die beiden das Geschrei aus dem Hörer mitbekamen. Dann hielt er es sich noch einmal kurz ans Ohr. »Ich tue es jetzt. Ich schalte jetzt auf Lautsprecher, Sir.«
    Er drückte eine Taste an dem Handy und legte es dann auf seine ausgestreckte Handfläche.
    »Guten Morgen!«, sagte eine Stimme. »Hier spricht Iwanow.« Er befand sich an einem lauten Ort: Hinter seiner Stimme war ein jaulendes Getöse zu hören. Die Stimmlage änderte sich. Er rief aus einem Flugzeug an. Einem Jet. »Ah, jetzt sehe ich Sie!«
    »Sie … sehen uns, Sir?«, fragte Wallace.
    »Ihr Gebäude. Das Gebäude von Peter. Durch Fenster. Wie in Google Maps.«
    Stille.
    »Ich fliege über Sie!«, rief Iwanow, den ihre Begriffsstutzigkeit eher amüsierte als ärgerte.
    Ein Flugzeug flog in geringer Höhe über das Gebäude. Flugzeuge flogen andauernd in geringer Höhe über das Gebäude. Sie lagen in der Einflugschneise von Boeing Field.
    »Bald bin ich da für Diskussion von

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