Erstkontakt
Unwetter, das im Anmarsch war. Er setzte sich in einen der Schaukelstühle und schaute zu, wie die dicken Tropfen auf der Straße zerplatzten. Eine Strebe war von der Straßenlaterne an der Ecke heruntergefallen oder vom Sturm abgerissen worden. Nun tanzte die Lampe bei jeder Wind- und Regenböe hin und her. Scheinwerfer verließen die Maple Street. Er erkannte Hal Esterhazys Plymouth. Der Wagen federte in die Einfahrt auf der anderen Straßenseite, verharrte, während das Garagentor aufging, und verschwand dann dahinter. Licht leuchtete in Hals Haus auf.
Sue Esterhazy war Hals dritte Frau. Zwei weitere wanderten irgendwo durch die Weltgeschichte, mit denen er fünf oder sechs Kinder hatte. Hal hatte Harry erklärt, daß er mit seinen früheren Frauen auf durchaus freundschaftlichem Fuß stünde und sie besuche, wann immer er es schaffte, obgleich er zugeben mußte, daß das nicht oft geschah. Er zahlte beiden Unterstützung. Dennoch schien er mit seinem Leben sehr zufrieden zu sein. Ihm gehörten ein neuer Wohnwagen sowie ein Ferienhaus in Vermont.
Harry fragte sich, wie er das alles schaffte.
Im Haus klingelte das Telefon.
Julie hatte am Nebenapparat abgenommen, ehe er das Telefon im Erdgeschoß erreichte. Er stieg die Treppe hinauf, und sie erwartete ihn in der Schlafzimmertür. »Es ist Goddard«, sagte sie.
Harry nickte und griff nach dem Hörer. »Carmichael.«
»Harry, hier ist Charlie Hoffer. Das Herkules-Signal hat sich verändert. Ich habe gerade mit Gambini gesprochen. Er ist völlig aus dem Häuschen.«
»Sie offenbar auch«, stellte Harry fest.
»Ich dachte, Sie würden es wissen wollen«, sagte Hoffer verlegen. Er war der Offizier vom Dienst im Forschungslabor.
»Warum?« fragte Harry. »Was ist denn los?«
»Haben Sie die Operation verfolgt?«
»Ein wenig.« Das war eine ziemliche Übertreibung. Harry war stellvertretender Direktor der Administration, ein Personal-Spezialist in einer Welt der theoretischen Physiker, Astronomen und Mathematiker. Er gab sich alle Mühe, in bezug auf Goddards vielfältige Initiativen auf dem laufenden zu sein, um wenigstens etwas Glaubwürdigkeit zu behalten, aber die Anstrengung war sinnlos. Kosmologen schauten auf Teilchenphysiker herab, und beide Gruppen konnten die Astronomen nicht ausstehen, die ja nichts anderes taten, als die Auffassungen der Theoretiker zu bestätigen.
Harrys Job war es, dafür zu sorgen, daß die NASA die richtigen Leute einstellte oder mit den richtigen Leuten Verträge abschloß, er veranlaßte die Bezahlung des Personals und überwachte die Urlaubszeiten und Versicherungsprogramme, verhandelte mit Gewerkschaften, versuchte, die technisch orientierten Manager der NASA davor zu bewahren, zu viele Untergebene zu verärgern, und er war für die Public Relations verantwortlich. Er war immer in der Nähe Donners gewesen, hatte aber in den wenigen vergangenen Wochen kaum auf die anderen Aktivitäten Goddards geachtet. »Welche Art von Veränderung?«
Am anderen Ende unterhielt Hoffer sich gerade mit jemandem im Hintergrund, hatte aber Harrys Frage mitbekommen und antwortete nach einer kurzen Verzögerung. »Harry, es hat aufgehört.«
Julie betrachtete ihn seltsam.
Harrys Physikkenntnisse waren nicht sehr gut. Gambini und seine Leute hatten einen Röntgenpulsar in der Herkuleskonstellation beobachtet, ein Binärsystem, das aus einem roten Riesen und einem Neutronenstern bestand. Die vergangenen Monate waren eine schwierige Zeit für sie gewesen, denn die meisten technischen Einrichtungen Goddards wurden für den Kometen eingesetzt. »Charlie, das ist nicht ungewöhnlich, oder? Ich meine, das verdammte Ding verschwindet auf seiner Bahn alle paar Tage hinter dem Stern, richtig? Ist genau das passiert?«
»Die nächste Abschattung ist erst am Dienstag fällig, Harry. Und selbst dann verlieren wir das Signal nicht. Es gibt dort so eine Art Hülle, die das Signal reflektiert, daher wird es allenfalls schwächer. Doch jetzt empfangen wir überhaupt nichts mehr. Gambini meint, irgendwas an den Geräten sei defekt.«
»Ich nehme an, ihr könnt keinen Fehler finden?«
»Das Netz ist okay. NASCOM hat jeden nur denkbaren Test durchgeführt, Harry. Gambini ist in New York und kommt erst in ein paar Stunden zurück. Er möchte nicht mit dem Flieger auf dem National landen. Wir dachten, am einfachsten wäre es wohl, wenn wir den Hubschrauber schicken.«
»Tut das. Wer ist im Operationszentrum?«
»Majeski.«
Harrys Hand krampfte sich um den
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