Ersehnt
wohnte ich nicht mehr allein dort.
Ich klopfte und wartete.
Fast sofort machte Tripp die Tür auf, und sein freundliches Lächeln erlosch. »Du hast doch einen Schlüssel. Wieso klopfst du dann an?«, fragte er und trat dann beiseite, um mich hereinzulassen.
»Na ja, jetzt bist du ja wieder da. Da wäre es mir komisch vorgekommen, einfach so in deine Wohnung reinzumarschieren«, erwiderte ich. Blöde Situation! Ich zog besser aus.
»Nur weil ich zu Besuch nach Hause komme, ändert das doch nichts! Du hast einen Schlüssel und dein Zeug ist hier. Du kannst kommen und gehen, wie du lustig bist. Lass dich durch mich nicht stören!«
Also wollte er, dass ich blieb? Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Nicht wirklich.
»Tja, ich habe überlegt, ob ich nicht meine Sachen packe und mich wieder auf den Weg mache. Diesmal habe ich genügend Geld verdient, um weiter zu kommen als nur bis Dallas.«
Tripp legt den Kopf zur Seite und musterte mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. »Willst du meinetwegen weg?«
Ja. »Nein«, erwiderte ich stattdessen.
»Warum glaube ich dir nur nicht?«
Weil ich gelogen habe. Ich zuckte mit den Achseln.
Seufzend schloss Tripp die Tür. »Na komm, Blauauge. Du und ich, wir müssen reden, und zwar am besten, während wir ein Bierchen zischen und aufs Meer hinausschauen.«
Ich folgte ihm den Flur entlang in die Küche. Er holte zwei Bierflaschen aus dem Kühlschrank, drehte sich dann um und warf mir eine zu. Zum Glück fing ich sie tatsächlich auf. Tripp wies mit dem Kopf zu den Balkontüren. Ich ging zuerst hinaus.
»Mach’s dir bequem«, sagte Tripp, der hinter mir auf den Balkon trat. Plötzlich war er mir so nahe, dass ich die Wärme seines Körpers spürte. Schnell setzte ich mich auf einen der Stühle um den Balkontisch.
Als könnte er meine Gedanken lesen, ließ sich Tripp mit einem Schmunzeln auf der Liege nieder, streckte die Beine aus und lehnte sich nach hinten. »Gott, wie habe ich das alles vermisst. Die Menschen weniger, eher den Ort!«
Komisch. Alle Leute, die ich kennengelernt hatte, hatten gesagt, sie würden Tripp vermissen. Bezog er sich nur auf seine Eltern, oder hatte er hier wirklich gar niemanden vermisst?
»Gefällt dir die Gegend?«, fragte er und drehte den Kopf zu mir.
»Ja, es ist schön hier«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
Er grinste. »Ja, das stimmt.«
»Wieso lebst du dann in Dallas?«, fragte ich. Die anderen hatten mir beiläufig erzählt, warum Tripp Rosemary Beach verlassen hatte, aber die ganze Geschichte kannte ich nicht.
»Meine Eltern wollte jemanden aus mir machen, der ich nicht bin. Und ich wollte meine Freiheit. Also ging ich weg. Hier konnte ich nicht frei sein.«
Aber er war zurückgekommen.
»Ich bleibe nicht lange. Mich packt ja eh bald wieder die Lust, zu reisen und neue Erfahrungen zu machen. Meinen Job in der Bar habe ich gekündigt. Bin mir sicher, dass Jeffery bereits die neue Barkeeperin poppt. Ich kann einfach nicht weiter für diesen Mann arbeiten. Außerdem wurde es in Dallas allmählich zu kalt.«
War das Tripps Art, mir zu sagen, dass ich bleiben konnte? Ich war mir nicht sicher, ob ich es überhaupt wollte. Eigentlich kannte ich ihn ja gar nicht. Und wenn ich blieb, würde er vermutlich mehr über mich erfahren, als ihm lieb war.
»Ich sollte mich sowieso mal wieder auf den Weg machen. Aber ich hab’s genossen, hier zu wohnen. Die Wohnung ist wirklich toll.«
»Fängst du schon wieder damit an? Ich bin nicht hergekommen, um dich zu vertreiben. Und ich möchte nicht, dass du gehst. Zumindest noch nicht gleich. Du bist doch erst seit ein paar Wochen hier. Genieß Meer und Strand noch ein wenig, bevor du dich wieder aufmachst. Ich bin ein ganz unkomplizierter Mitbewohner, versprochen. Ich schnarche nicht, und ich trinke auch nicht aus dem Milchkarton, außer es ist fast nichts mehr drin. Dann trink ich ihn aber auch ganz aus.«
Mit seinen Frotzeleien brachte er mich zum Lächeln. Es wurde Zeit, dass ich ehrlich zu ihm war. Aus der Sache konnte ich mich nicht einfach so rausschwindeln. Er würde sonst glauben, dass ich ihn nicht mochte, und das wollte ich auf keinen Fall. Nicht, nachdem er so nett zu mir gewesen war.
»Wenn ich wieder meine Koffer packe, dann bestimmt nicht, weil ich dich für einen schlechten Mitbewohner halte«, fing ich an und verstummte dann. Wie sollte ich fortfahren, ohne dass er mich für verrückt hielt?
»Gut. Dann sind ja alle Probleme vom Tisch!«, beendete er den Satz für mich.
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