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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Torgai-Vorgebirge war eine Insel aus durch und durch bösem Territorium, dem man sich am einfachsten aus westlich davon gelegenen guten Zonen näherte.
    Doch als dann Millionen von Studenten in die Weihnachtsferien gegangen waren und plötzlich jede Menge freie Zeit zum T’Rain-Spielen gehabt hatten, war der Koalitionskrieg ausgebrochen. Noch unbekannte Beteiligte hatten ihn über Monate hinweg sorgfältig vorbereitet. Geführt wurde er im Wesentlichen von einer bis dato nicht identifizierten Gruppe aus guten und bösen Charakteren, die einen klug angelegten Blitzkrieg gegen eine andere, ebenfalls aus Guten und Bösen gemischte Gruppe angezettelt hatte, deren Mitgliedern, bis der Hammer sie traf, nicht einmal klar gewesen war, dass sie eine Gruppe bildeten. Die Aggressoren waren von Richard Forthrast die Kräfte der Helligkeit genannt worden, die Opfer des Angriffs die Erdtonkoalition. Diese anfänglich für interne Mitteilungen von Corporation 9592 verwendeten Begriffe waren in die Spielergemeinde durchgesickert und wurden inzwischen auf T-Shirts gedruckt.
    Wallaces Charakter war aus tausend Meter Entfernung als Mitglied der Erdtonkoalition zu erkennen. Zulas erster Charakter – der links im Bild – gehörte ebenfalls zur Erdtonkoalition. Ihr anderer Charakter war merklich heller. Ihn hatte sie an Heiligabend kreiert, als deutlich geworden war, dass wegen der gewaltigen Vorstöße, die den zahlenmäßig überlegenen Heerscharen der Kräfte der Helligkeit an allen Fronten gelangen, weite Teile der T’Rain-Welt für ihren Erdtoncharakter unzugänglich gemacht wurden. Folglich war ihr heller Charakter – der neuere von beiden – um einiges schwächer. Wie viel schwächer war Interpretationssache. In einem radikalen Bruch mit der Tradition des Rollenspiels verwendete T’Rain, um die Macht seiner Charaktere auszudrücken, keine in Zahlen gefassten Level, sondern Aura, ein dreigliedriges Bewertungsschema, das sich aus einer Reihe von statistischen Daten errechnete, darunter dem Rang des Charakters innerhalb seines Vasallennetzes, dem Umfang und der gesamten Macht dieses Netzes, der Menge an Erfahrungen, die der Charakter gesammelt hatte, der Anzahl an Fertigkeiten, die er beherrschte, und der Qualität seiner Ausrüstung. Wenn die Aura eines Charakters sich ausweitete, erlangte er gewisse Vorteile, allerdings nie auf ganz vorhersehbare Weise.
    Die Welt, die Plutos Software geschaffen hatte, besaß fast exakt dieselbe Größe wie die Erde, was bedeutete, dass man, um mit den thematisch angemessenen (d. h. mittelalterlichen) Transportmitteln auf ihr herumzureisen, eine Menge Zeit brauchte. Theoretisch hätte sich das einrichten lassen, indem man an der Definition von Zeit selbst herumschraubte; man könnte sich zum Beispiel vorstellen, durch einen entsprechenden Schnitteffekt vom Beginn einer dreimonatigen Seereise unmittelbar an ihr Ende zu springen. Bei einem Einzelspielerspiel wäre das denkbar gewesen, in einer Mehrspielerfassung dagegen völlig unmöglich. In T’Rain war der Zeitablauf auf den der realen Welt festgeschrieben worden.
    Plutos Lösung hatte in einem computergenerierten System von Leylinien bestanden, die die Welt mit einer Dichtigkeit, die etwa der des U-Bahn-Netzes von New York City entsprach, kreuz und quer überzogen. Das diente als Grundlage für ein Teleportierungssystem, bei dem man die Charaktere zu den Schnittpunkten von Leylinien lotsen musste. Die Anzahl von Linien und Schnittstellen war gigantisch groß und wurde dadurch noch viel komplexer, dass bestimmte Linien nur für bestimmte Charaktertypen zugänglich waren. Letztlich konnte niemand das System ohne die Hilfe von Software benutzen, die alles überwachte und Vorschläge darüber unterbreitete, wie man von Punkt A zu Punkt B gelangte.
    Und so schafften es Zula und Wallace mit einem gewissen Maß an Arbeit, ihre Charaktere zu einer Stadt im Flachland unterhalb des Torgai-Vorgebirges zu teleportieren. Wallaces Charakter erstand bei einem Geldwechsler tausend Goldstücke, die Wallaces Kreditkarte mit dreiundsiebzig Dollar belasten würden. Von dort teleportierten die beiden sich zu dem Leylinienschnittpunkt, der den in der REAMDE -Lösegeldforderung genannten Koordinaten am nächsten lag; für das letzte Stück Weg würden die Charaktere auf den schnellen Pferden, die sie beide besaßen, noch eine Viertelstunde brauchen.
    Der Leylinienschnittpunkt war durch einen einfachen Steinhaufen markiert. Der tauchte schimmernd auf ihren beiden

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