Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt

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fuhr zu Gebäude Nr. 2, dem Labor des Forschungsprojektes. Acht oder neun Wagen parkten unter den Sicherheitslampen, was für diese späte Uhrzeit ungewöhnlich war. Harry stellte sich neben Cord Majeskis grauen Honda (der Chrysler sah neben dem Zweisitzer mit Turbolader aus wie eine plumpe Kiste) und eilte unter regentriefenden Bäumen zum hinteren Eingang des langgestreckten Gebäudes.
    Dem Herkules-Projekt war ursprünglich ein Kommunikationszentrum mit angeschlossener ADP-Zone zugeteilt worden. Aber Gambini war ein politischer Fuchs, und seine Verantwortung und sein Stab wuchsen ständig. Er hatte zwei Arbeitsräume, zusätzlichen Computerraum und drei oder vier Büros gefordert.
    Das Projekt selbst hatte als allgemeines Forschungsprogramm mit mehreren Dutzend Pulsaren begonnen. Aber es hatte sich sehr schnell auf die Anomalie in dieser Gruppe konzentriert, die fünf Grad nordöstlich vom Kugelhaufen NGC6341 entdeckt wurde.
    Harry schlenderte ins Operationszentrum. Mehrere Techniker saßen im grünen Lichtschein der Monitore; zwei oder drei hatten die Kopfhörer abgenommen, sie tranken Coca-Cola und unterhielten sich flüsternd über ihre Zeitungen hinweg. Cord Majeski lehnte stirnrunzelnd an einem Arbeitstisch und machte sich Notizen auf einem Klemmblock.
    Er war eher Footballspieler als Mathematiker, sehnig und breit in den Schultern, mit stechenden blauen Augen und einem dunklen Bart, der seinem jungenhaften Gesicht mehr Reife verleihen sollte. Er war ein grimmiger und wortkarger junger Mann, der dennoch zu Harrys Verblüffung bei Frauen ungewöhnlich erfolgreich zu sein schien. »Hallo, Harry«, sagte er. »Was führt Sie denn um diese Zeit her?«
    »Ich habe gehört, daß der Pulsar ein wenig verrückt spielt. Was ist los?«
    »Wenn ich das wüßte.«
    »Vielleicht«, sagte Harry, »ist ihm der Sprit ausgegangen. So etwas passiert doch, oder nicht?«
    »Manchmal. Aber nicht so. Wenn der Pulsar seine Energiequelle verloren hätte, dann hätten wir ein allmähliches Absinken der Intensität wahrgenommen. Dieses Ding hörte jedoch abrupt auf. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Vielleicht wurde Alpha zur Nova.« Majeski, der nur selten seine Gefühle offen zeigte, schleuderte das Klemmbrett über den Tisch. »Harry«, sagte er, »wir brauchen Zugang zur Optischen. Können Sie Donner nicht für ein paar Stunden herholen? Er beobachtet diesen gottverdammten Kometen doch schon seit drei Monaten.«
    »Stellen Sie den Antrag, Cord«, sagte Harry.
    Majeski zupfte sich am Bart und bedachte Harry mit einem Blick, der signalisierte, daß sein Vorrat an Geduld allmählich erschöpft war. »Wir sollten doch wohl in der Lage sein, ein Zielobjekt von so großer Wichtigkeit jederzeit beobachten zu können.«
    »Schauen Sie es sich morgen abend an«, sagte Harry. »Es wird seinen Platz nicht verlassen. Ich bin in meinem Büro, falls noch was sein sollte.« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging davon.

    Harry interessierte sich nicht sonderlich für Pulsare. Tatsächlich hätte ihn an diesem Abend nichts außer einem Schwarzen Loch, das auf Maryland zu stürzen drohte, aus der Reserve locken können. Aber er hatte auch keine Lust, nach Hause zurückzufahren.
    Der Regen war in ein kaltes Nieseln übergegangen. Er fuhr auf der Straße Nr. 3 nach Norden und rollte auf den Parkplatz vor Gebäude 18, der Kaufmännischen Abteilung. Sein Büro befand sich im zweiten Stock. Es war ein relativ kahler Ort mit ramponierten Stühlen und grünen Wänden und dem regierungsamtlich verfügten Wandschmuck, vorwiegend billige Art-deco-Motive, die die GSA zu einem Schleuderpreis von einem ihrer Großlieferanten erworben hatte. Fotos von Julie und Tommy standen auf Harrys Schreibtisch zwischen einer Cardex-Rollkartei und der kleinen gerahmten Reproduktion eines Kinoplakats zum Malteser Falken. Tommy trug auf dem Foto seine Little League-Kluft; Julie stand im Profil zum Betrachter und blickte nachdenklich in einen grauen Neuengland-Himmel.
    Harry knipste die Tischlampe an, löschte die Deckenbeleuchtung und ließ sich schwer auf das Kunstledersofa fallen, welches ein wenig zu kurz für ihn war. Vielleicht wurde es wirklich Zeit aufzuhören; er könnte sich einen verlassenen Leuchtturm irgendwo an der Küste von Maine suchen (er hatte gesehen, daß einer in Providence für einen Dollar angeboten wurde, doch man mußte ihn von seinem Standort wegtransportieren), oder er sollte vielleicht einfach einen Job im örtlichen Supermarkt