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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Parkett zu legen!«
    Liam nahm einen tiefen Zug an seiner Silk Cut und bekam etwas von dem Rauch in die falsche Röhre. Was ihm ungefähr für eine Minute einen Hustenanfall bescherte. Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus und beschloß, für ziemlich lange Zeit genug von den Dingern zu haben.
    »Heute abend aber liege ich hier und träume ganz besonders von der guten alten Zeit, als ich dich und deine Mum in New York besucht habe«, sagte Liam, als er wieder zu Atem gekommen war. »Du warst schon ein toller Bursche, Neil. Immer begierig auf Geschichten aus diesem Teil der Welt. Erinnerst du dich noch, wie du den Geschichten zugehört hast, die in eurem Wohnzimmer erzählt wurden?«
    »Ja.«
    »Und erinnerst du dich auch noch an dein Lieblingsthema, an das, wovon du immer schrecklich geträumt hast?«
    Ich dachte einen Augenblick an weit zurückliegende Abende im Wohnzimmer, wie ich Geschichten gehört hatte... Mutter in einem gebrauchten Kleid, das sie zu Ehren von Liams Besuch mit einem neuen Band besetzt hatte, wie zu sehen ich mich freute, und ich in meiner kurzen Hose... Das Atwater-Kent, und die große Weltkarte mit den roten Stecknadeln darin, die Schlachten des Krieges auf dem alliierten Vormarsch markierten, mit meinem irgendwo zwischen all diesen Nadeln verschollenen Vater... Liam und Father Tim erzählten ihre endlosen Geschichten über Irland, eine ausgeklügelter als die andere, während gleichzeitig die Whiskeyflaschen leer wurden... All die vielen Geschichten von irischen Beerdigungen...
    Die aus den Scharnieren gehobene Tür der sheepeen eines toten Mannes lag waagerecht auf Stühlen, der Leichnam unter einem Leinentuch, die Hände auf der Brust gefaltet und um ein steinernes Kruzifix geschlossen, die dicken Zehen zusammengebunden, brennende Kerzen um seinen Kopf, neue Stiefel warteten neben seinen nackten Füßen, draußen in einer Grube brannte sein Bett, um Schwierigkeiten mit den Feen abzuwenden... die Trauergäste mit von Hammeleintopf und fadge prall gefüllten Bäuchen tranken und stritten und rauchten Tonpfeifen, gestopft mit in Weihwasser getränktem Tabak, und sie nahmen Schnupftabak in der Hoffnung einer baldigen Auferstehung der Seele ihres geliebten Freundes.
    »Neil - bist du noch da?«
    Ich nahm die Hand meines Onkels, die er in die Dunkelheit ausgestreckt hatte.
    »Ich erinnere mich«, sagte ich. »Die Beerdigungen...«
    »Aye, du hast es geliebt, wenn man dir Angst einjagte. Am nächsten Tag habe ich dich dann mit den anderen Jungs auf der Straße gesehen, wie du sie dirigiert hast, eine richtige irische Beerdigung nachzuspielen. Zuerst fand ich das seltsam, aber schließlich habe ich es verstanden.«
    »Was hast du verstanden?«
    »Du hattest etwas, das nicht jung war, als du jung warst, Neil. Du wolltest tanzen und wie ein ganz normaler Junge spielen, und du wolltest, daß dein Daddo dir dabei zuschaute. Doch das konnte er nicht, weil er in den Krieg gezogen war. Also hast du dir statt dessen auf den New Yorker Straßen Spiele einfallen lassen von Beerdigungen, wie sie in Irland auf dem Land abgehalten werden.«
    Ich ließ Liams Hand los und erinnerte mich.
    Die sheepeen, am Fuße des Berges kauernd, mit dem großen, grauen Herrenhaus auf dem Berg... Der gewundene Bach mit Felsblöcken entlang den Ufern, bedeckt mit Flecken weißlichen Grases wie Spitzendeckchen auf Klavieren.
    »Einmal hast du uns eine Geschichte über eine Beerdigung erzählt, die in einem Dorf stattfand, in dem es ein großes Haus auf einem Berg gab«, sagte ich. Selbst für meine eigenen Ohren klang es, als wäre ich ein Mann, der im Schlaf spricht. »Da war die sheepeen, und dahinter gab es einen gewundenen Bach...«
    »Ach, die Geschichte meinst du! Meine Güte, was hat dir das eine Angst eingejagt. Die Geschichte über einen Mann, der von den Toten zurückkehrte, um seine Kameraden heimzusuchen.« Liam hustete und lachte finster im Dunkel seines Zimmers. »Ich habe es nach Erinnerungen an mein Zuhause im County Carlow gestaltet.«
    »In dem Dorf namens Tullow?«
    »Aye... Tullow.«
    Aus irgendeinem Grund, den ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal ahnen konnte, reagierte Liam bei der Erwähnung des Namens überrascht. Durch das plötzliche Rasseln in seinem Atem bemerkte ich, daß ich ihn irgendwie erschüttert hatte.
    »Ich werde jetzt langsam schrecklich müde«, sagte Liam. »Nimm noch einmal meine Hände, Junge.«
    Ich gehorchte.
    »Du mußt wissen, daß Aidan deine Ruby Flagg von ganzem Herzen

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