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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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lange benötigte es nämlich, bis Mr. Rogers sich bemüßigt sah, sie zu bemerken und einzuweisen.
    Viereinhalb Minuten brauchte er, um sie an der Tür stehen zu sehen und weitere dreißig Sekunden für das Übrige. »Ihr Schreibtisch!«
    Das war sie. Die Einweisung – versteht sich.
    Damit verschwand er in seinem Büro, schloss diesmal die Tür hinter sich und ließ Stevie allein. Mit den Aktenbergen – was an sich bereits ziemlich niederschmetternd war. Aber auch mit dem Telefon, welches sie tatsächlich in Bedrängnis brachte. Und zwar keine fünf Minuten darauf, da machte es sich nämlich zum ersten Mal bemerkbar.
    Entsetzt fixierte Stevie den schwarzen Kasten, der unermüdlich seinen nervenden Summton von sich gab und nicht verstummen wollte.
    Irgendwann gelangte sie zu der Überzeugung, dass das Teil wohl auch nicht damit aufhören würde, wenn sie nicht einschritt, und nahm mit zitternder Hand den Hörer ab. »Mr ...« Falsch! Ahhh, verdammt! »Anwaltskanzlei Rogers ...«
    Nicht etwa ein Mandant meldete sich oder eventuell ein angehender; jemand, der eine Rechtsberatung suchte oder auch ein verflixter Versicherungsvertreter, nein! Stattdessen ertönte am anderen Ende eine zickige und darüber hinaus ziemlich arrogante Frauenstimme.
    »Mr. Rogers!«
    Nun ... momentan wäre Stevie vielleicht mit einer fachlichen Frage überfordert gewesen, obwohl sie die Antwort normalerweise gewusst hätte. Nach zwölf Jahren Mädcheninternat bereitete es ihr allerdings so gar keine Schwierigkeiten, mit arroganten, zickigen Damen von Welt umzugehen. Vor nicht allzu langer Zeit gehörte sie nämlich noch selbst diesem illustren Kreis an. Von ihr unbemerkt ging das Kinn in die Höhe und das Herzklopfen legte sich.
    »Wen bitte darf ich melden?«
    Das brachte die Dame vorübergehend aus dem Konzept. Ein höchst kurzes Vorübergehend, leider. »Wer sind SIE denn?«
    »Mein Name ist Miss Grace. Wenn ich bitte auch Ihren werten Namen erfahren dürfte?« Äußerst höflich fand Stevie, wenn man die Frechheit dieser Person bedachte.
    Der Meinung schien die Tante am anderen Ende nicht zu sein. »Unverschämtheit!« , zischte es giftig. »Sie sind wohl die Neue?«
    »Ja.« Stevie hob die Schultern.
    »Ich glaube nicht, dass Sie sich lange halten werden, wenn Sie sich weiterhin so amateurhaft anstellen!«
    Ganz bestimmt gehörte mangelndes Selbstbewusstsein auch nicht zu Stevies Lastern. Dennoch brachte sie dieser Hinweis vorübergehend ins Straucheln. Woher sollte sie wissen, welche Position das Weib am anderen Ende einnahm? Möglicherweise genoss es ja Sonderrechte. Irgendeinen Grund musste es schließlich geben, dass die meinte, sich aufführen zu dürfen, als läge ihr alles zu Füßen, in vorderster Front Mr. Rogers persönlich. Stevie hatte keineswegs die Absicht, sich von dieser dahergelaufenen, arroganten Kuh den Job vermasseln zu lassen. Zu viel hing von ihm ab.
    Was nun? Klein beigeben? Kuschen – obschon das für sie gleichbedeutend mit der Selbstaufgabe zu werten war? Oder sich behaupten und den Jobverlust riskieren?
    Bange zehn Sekunden vergingen, bis ihre Entscheidung stand:
    Stephanie – Stevie - Grace katzbuckelte vor niemandem! »Miss, Sie werden verstehen, dass ich Ihren Namen benötige, um Mr. Rogers den Anruf melden zu können. Sollte ich Ihnen damit zu nahe treten ...«
    Am anderen Ende ertönte ein Stöhnen, dann ein erneutes Zischen, das diesmal schmerzhaft in ihrem Ohr zwickte. »Miss Mitchel!«
    »Vielen Dank, Miss Mitchel ...«, lächelte Stevie.
    Soweit, so gut. Nur leider begannen die Herausforderungen damit erst. Wie der verdammte Anruf zu ihrem Chef vermittelt wurde, entzog sich nämlich ihrer Kenntnis. Verzweifelt betrachtete sie die unzähligen bunten Tasten. Bei welcher handelte es sich denn nun um die Richtige?
    Je länger Stevie zauderte, desto fahriger wurde sie. Diese Frau am anderen Ende lauerte nur auf einen Fehler, so viel stand fest, und sie war soeben im Begriff, genau den zu liefern.
    Mist!
    Vorsichtshalber legte sie erst einmal den verflixten Hörer beiseite, um nicht durch ein neuerliches Fauchen noch mehr aus dem Konzept gebracht zu werden. Außerdem war so ein Gehör nicht ewig belastbar. Und am Ende, in höchster Not, kniff Stevie einfach die Augen zu und wählte die erstbeste Taste, die ihr unter die Finger kam.
    Eine atemlose Weile später öffnete sie das linke Lid um einen winzigen Spalt und wagte einen vorsichtigen Blick. Weder Apparat noch Hörer waren zwischenzeitlich detoniert,

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