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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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völlig gegen die Gepflogenheiten war. Cappuccino war in Italien ein Frühstücksgetränk und damit basta. Aber wenn man mir die Ausländerin schon so ansah, konnte ich auch machen, was ich wollte. Cesare hatte den Kuchen an der Theke geholt und ließ die Teller fast fallen, als er sie auf das Tischchen stellte. Er wirkte zunehmend nervös, offensichtlich suchte er nach einer passenden Einleitung für sein Vorhaben. Am besten, ich kam ihm ein wenig entgegen: »Schön, hier zu sein, Cesare. Aber könntest du jetzt bitte aufhören, mich auf die Folter zu spannen?«
    Cesare warf einen gehetzten Blick durchs Café und streckte dann den Arm aus. »Siehst du das?«
    Ich folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger, der auf den Ausgang wies, und verstand nicht. »Was?«
    »Die Tür!«, drängte Cesare.
    »Was ist mit der Tür?«
    »Sie steht auf!«
    »Ja. Und?«, fragte ich.
    »Wie spät ist es?«, fragte Cesare zurück.
    »Öh …«, ich drehte mich nach der großen Messinguhr über der Bar um, die seit Jahren immer auf kurz vor zwölf stand, und schätzte: »… na ja, es wird gerade dunkel − so gegen sechs Uhr abends?«
    »Bitte, da siehst du es.«
    »Was?« Ich hatte immer noch keinen Schimmer, was er mir sagen wollte. Aber Cesare sprach weiter in Rätseln: »Versteh doch, Heidi, die Tür steht auf, um Viertel nach sechs!«
    »Cesare!«, wurde ich ungeduldig und hielt meine Tasse fest, denn Cesare fuchtelte jetzt aufgeregt mit seinen langen Armen Richtung Himmel, als wollte er die Jungfrau Maria herbeirufen.
    »Kapierst du nicht? Es ist zu warm, Bellissima! Zu warm für diese Jahreszeit!«
    »Cesare«, sagte ich, jetzt ernsthaft genervt, »was ist wirklich los?«
    Cesare schrie jetzt fast. Fiel damit aber in einem italienischen Café nicht weiter auf. »Die Unterwolle!«
    Aha. Es ging also um die Ziegen!
    »Was ist mit der Unterwolle?«, fragte ich weiter.
    »Nix! Mit der Unterwolle ist nix mehr los! Und ohne Unterwolle kein Kaschmir. Und ohne Kaschmir kein Cashmiti!«
    Dieser Februar war zu mild, war es das, was Cesare sagen wollte? Klar, die Himalajaziegen brauchten es natürlich möglichst kalt, um ihr wärmendes Bauchhaar zu bekommen. Genau darüber hatte Cesare jahrelang geforscht. Und schon wieder befiel mich ein leises Gefühl des Stolzes, weil ich auch für dieses Problem sofort eine Lösung wusste.
    »Dann pachtest du eben höhere Weiden, wo es kälter ist.«
    Aber Cesare schüttelte den Kopf.
    »Weiter oben ist kein Futter.«
    »Doch, wenn es wärmer wird, dann heben sich auch die Vegetationsgrenzen, oder?«
    »Ja, aber das dauert ein, zwei Jahre. Die Klimakatastrophe, Cara, die Klimakatastrophe! Wenn das so weitergeht, haben wir bald nackte Ziegen!«
    Das konnte jetzt nicht sein. Die Zukunft meines Lieferanten stand auf dem Spiel – wegen der Erderwärmung?
    Ich versuchte mich zu sammeln.
    »Gut, Cesare. Das klingt ziemlich dramatisch. Den Klimawandel werden wir zwei Menschlein aber nicht allein aufhalten können. Was können wir also tun?«
    »Nicht viel.«
    Das gab es doch nicht. Wer war denn hier der Biologe!
    »Cesare, du weißt sonst immer, was zu tun ist! Was ist wirklich los?«, fauchte ich. So hatte ich den Herrn Dottore noch nie erlebt. Er kam nie gleich zur Sache, Italiener müssen immer erst pro forma Witze reißen, übers Wetter oder über Fußball reden. Aber heute dauerte es wirklich extrem lange, bis Cesare die Katze aus dem Sack ließ. Und es war ein ziemlich großes Vieh, denn er sagte jetzt: »Lana Grossa will uns übernehmen. Und dann kann mir die Erderwärmung egal sein, weil ich dann mehr Geld für eine schlechtere Qualität bekomme, und die Unterwolle kann ruhig ausfallen. Aber deine Wunderland-Farben, die kann ich dir dann nicht mehr liefern.«
    Mir verschlug es erst einmal die Sprache. Ich hatte immer gewusst, dass ich mich nie in hundertprozentiger Sicherheit wiegen konnte, obwohl Cesare Saison für Saison unserem Exklusivabkommen zugestimmt hatte: Er produzierte bestimmte Farben nur für mich, auch wenn ich keine riesigen Mengen abnahm. Aber ich zahlte pünktlich, meine Babymode war gut fürs Image, und bei Veröffentlichungen bemühte ich mich, dass Cesares Firma auch genannt wurde. Machte sich schon gut in der Gala: »Eva Padbergs Wonneproppen trägt Cashmiti made by Wunderland«. Gwen Stefanis Nachwuchs wäre mir als Model lieber gewesen, aber da würde ich schon noch hinkommen, ich hatte ja noch Zeit, schließlich galt ich offiziell noch als Jungunternehmerin! Nur: Probleme mit

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