Ertränkt alle Hunde
geliebt hätte«, sagte er.
»Danke, Onkel.«
»Und jetzt gebe ich dir einen guten Rat, Neil, wie es meine Pflicht ist: Benimm dich anständig gegenüber deiner Bonny, und verlier sie niemals. Du wirst doch nicht hilflos und einsam auf dem Rücken liegend enden wollen, einer Melodie aus der Ferne lauschend, mit einem Text, der deinem Herzen Stiche versetzt durch die Erinnerung an alte Liebe.«
Ruby schlief nicht, als ich leise nach oben und in das rote Zimmer schlich. Tatsächlich befand sie sich nicht mal mehr im Bett.
Und eigentlich hatte ich Glück, daß sie in der Dunkelheit erkennen konnte, daß ich durch die Tür hereinschlüpfte und nicht Snoody. Andernfalls wäre mein Kopf dazu verwendet worden, einen Porzellankrug zu zerschlagen.
»Wo zum Teufel bist du gewesen?« fragte sie und stieß mich an, als ich zum Bett ging, um mich wieder auszuziehen.
Ich dachte: Das muß ich mir auch von Neglio anhören. Aber ich schwieg.
Ruby schubste weiter. »Ich bin fast verrückt geworden vor Angst, wo du in diesem bescheuerten alten Haus stecken könntest.«
»Beruhige dich wieder, okay? Ich war nur unten und habe mit Liam gesprochen. Ich habe dir doch gesagt, daß ich ihn heute nacht besuchen wollte, und habe gewartet, bis du fest eingeschlafen warst.«
»Ja, allerdings hast du gewartet! Mein Gott, Hock!« Ruby nahm ein Kopfkissen vom Bett und schlug es mir auf den Kopf. »Wie konntest du mich nur allein lassen, wo doch dieser Snoody hier herumschleicht? Wir haben’s beide gesehen.«
»Nun, diesmal habe ich ihn nirgendwo gesehen. Können wir jetzt vielleicht einfach ins Bett gehen?«
»Aha, dann gedenkst du also, dieses Mal zu bleiben, ja?«
»Versprochen. «
Ich zog mich aus, und Ruby ließ ihren Bademantel zu Boden gleiten. Wir stiegen wieder in das Himmelbett. Ruby lag mit dem Gesicht zu mir und wickelte ein Bein und beide Arme um mich. Liam hatte recht. Es würde mir gar nicht gefallen, am Ende meiner Tage allein zu sein und Stiche ins Herz zu bekommen.
»So wie jetzt sollte es von nun an jede Nacht sein«, sagte ich.
»Sehr romantisch.«
»Tu mir nur einen Gefallen: Schlag niemals den, den du liebst.«
»Bären machen so was.«
»Im Ernst, Ruby. Ich meine das wirklich so, wir sollten zusammen bleiben.«
»Ist das ein Antrag?«
»Wie lautet deine Antwort?«
»Du hörst noch von mir.«
Ruby drehte sich um, kuschelte sich auf ihrer Seite zusammen und schlief sofort ein.
Während ich, aufgedreht und hellwach und neidisch auf Rubys leichten Schlaf, die nächste Stunde mit Nachdenken über Männer ohne Augen verbrachte.
Dann, ohne hinzuschauen, konnte ich die beiden kommen sehen...
Der kalte nächtliche Regen fällt leicht und in dicken Tropfen, legt sich schwer über die Wärme des vergangenen Tages und läßt die Erde dampfen. In der stickigen und verqualmten sheepeen läßt sich nicht atmen. Also lehne ich in der Tür, sehne mich nach einer frischen Brise, die nicht kommen wird, und blicke hinaus zu dem gewundenen Bach. Von dem ich weiß, daß er dort ist, verborgen unter all dem wogenden Nebel.
Sie kommen wie sich aus dem Wasser erhebende Geschöpfe. Ein Soldat in einer blauen Uniform, die ich nicht kenne, schiebt einen Mann in einem Rollstuhl. Die beiden holpern über benetzten Stein und Soden, nähern sich stetig der sheepeen.
Ich höre sie sprechen. So klar und deutlich wie den Regen über meinem Kopf und das Streiten hinter meinem Rücken in der sheepeen.
»Ich wette, jeder Mann in dem Laden wird uns eine Runde spendieren«, sagt der Mann im Rollstuhl. »Abergläubischer Pöbel! Die werden uns für Geister halten, die sich mit einem Glas bestechen lassen.«
»Sei nicht so streng mit den Jungs, Bruder«, sagt der schiebende Mann. »Und laß auch selbst etwas Geld springen. Man fühlt sich nicht wohl, bis man selbst eine Runde geschmissen hat.«
»Bring uns einfach dorthin... bring uns dorthin.«
»Gibt es dort vielleicht auch Frauen?«
»Frauen hattest du doch wohl gottverdammt genug!«
»Was meinst du, gibt es dort auch Musik?«
»Ach, scheiß doch auf die Musik! Das ist doch alles nur vertonte Suffseligkeit, ein Mischmasch aus Wahrheit und Lügen, ansprechend nur für die Dummen.«
»Eines Tages wirst du ein jämmerlicher alter Mann sein, Bruder.«
»Ich werde leben, das werde ich! Das ist mehr, als du von dir behaupten kannst.«
Der Mann in der blauen Uniform lacht den ganzen restlichen Weg, und sein Lachen bildet feuchte Wolken kondensierten Atems.
Ich trete wieder hinein
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