Ersehnt
damit zurechtkam? Und was in aller Welt hatte sie erlebt, dass sie so war, wie sie war?
Ich streckte den Arm aus und umfasste ihre Hand. »Ruf mich an. Egal, um welche Uhrzeit. Wenn du jemanden brauchst, klingel einfach durch, okay?«
Sie nickte. Sie zog ihre Hand unter meiner hervor und drückte dann meine. »Danke.«
Ich fuhr vor Tripps Wohnung vor und wünschte mir, ich hätte eine längere Strecke gewählt. Della nahm ihre Hand von meiner und machte ihre Tür auf.
»Der Tanz mit dir hat Spaß gemacht«, meinte sie, bevor sie aus meinem Wagen stieg und die Tür hinter sich zuschlug. Ich wartete, bis sie sicher im Haus war, bevor ich davonfuhr.
M eine Mutter hatte an diesem Morgen schon dreimal angerufen. Ich hatte versprochen, mich zu einem Sonntagslunch mit den Greystones in ihrem Strandhaus einzufinden, und anscheinend traute sie mir nicht zu, wirklich zu erscheinen. Als mein Handy in meiner Tasche wieder zu klingeln begann, hatte ich eigentlich vor, es gar nicht zu beachten. Mensch, war das nervig, ich war doch schon längst unterwegs!
Nachdem es aber auch Della sein konnte, holte ich das Handy doch heraus. Auf dem Display stand Jaces Name.
»Hallo?«
»Woods, wo steckst du?«
»Bin zum Mittagessen bei meinen Eltern im Strandhaus unterwegs. Was gibt’s?«
»Ach, ich habe nur gerade in deinem Büro vorbeigeschaut, und du warst nicht da. Dachte mir, du wärst vielleicht für eine Runde Golf zu haben.«
»Nein, das geht heute leider nicht.«
Jace räusperte sich, und ich wusste, er hatte noch etwas auf dem Herzen. Es ging es nicht nur ums Golfen.
»Ich, äh, ich habe gerade mit Tripp telefoniert. Er ist auf dem Weg hierher. Ich glaube, es ist ihretwegen.«
Ihretwegen? Oh, wegen Della also. Scheiße.
»Okay …?«, erwiderte ich, unsicher, worauf er eigentlich hinauswollte.
»Die wohnen dann beide in seiner Wohnung.«
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Della und Tripp, die sich eine Wohnung teilten? Nur über meine Leiche!
»Das finde ich nicht so gut, glaube ich«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Jace seufzte laut auf. »Ach komm, hey! Du bist in festen Händen. Du kannst sie nicht haben! Du weißt doch, dass Tripp sich gut um sie kümmern wird, wenn er sie denn will. Halt dich einfach zurück, und gib ihm eine Chance. Vielleicht bringt ihn das ja wieder nach Hause.«
Plötzlich sah ich Della vor mir, mit ihrem perfekten Körper, wie sie sich Tripp auf einem Bett darbot. Sofort wurde der Wunsch in mir wach, ihn mir zu packen und gegen eine Wand zu schleudern. Sie gehörte zu mir. Nein, tat sie nicht. Ach, verdammt, das war doch alles zum Wahnsinnigwerden!
»Ich muss dringend los«, knurrte ich, legte auf und schleuderte mein Handy mit einem frustrierten Schrei gegen die Autotür.
S onntags waren die Mittagsschichten brutal. Ich hatte immer gedacht, nur in meiner Heimatstadt Macon würde alles, was Beine hat, in den Gottesdienst stürmen. Irrtum! Anscheinend lief das in allen Südstaaten so. Um genau 12 : 05 Uhr hatten sich die Schleusentore geöffnet, und binnen Kurzem war jeder Tisch im Restaurant besetzt, und an der Tür hatte sich eine Warteschlange gebildet.
Ich hatte mich schon gefragt, warum ich bislang noch nicht für die sonntägliche Mittagsschicht eingeteilt worden war. Jetzt wusste ich es. Das war echt nur was für Profis. Nun lehnte ich an der Küchenwand und schob mir das Haar aus dem Gesicht. Irgendwie hatten wir überlebt. Die letzten Gäste bezahlten gerade ihre Rechnung.
»Das einzig Gute an den Sonntagen ist das Trinkgeld«, sagte Jimmy und zwinkerte mir zu. »Danach schwöre ich jedes Mal, dass ich kündige. Aber dann zähle ich mein Trinkgeld.« Er zog die Geldrolle heraus, die er in der Hosentasche stecken hatte.
»Das war wirklich verrückt«, stimmte ich ihm zu.
Jimmy lachte in sich hinein. »Japp. Gut, dass es vorbei ist. Du kannst jetzt nach Hause gehen.«
Nach Hause. Tripps Wohnung war nicht mein Zuhause. Und heute war ich mir auch nicht mehr sicher, wie lange ich dort überhaupt noch bleiben konnte. Ich hoffte, dass meine Trinkgeldeinnahmen wirklich gut waren, da ich vielleicht meine Sachen packen und weiterziehen musste. Tripp hatte am vergangenen Abend angerufen und mir Bescheid gegeben, dass er zu Besuch nach Hause kam. Ich wusste nicht, ob das hieß, dass ich ausziehen sollte. Oder ob er meinte, wir würden uns die Wohnung teilen.
Ich litt unter Albträumen und wachte nachts häufig schreiend auf. Die Idee, mir mit
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