Ersehnt
die Frühstücksschicht übernehmen musste, und auf keinen Fall noch einen Tag in der Arbeit verpassen wollte, nur weil Woods meinte, mich verhätscheln zu müssen. Schließlich war ich erwachsen und kam auch allein klar. Er brachte mich zur Arbeit und küsste mich mehrmals, bevor er mich verließ, damit ich mich in der Küche bereit machen konnte. Er war mit seiner Büroarbeit im Rückstand und versprach mir, er würde heute durcharbeiten, ohne seine Gedanken immerzu zu mir wandern zu lassen.
Dafür hatte ich ganz schön an ihn hinreden müssen, aber schließlich hatte er zugestimmt. Ich marschierte in die Küche, wo ich eine toll aussehende, hochschwangere Blondine entdeckte, die sich mit Jimmy unterhielt. Er rieb ihr den Bauch und sprach in gurrendem Ton mit dem Baby darin. Unsere Blicke begegneten sich, und sie schenkte mir ein ehrliches Lächeln. Meine Neugierde war sofort geweckt.
»Hallo«, sagte sie, und ihre Stimme erinnerte mich an warmen Honig. Sie sprach mit einem leichten Südstaatenakzent, den ich allerdings nicht genau einordnen konnte. Mein Blick fiel auf den großen Diamanten an ihrem Finger. Sie musste ein Clubmitglied sein. Doch wieso war sie hier hinten bei Jimmy in der Küche?
»Hallo!«, erwiderte ich.
Jimmy sah zu mir und grinste. »Freut mich, dass du wieder da bist, Mädchen. Der gestrige Tag ohne dich war eine einzige Katastrophe.«
Ich erwiderte sein Lächeln, doch dann galt mein Interesse gleich wieder der Blondine.
»Della, das ist Blaire. Meine allerbeste Freundin, die davonrannte und mich wegen eines anderen verließ. Was man ihr nicht verdenken kann, er ist nämlich ein ganz heißer Typ. Blaire, das ist Della. Kann sein, dass sie’s mit dem Chef treibt, kann aber auch nicht sein.«
»Jimmy!«, riefen wir beide zur gleichen Zeit. Kaum zu glauben, dass er das gesagt hatte. Schließlich hatte ich keine Ahnung, wer diese Blaire überhaupt war!
»Woods, richtig? Den Chef meinst du, oder?«, fragte Blaire mit einem verschmitzten Grinsen.
Ich mochte sie.
»Natürlich Woods«, entgegnete Jimmy »Das Mädel hat Geschmack. Die treibt’s doch nicht mit dem alten Herrn.«
»Könntest du bitte mal aufhören, den Begriff ›treiben‹ zu verwenden?« Ich spürte, wie mein Gesicht anfing zu glühen.
»Jimmy hätte mir das nicht verraten dürfen, aber nachdem er das nun mal getan hat, kann ich ja sagen, dass Woods einfach ein super Typ ist. Wenn du es also tatsächlich … äh … mit ihm treibst, dann hast du dir einen Guten ausgesucht.«
Unfassbar, worüber wir uns hier unterhielten! Ich zwang mich zu lächeln. »Danke.«
Die Blondine strahlte mich an, als sei sie überglücklich zu hören, dass ich möglicherweise mit Woods schlief. Ich fragte mich, ob sie Freunde waren. Gerade wollte ich fast schon eifersüchtig werden, als ich mich an ihren Riesenbauch und ihren Riesendiamanten erinnerte. Sie war vergeben. Und zwar so was von.
»Wenn das Baby noch nicht diese Woche kommt, dann könnten wir uns ja vielleicht mal alle zusammen zum Lunch treffen«, meinte sie.
Ich musterte ihren Bauch und sah ihr dann wieder in die Augen. Wie’s aussah, konnte es jede Minute so weit sein. Bis auf diesen basketballartigen Bauch war sie recht zierlich.
»Ja, das wäre doch nett«, erwiderte ich.
»Della Sloane!«, ertönte in diesem Augenblick eine harsche Stimme. Als ich herumfuhr, entdeckte ich im Kücheneingang einen Polizeibeamten.
»Ja, Sir?«, sagte ich. Als sich das letzte Mal ein Polizeibeamter für mich interessiert hatte, hatte das kein gutes Ende genommen. Die Angst, die mit dieser Erinnerung einherging, ließ mich erstarren. Ich mochte keine Polizisten.
»Sie müssen mich begleiten, Miss Sloane«, sagte er und hielt die Tür für mich auf. Ich spürte, wie alle in der Küche mich anstarrten. Am liebsten hätte ich mich vor den Blicken versteckt, konnte mich aber nicht vom Fleck rühren. »Miss Sloane, wenn Sie nicht freiwillig mitkommen, muss ich Sie entgegen Mr Kerringtons Wünschen gleich hier auf den Clubanwesen verhaften!«
Mich verhaften? Bei der Erinnerung an Handschellen, die sich klickend um meine Handgelenke schlossen, während ein Beamter mich über meine Rechte in Kenntnis setzte, fing mein Herz an zu rasen. Ich musste dagegen ankämpfen. Durfte jetzt auf keinen Fall wegtreten. Jetzt bloß keine Attacke kriegen! Ich musste einen kühlen Kopf bewahren.
»Weshalb verhaften Sie sie denn? Ich bin mir verdammt sicher, dass Woods davon keine Ahnung hat«, schnaubte Jimmy
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