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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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Limoncello zu bestellen. Und hatte eine komplett aufregende Idee. Sie würde mich zwar noch mehr Geld kosten als die aberwitzige Summe, die Cesare mir gerade genannt hatte, aber dann hätte ich wenigstens nicht das Gefühl, so viel Kapital im Nirvana zu versenken. Und das Bangen um die Erneuerung des Exklusivitätsabkommens hätte ebenfalls ein Ende. Ich konnte es kaum erwarten, mir darüber in Ruhe noch mehr Gedanken zu machen und dann mit Felix darüber zu sprechen. Was Lana Grossa konnte, konnten wir vielleicht auch. Gemeinsam.

5
     
    »Ihr Wellnesshotel in den Dolomiten« las ich auf einer mit einer rot-dunstigen Saunalandschaft geschmückten Stellwand, als Cesares dunkelgrüne Ape am nächsten Morgen in die nächste Serpentine der ruhig, aber stetig steigenden Dolomitenstraße knatterte. Diese Ape, die dreirädrige Miniversion eines Lieferwagens mit einem Rollerlenker statt Lenkrad, war zwar Italien pur, aber mit ihrem Vespa-Motor definitiv nicht der Prototyp eines Geschäftswagens. Da hatte Cesare schon recht. Bis nach Assisi konnte man damit zwar fahren, aber man würde zwei Tage brauchen, dauerte doch die Fahrt auf den Karerpass zu den Ziegen schon eineinhalb Stunden.
    »Ruheturm mit beheizten Wasserbetten« konnte ich noch lesen, dann war das Schild verschwunden hinter der nächsten Kurve. Der Ausblick auf die Landschaft um Bozen mit ihren Kastanien- und Feigenbäumen, die südliche Atmosphäre mit den spitzen Zypressen war längst abgelöst von einem Hochgebirgspanorama, weichen Schneefeldern und schroffen Zinnen, deren Namen ich nicht kannte.
    Der nächste Hotelhinweis. Ich legte die Hände auf die Knie, um sie in der zugigen Ape zu wärmen. Wellness, hach, das wäre jetzt was, endlich mal ausruhen. Stattdessen ging es immer weiterweiterweiter. Es war unmöglich, mir ausgerechnet jetzt einen neuen Lieferanten zu suchen. Wo würde ich denn jemanden finden, der seine Zeit tatsächlich aufopfernd auf der Ziegenfarm und in der Spinnerei verbrachte und dessen Mutter mich immer zu sich nach Hause einlud? Cesare war zwar schrullig, aber für mich unersetzbar.
    »Que sera sera«, plärrte der kleine Kassettenrekorder gegen den Lärm des Zweitakters an, und in mir reifte ein Entschluss. Er war genauso wahnsinnig wie meine Entscheidung damals, als ich mir bei Amazon das Buch »Wie gründe ich ein Modelabel« bestellt und sechs Wochen danach einen Laden eröffnet hatte.
    »Wer ist das denn?«, schreckte ich hoch, als wir kurz nach der Passhöhe auf eine kleine Nebenstraße abbogen und an einem der Viehgatter, das die nahende Ziegenfarm ankündigte, gerade noch zwei aufheulenden Motocrossmaschinen ausweichen konnten. Die beiden Fahrer trugen keine Helme, hatten dafür aber glänzende Milchkannen rechts und links am Lenker hängen. »Hier ist doch schon Privatweg?«
    »Ach, das sind meine Cousins und Freunde meiner Mama. Ciao!«, winkte Cesare und lenkte die Ape wieder auf den Kiesweg zurück.
    »Ja, aber was machen die hier oben?«
    »Die holen die Milch.«
    »Sie melken die Ziegen?«
    »Ja.« Cesare wartete, bis wir über das Viehgitter geholpert waren, und fuhr dann kurz angebunden fort: »Sind Ziegen. Ziegen geben Milch, soll ich damit Edelweiß züchten, oder was soll ich damit machen?«
    »Ist ja schon okay«, sagte ich schnell und schaute aus dem Fenster. Seine Mama und ihre Angelegenheiten waren Cesare heilig.
    Und dann waren wir da, die steigende Sonne warf lange Schatten und vertiefte die Reliefs der Felsmassive. Hier oben konnte man mit Felsformationen das spielen, was ich als Kind immer mit Wolken gespielt hatte. Ich erkannte auf Anhieb einen Kirchturm, einen Hasen und das Profil von Uwe Ochsenknecht. Das könnte Spaß machen, dieses Figurenraten, aber da wäre eher Felix der Richtige dafür. Ob ich hier oben Empfang hatte, um ihm kurz zu erzählen, dass ich gut angekommen war, und um schon kurz anzudeuten, was mir gerade beruflich in den Sinn gekommen war? Es sah ganz so aus, als würde sich nicht für Felix allein spannendes Neues mit mehr Arbeit und mehr Verantwortung ankündigen! Ich rutschte auf meinen profillosen Ballerinas hinter Cesare her, der sich in der Ape Bergstiefel zum Anzug angezogen hatte und sich ausnahm wie ein Ranger auf dem Weg in die Oper, und versuchte gleichzeitig, meine Tasche nach dem Telefon zu durchwühlen. Alles Elektronische wurde immer kleiner, kleiner, kleiner. Für mich war das nichts, bei mir hingen auch immer Karabiner und unnützes Zeugs an meinem Schlüsselbund, weil

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