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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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dem Bild nach oben lag. Ich zeigte Davy die Rückseite und sagte: »Hier, deshalb wollte ich mit dir sprechen.«
    Mogaill drehte das Foto wieder um. »Das dürfte dein Vater sein, richtig?« fragte er.
    »Ja. Aidan Hockaday.«
    »Er war ein gutaussehender Mann, Neil.«
    »Danke, aber es geht um das Gedicht, das ich dir mitgebracht habe.«
    Ich drehte das Foto um. Mogaill blickte auf die in blauer Tinte geschriebenen Worte. Er sagte: »Tut mir leid, aber ich hab meine Brille nicht dabei.«
    Ich griff in die Jacke und gab ihm meine Bifokalbrille. Ruby hatte mich überredet, sie mir selbst als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk zu kaufen. Toller Geburtstag. Widerwillig setzte Mogaill sie auf und las laut vor. »>Ertränkt alle Hunde<, sagte die zornige junge Frau. >Sie haben meine Gans und eine Katze getötet. Ertränkt, ertränkt sie in der Wassertonne, ertränkt alle Hundes sagte die zornige junge Frau.« Er nahm die Brille wieder ab, gab sie mir zurück und schwieg.
    »Und, was bedeutet das?« fragte ich.
    »Ein mystischer Knittelvers.«
    »Ja, aber erkennst du ihn wieder?«
    »Nein.«
    Nur äußerst selten habe ich einen wortkargeren Davy Mogaill erlebt, besonders wenn er schon ein paar Drinks intus hatte. Aber heute war er, ausgerechnet in Nugent’s Bar, verschlossen wie eine Muschel.
    »Noch ein Glas?« schlug ich vor.
    »Einverstanden.«
    Ich gab Terry zwei zu verstehen, uns noch eine Runde zu bringen. Mogaill schlug die Zeitung über dem Foto zu und sagte ruhig: »Steck das jetzt weg, du willst es doch nicht vollkleckern.«
    »Nein.«
    Dann folgte wieder ein betretener Augenblick, während Mogaill sich in diese Aura der sehr persönlichen Traurigkeit hüllte. Er schaute von mir fort in den Spiegel hinter den Schnapsflaschen auf der anderen Seite der Theke. Ich blickte ebenfalls in den Spiegel und sah Finn darin. Er hatte den Tisch neben der Tür verlassen und stand jetzt ein Stück hinter uns, seine steinernen, grauen Augen auf unsere Rücken gerichtet, und nahe genug, um uns zu verstehen, wenn wir sprachen.
    »Was glaubst du, will er?« fragte ich.
    »Holen wir uns eine Antwort«, sagte Mogaill.
    Davy rutschte von seinem Barhocker und trat zu Finn. Die beiden Männer redeten miteinander, ich bekam jedoch weder etwas von ihrer Unterhaltung mit noch sah ich etwas anderes als nur Davys breites Kreuz. Nach ungefähr einer Minute war Finn offenbar überredet worden, das Lokal zu verlassen. Alle Blicke folgten Finn, wobei niemand besonders traurig schien, ihn gehen zu sehen, am allerwenigsten Terry zwei.
    Scheinbar mitteilsam wie immer kam Davy wieder zu seinem Barhocker, hielt aber dennoch etwas zurück. Er rief Nugent herüber und handelte zwei weitere Drinks zum Preis von je drei fünfzig aus. Als der Whiskey kam, nippte Davy nachdenklich an seinem Glas. Mit einem kurzen Kopfnicken zur Tür sagte er dann: »Raus mit den Schlechten, rein mit den Guten, hä?«
    Da ich es für sinnlos hielt, unverblümt zu fragen, was genau gerade passiert war, das die Stimmung verbessert hatte, versuchte ich es indirekt. »Ich bin schon lange nicht mehr hier gewesen, war schon eine Ewigkeit nicht mehr mit so vielen alten Micks zusammen in einem Raum«, sagte ich. »Ich glaube nicht, daß ich die Politik noch verstehe.«
    »Wie kommst du drauf, daß es je anders gewesen ist? Was versteht ein gebürtiger Amerikaner schon von Politik?«
    »Daß er von einem gebürtigen Iren wie dir darüber aufgeklärt werden kann.«
    Mogaill lachte, aber nicht glücklich. Er sagte: »In Amerika gibt es keine Politik, nur Wahlen.«
    Ich dachte einen Moment nach, sagte dann: »Aber es gibt so viele Politiker. Die Zeitungen zitieren sie jeden Tag.«
    »Aye, weil nämlich Politiker voller Überzeugung sind. Und hast du immer noch nicht mitbekommen, daß Zeitungen viel mehr an Überzeugungen interessiert sind als an der Wahrheit? Und daß sie ganz sicher nicht interessiert sind an der Wahrheit über die Politiker?«
    »Welche lautet?«
    »Es gibt höfliche Politiker, und dann gibt es noch Finn und seine Bande, aber letzten Endes sind sie alle gleich: große, grunzende Vielfraße in ständiger Jagd nach Macht, die sie zu gewalttätigen Narren macht. Natürlich gilt dies doppelt für irische Politiker, da Irland noch nie irgendeine Macht besessen hat. Verdammt, mein amerikanischer Freund, in Irland hat noch kein einziges Kriegsschiff das Licht der Welt erblickt.«
    »Nur Krieger und eine Armee von Dichtern.«
    »Ja, ja, die Poesie. Das ist die wahre Hoffnung

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