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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Minute. Die Biegung des Baches konnte ich nicht mehr sehen, genausowenig wie die meisten der Felsblöcke darin. Am Himmel stand nur noch die Mondsichel, und die dunklen Berge der Wicklows, die das Tal meiner Ahnen einrahmten, waren zu spüren, aber nicht mehr zu sehen.
    Ruby trat neben mich.
    »In diesem Haus bekomme ich eine Gänsehaut«, sagte sie. »Ich weiß«, sagte ich. »Er ist hier.«

43

    Captain Davy Mogaill wippte auf seinem Barhocker, den Kopf in den Händen aufgestützt, und sagte: »Tja... ich bin Ihnen dankbar für das, was Sie getan haben.«
    »Hören Sie auf mit dem Geflenne. Ich hab Ihnen doch nur das Leben gerettet. Wollen Sie eine?« Lieutenant Ray Ellis bot Mogaill eine White Owl Zigarre an, die in Cellophan eingewickelt war. Mogaill öffnete sie und steckte sie an. Ellis fragte: »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Was würden Sie empfehlen?«
    »Steigen Sie aus Ihrem beschissenen Grab.«
    »Ich werd drüber nachdenken.« Mogaill trank sein Glas aus, klopfte damit dann zweimal gegen die Theke als Zeichen für Terry zwei nachzuschenken. »Aber vorher, mein Freund, lasse ich mich schön langsam vollaufen.«
    Terry zwei näherte sich zögernd. Er und Ellis wechselten einen Blick. Dann sagte Terry zu Mogaill: »Es reicht jetzt, Davy, oder?«
    Mogaill lachte grimmig. »Siehst du nicht, daß ich zwei Möglichkeiten habe? Ich kann trinken oder ich kann heulen. Trinken ist da doch viel subtiler.«
    »Machen Sie schon, ich spendier dem Kerl noch eine Dröhnung«, sagte Ellis und bedeckte sein eigenes Glas mit der Hand. Terry zwei schüttelte den Kopf und schenkte Mogaill einen weiteren Scotch ein. »Und dann, Davy, ist es Zeit.«
    »Zeit? Dieser schreckliche Ort, an dem jeder verloren ist?«
    »Ich habe Inspector Neglio versprochen, daß Sie ihn morgen früh zumindest anrufen.«
    »Und was dann?«
    »Tun Sie, was Sie tun müssen.«
    »Meinen Abschied nehmen?«
    »Sieht ganz so aus, Davy.«
    »Ich weiß nicht, wie ich so weiterleben könnte.«
    »Wenn Sie jetzt das Richtige tun, werden Sie Ihre Pension bekommen und auch das Geld von der Versicherung für Ihr Haus. Das müßte doch reichen. Es ist ja nicht so, als hätten Sie noch ein Kind auf dem College. Wenn Sie tagsüber was zu tun haben wollen, könnten Sie vielleicht runter nach Coconuts in Florida oder irgendwohin sonst ziehen. Suchen Sie sich einen Job als Polizeichef.«
    »Vielleicht.«
    »Kommen Sie, Davy. Hoch die Tassen. Anschließend geht’s nach Hause.«
    »Wo ist das, zu Hause?«
    »Das müssen Sie mir sagen.«
    »Ich wohne oben in der Bronx bei einem Haufen alter Männer, einer pro Fenster.«

44

    Das Abendessen nahmen wir unten in der Gruft zu uns, die die Doppelrolle als Bar und Tullows einzigem Restaurant erfüllte, wie Ned Roarty uns informierte, als wir uns am Empfang erkundigten. Also entschieden wir uns für die Lauchsuppe, Hammel, Kartoffeln und Brot in kontrastierenden Beigenuancen. Alternativen gab es nicht. Es war Samstagabend, und das bedeutete Hammel und so weiter auf der einzigen Speisekarte des einzigen Restaurants der Stadt. Auch was unseren Tisch betraf, hatten wir wenig Auswahl. Annie Roarty plazierte uns an einem recht unbeliebten Tisch in der Mitte des Raumes, und sie sah nicht danach aus, als sei sie in Stimmung für große Diskussionen.
    Einige der alten Leute, die wir zuvor bereits gesehen hatten, saßen an Tischen vor der Wand oder den Fenstern, jetzt Damen und Herren gemischt und ausnahmslos in tiefem Ernst.
    Ned und Annie machten die Runde und nahmen die Getränkebestellungen auf, und die Wortwechsel klangen so wohlvertraut, daß es den Anschein hatte, als spreche jeder seinen Text in einem Theaterstück. Jeder schien eingeschlafen, bevor das beigefarbene Dinner serviert wurde.
    An der Theke selbst ging es geringfügig lebhafter zu. Von dort drang eine gedämpfte Unterhaltung und das Klingen von Gläsern herüber. Ein Pärchen mittleren Alters stritt sich leise; was auch immer das Problem war, es war unschwer zu erkennen, daß Gewohnheit und Bedauern die Wurzel waren. Eine kleine Gruppe Männer in Anzügen, Geschäftsleute offenbar, tranken Martinis und versuchten sich gegenseitig zu beeindrucken. Eine gelangweilte Prostituierte nippte an einem Sherry und starrte zu einem allein sitzenden Mann in schwarzem Anzug und Hut hinüber.
    »Als Sie angekommen sind, haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie Hockaday heißen«, sagte Ned Roarty, als er an unseren Tisch kam, um die Getränkebestellung entgegenzunehmen.
    Er sagte das

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