Erst zur Party dann ins Bett
wirst.”
Er würde Nein sagen. Sie sah es in seinen Augen. Und so schlug sie alle Vorsicht in den Wind und küsste ihn mit all der Leidenschaft und Sehnsucht, die sie in sich trug. „Wetten, dass du dich nicht traust?”
Kent blickte auf sie herab, und sie sah die unverkennbare Qual in seinen Augen. Und obgleich sie wusste, dass er immer noch nicht an eine dauerhafte Beziehung zwischen ihnen glaubte, akzeptierte sie seine simple Antwort. „Okay.”
12. KAPITEL
Die drei Wochen, die Kent bei Corrine gelebt hatte, waren die besten und zugleich die schlimmsten seines Lebens gewesen. Das Verlangen nach dieser verdammten ungeöffneten Flasche Cutty Sark war noch stärker geworden, und er war jede Nacht schweißgebadet aus dem immer gleichen Albtraum aufgewacht, in dem er Corrine blutüberströmt im Wrack des Unfallwagens sah. Die Versuchung, fortzugehen, war so stark, dass er zwei Mal tatsächlich ihr Haus verlassen und sich in seinen Wagen gesetzt hatte. Aber beide Male war er wieder zu ihr zurückgekehrt.
Was ihn zu ihr hinzog, war stärker als der Drang, zu gehen. In anderen Nächten war er in ihrem Zimmer herumgewandert, in dem vergeblichen Versuch, den furchtbaren Bildern in seinem Kopf zu entkommen, bis Corrine erwachte und ihn ins Bett zurückwinkte. Dann hatte er sie geliebt, mit einer Verzweiflung, die er nur Corrine gegenüber zum Ausdruck bringen konnte, und dann auch nur in tiefster, dunkler Nacht.
Nur dann konnte er sich von den Gefühlen befreien, die ihn quälten. Aber die Erleichterung war nur eine vorübergehende, und kaum waren sie getrennt, erfasste ihn wieder diese innere Anspannung, vor der es kein Entrinnen für ihn gab.
Da er nicht so weitermachen konnte, hatte er den Entschluss gefasst, zu versuchen, einen Schlussstrich unter seine Vergangenheit zu ziehen. Er hatte beschlossen, nach Chicago zu fliegen und seine Familie zu besuchen. Und Charles’ Grab. Er wusste nicht, was er sich davon erhoffte; vielleicht so etwas wie ein Zeichen, dass es in Ordnung war, wieder zu leben -und nicht nur zu existieren, wie er es bisher getan hatte. Er wollte Corrine heiraten, aber er war nicht sicher, ob sein Gewissen ihm je erlauben würde, es zu tun.
Er war am späten Freitagabend aufgebrochen, und nachdem er den ganzen Samstag bei seiner Familie gewesen war, hatte Kent beschlossen, früher als geplant zurückzufliegen. Der Besuch war anstrengend gewesen. Er hatte gemerkt, dass er mehr denn je versuchte, die Illusion aufrechtzuerhalten, er sei der perfekte Pearson junior.
Also hatte er sich am Sonntagmorgen von seinen Eltern verabschiedet und war etwa fünf Stunden früher als geplant zum Flughafen gefahren, um nach Florida und Corrine zurückzufliegen. Von ihr getrennt zu sein hatte ihm noch deutlicher vor Augen geführt, wie sehr sie ihn beruhigte.
Der Flughafen war überfüllt wie üblich, und die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen waren unangenehm, störten ihn aber nicht allzu sehr. Denn zum ersten Mal, seit Charles gestorben war, hatte er das Gefühl, irgendwohin zu gehören. Und er wusste, er gehörte zu Corrine.
Es war früher Nachmittag, aber sein Flieger startete erst um sechs. Er nahm sein Handy heraus und rief sie an. Er wünschte, er hätte sie mitgenommen nach Chicago. Er hatte jemanden gebraucht, mit dem er reden konnte, und obwohl er und sein Vater es versucht hatten, waren am Ende doch zu viele Worte ungesagt geblieben.
„Hallo, Kent”, meldete sie sich, weil sie vermutlich schon seine Rufnummer auf ihrem Display gesehen hatte. „Ich hatte nicht erwartet, was von dir zu hören, bevor du in Orlando warst. Bist du schon da?”
„Nein. Ich sitze hier in Chicago am Flughafen und warte auf meinen Flieger.”
„Wie war es bei deiner Familie?” fragte sie.
Corrine war der Meinung gewesen, er solle seinen Alkoholismus bei seiner Familie zur Sprache bringen, doch nach einem Blick auf die Villa am Seeufer hatte Kent gewusst, dass er bei diesem Besuch nicht über seine Abhängigkeit sprechen würde. Vielleicht beim nächsten Mal. Vielleicht würde es ihm mit Corrine an seiner Seite leichter fallen. „Wie immer”, antwortete er. „Was tust du gerade?” fragte er. Sie klang ein bisschen atemlos.
„Dich vermissen.”
„Ja?” Er hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, wie er sich mit ihr fühlte. Seit sie ihn aufgefordert hatte, bei ihr einzuziehen, hatte sie nicht gezögert, ihm bei jeder Gelegenheit zu sagen, was sie fühlte. Sie war unbefangener als je zuvor.
„Ja”,
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