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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbi Glines
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passabel war. Meine Mutter hatte mir zwar sehr gern zugehört, andererseits war ihr Urteilsvermögen nie besonders gut gewesen.
    Das hatte ich der Dame, die sich mir als Macy Kemp, Event-Koordinatorin des Kerrington-Clubs, vorgestellt hatte, auch erklären wollen, aber sie ließ mich kaum zu Wort kommen. Stattdessen informierte sie die anderen in der Küche, ich würde anderswo benötigt, und zog mich dann zur Tür hinaus.
    Ich hatte damit gerechnet, dass Woods diesem Wahnsinn ein Ende bereiten würde, als er uns sah, aber Pustekuchen! Er hatte so verwirrt gewirkt, wie ich mich fühlte. Und er hatte die Aktion nicht gestoppt.
    Ich blickte an dem kurzen, eng anliegenden, silbernen Kleid hinab, das ich inzwischen trug. Das Kleid war rückenfrei und hatte auch vorn einen tiefen Ausschnitt. Ich fühlte mich nackt. In mehrerer Hinsicht.
    »Ach, auf dich schaut doch kaum einer. Dafür sind diese ganzen Schickimickis doch viel zu sehr miteinander beschäftigt. Du singst einfach nur, damit sie Musik haben und tanzen können, wenn sie wollen«, erklärte mir Macy, während sie mich die Treppe hinauf zu den skeptischen Bandmitgliedern schob. Ich konnte ihnen ihre Vorbehalte nicht verübeln.
    »Du bist unser Ersatz?«, zischte einer von ihnen verärgert.
    »Zumindest schauen alle auf ihren Körper und merken gar nicht, wie schlecht wir klingen«, brummte ein anderer und legte sich die Gitarre um.
    »Was kannst du denn singen, Sugar?«, fragte ein älterer Typ, dessen Haare sich schon lichteten.
    Ich wollte nicht hier sein. Ich hatte nicht darum gebeten. Ich setzte jedem ihrer wütenden und entnervten Blicken einen eigenen entgegen. Ich hatte die Band vorhin schon gehört. So toll waren sie nun wirklich nicht. Für wen hielten die sich also, dass sie mich behandelten, als wäre ich hier, um ihnen ihr Leben absichtlich zu versauen? Hätte ihr von Allergien gebeutelter Leadsänger besser aufgepasst, was er zu sich nahm, dann wäre das nicht passiert.
    Ich rauschte an ihnen allen vorbei, bevor ich mich umdrehte und den Typen ansah, der mich herablassend gefragt hatte, was ich denn singen könnte. »Ich kann singen, was ihr wollt«, erwiderte ich und schritt dann wie eine Diva, die ich nicht war, auf die Bühne.
    Die vertraute Melodie von Adeles Song »Someone Like You« wurde angestimmt. Einerseits erleichterte mich das, denn ich kannte den Text, andererseits bereitete mir das auch Magengrummeln, da die Beliebtheit des Songs die Aufmerksamkeit der Gäste erregen würde. Dabei hatte ich gehofft, man würde mich gar nicht beachten.
    Bei den ersten melancholischen Klängen des Liedes stellte ich mich ans Piano.
    Anstatt in den Ballsaal zu schauen, sah ich dem Klavierspieler ins Gesicht, in dessen Augen während meines Gesangs Erleichterung, Anerkennung und schließlich Begeisterung aufblitzten.
    Genau so, wie ich es früher in meinem Zimmer gemacht hatte, blendete ich alles um mich herum aus und verlor mich in dem Songtext und der Musik. Mit dieser Methode war ich mit dem Irrsinn meines damaligen Lebens klargekommen. Jetzt setzte ich sie ein, um mit der Realität meines jetzigen Lebens umzugehen.
    A ls Nächstes war »Ain’t No Other Man« in der Version von Christina Aguilera an der Reihe. Durch die fröhliche Melodie kam Leben in den Raum. Bislang hatte ich es geschafft, jeglichen Blickkontakt mit Woods zu vermeiden, obwohl ich genau wusste, wo er stand. Ich spürte, dass seine Augen auf mir ruhten.
    »Kannst du harmonisieren?«, fragte mich der Gitarrist.
    Ich nickte, und er schaute zu den Bandmitgliedern hinter und nickte ebenfalls.
    Sie fingen an, Lady Antebellums »Just a Kiss« zu spielen.
    Wir hatten es erfolgreich bis zur Überleitung geschafft, als ich meinen Blick über die Gästeschar schweifen ließ und Woods entdeckte, der gerade mit einer hochgewachsenen, eleganten Blondine tanzte. Ich wusste, dass ich schnell wieder wegschauen musste. Ihn zu sehen und das Bild von ihm und ihr in meinem Gehirn gebrannt zu haben würde mich in den Wahnsinn treiben. Aber ich konnte den Blick einfach nicht von den beiden abwenden. Sie lächelte zu ihm auf und sprach, während er über ihre Schulter ins Leere starrte. Er wirkte so kalt. So gar nicht wie der Mann, mit dem ich zusammen gewesen war.
    Dieses Mal musste er meinen Blick auf sich gespürt haben, denn er wandte den Kopf in meine Richtung, und unsere Blicke trafen sich. Jedes Wort klang, als würde ich es nur für ihn singen. Tat ich aber nicht. Das durfte nicht sein. Doch es kam

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