Ersehnt
ihn finden kann.« Sie wollte ihn gerade anrufen, als ich hörte, wie die zweiflügelige Haustür aufging und sich wieder schloss, und dann die Schritte meines Vaters auf dem Marmorboden vernahm.
»Er ist da!« Meine Mutter strahlte. Ihre Erleichterung war nicht zu übersehen. Anscheinend hatte sie nun genug davon, mich unterhalten zu müssen. Ganz meinerseits!
»Entschuldige die Verspätung«, sagte mein Vater. »Ich hatte noch was zu erledigen. Probleme mit dem Personal, die du übersehen hattest, die aber jetzt vom Tisch sind. Wir müssen uns über deine Zukunft unterhalten und entscheiden, was du eigentlich genau mit deinem Leben anfangen möchtest. Angelina gehört nicht dazu. Gut, meinetwegen. Aber wir müssen reden.«
Dass er meine Weigerung, Angelina zu heiraten, plötzlich so locker nahm, machte mich misstrauisch. Schließlich hatte er mir eingetrichtert, dass ich genau das zu tun habe, seitdem ich zehn war. Ich sah zu meiner Mutter hinüber, die mir ein gekünsteltes Lächeln schenkte, während sie die Hände im Schoß nervös verknotete. Da war doch etwas faul! Hatten sie etwa schon eine neue Heiratskandidatin für mich in petto? Anders hätte ich mir das Ganze nicht erklären können.
»Können wir das Geschäftliche in meinem Arbeitszimmer besprechen?«, erkundigte sich mein Vater. »Dann kann deine Mutter sich entspannen und den Rest des Tages genießen.«
Ich folgte ihm den Flur entlang zu seinem Arbeitszimmer. In genau einer halben Stunde war Della mit der Arbeit fertig. Er bekam zwanzig Minuten Zeit, dann war ich weg. Das musste also schnell über die Bühne gehen.
»Zigarre?«, fragte er und blieb bei dem Humidor stehen, den Mutter ihm zur Hochzeit geschenkt hatte. Seitdem hatte er einen eigenen Raum für seine große Zigarrensammlung bauen lassen, bewahrte jedoch aus Gründen der Bequemlichkeit ein paar davon auch hier auf.
»Nein danke«, erwiderte ich und stellte mich ans Fenster, statt mich ihm gegenüber an den Schreibtisch zu setzen wie ein Kind, das Unterweisung brauchte.
»Nun gut. Ich brauche auch keine. Die genieße ich dann lieber heute Abend. Douglas Mortimar besucht uns zum Dinner. Ich erwarte, dass du dich zu uns gesellst.« Douglas Mortimar war einer der größten am Club beteiligten Investoren. Auf dem Golfplatz war ihm ein ganzes Loch gewidmet. Zu solch einem Treffen war ich bislang nie eingeladen worden.
»Warum?«, fragte ich, weil ich ihm immer noch nicht über den Weg traute. Ich konnte mich gar nicht erinnern, dass Mortimar eine Tochter hatte. Wenn ich mich nicht irrte, hatte er einen Sohn, der viel älter war als ich und Rosemary Beach gewöhnlich im Sommer mit seiner Familie besuchte.
»Du willst größeren Einfluss in unserem Unternehmen, und ich gebe ihn dir.«
Das war nicht die richtige Antwort. »Komm zum Punkt. Was genau willst du dafür von mir? Ich weiß, dass Angelina dir von Della erzählt hat. Ich bin ja nicht so blöd, zu glauben, sie hätte das für sich behalten. Sie ist ein rachsüchtiges Biest, was einer der Gründe dafür ist, dass ich sie nicht mein restliches Leben am Hals haben möchte. Von Della weißt du jetzt also. Klären wir doch erst mal das, schließlich war das garantiert der Auslöser für dieses Treffen.«
Mein Vater spannte die Kiefernmuskeln an, und ich wusste, ich hatte ihm gehörig die Tour vermasselt. Dieses Treffen hätte mir zeigen sollen, was ich alles haben könnte. Danach wäre er garantiert mit einem Ultimatum in Bezug auf Della rausgerückt. Doch er musste begreifen, dass sie bei mir an erster Stelle stand. Dass ich gehen würde, wenn er sie nicht akzeptieren konnte. Meinetwegen konnte er den Kerrington Club irgendeinem entfernten Verwandten übergeben, vielleicht sogar Mortimars Sohn, wenn Dad ihn schon so ins Herz geschlossen hatte.
»Ja, von deinem kleinen Techtelmechtel weiß ich. Ich habe sie kennengelernt. Als geistig stabil kann man sie ja wohl nicht bezeichnen.«
Er hatte sie kennengelernt? Wie meinte er das? Wann, wie, wo? Ich marschierte zu seinem Schreibtisch, an dem er inzwischen Platz genommen hatte, stützte mich mit beiden Händen darauf und sah ihm scharf in die berechnenden Augen. »Was genau soll das heißen?«, knurrte ich.
Mein Dad zuckte mit keiner Wimper. »Das heißt genau das, was ich gesagt habe!«, erwiderte er und funkelte mich wütend an. »Sie ist mental gestört, und das ist dir auch bewusst. Trotzdem habe ich mal ein paar Nachforschungen über sie angestellt und noch einiges mehr
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