Ertränkt alle Hunde
ihm auf die Schulter klopften und behutsam von mir fort zogen. Einen von ihnen hörte ich sagen: »Es reicht jetzt, Cor... ruh dich aus.«
Cor.
... der lüsterne Priester, mit dem Mum all die Jahre ein Verhältnis hatte. Der Name des Priesters war Cor...
»Nein!« sagte Father McGing. Er riß sich von seinen Kumpanen los und kehrte zu mir zurück. Er legte die Hände auf meine Schultern und zog mich in eine Umarmung. Und er flüsterte: »Möchtest du ihn jetzt sehen, Junge?«
»Ich habe meinen Weg gefunden, stimmt’s?«
Bei mir eingehakt, um sich im Dunkeln abzustützen und führen zu lassen, gingen Father Cor McGing und ich dann zurück den Hügel hinauf zu Roartys Gasthaus. Und er sagte nur dies: »Zweifellos hast du uns gefunden, also sollst du es auch ruhig erfahren.«
45
»Ich hasse es! Bei Gott, ich hasse es.«
Nachdem dies gesagt war, befand er sich in Frieden mit allem, was er mir in dieser Nacht erzählt hatte von Verrat und Krieg, Mord und Reue. Und von einer heimlichen Liebe, die ich bereits erraten hatte...
»Cor hatte mich überzeugt, daß ich der ideale Mann war, es zu leiten. Wo ich doch in New York war und alles. Also habe ich es für die Sache getan. Damals war jeder politisch aktive Ire verdächtig. Für einen amerikanischen Soldaten jedoch war es völlig normal, in London zu sein. So ist es mir gelungen, dort Fuß zu fassen, nachdem ich mich zuvor im Schlachtengetümmel abgesetzt hatte und als gefallen oder in Gefangenschaft geraten galt.
Den nächsten Teil erzähle ich dir kurz und bündig, Neil. Die Zeit und der Krieg haben es zu einer Fußnote meiner Geschichte werden lassen, wie du mir sicher beipflichten wirst. Es war einfach so: Liam und ich, wir sind nur Halbbrüder. Die gleiche Mutter, zwei verschiedene Väter. Verstehst du? Myles Hockaday hat Liam gezeugt, aber das ist auch schon alles, was er getan hat. Father Cor McGing, möge Gott und die Kirche ihm seine Liebe zum Fleisch einer Frau vergeben, er ist mein richtiger Da.
Jedenfalls, in London erwartete mich diese echte irische Geburtsurkunde, mit dem Namen meines echten Dads darunter -Cor McGing. Und jetzt bin ich nicht mehr Aidan Hockaday, ich bin ein gewisser Aidan McGing, der durch seinen Bastardnamen keine Vergangenheit besitzt. Nie hätte ich dies erfahren - auch Liam nicht oder jetzt du -, wenn es nicht die Sache erfordert hätte. Wenn die Sache nicht gewesen wäre, dann hätte der alte Cor das Geheimnis seiner Liebe mit ins Grab genommen, genau wie Myles und Finóla es getan haben.
Meine Geschichte könnte eine von einer Million schäbiger Geschichten sein. Aus dem einen oder anderen Grund, wegen dem einen oder anderen Problem gab es in diesem Krieg viele wie mich - Männer, die nur eine Priorität kannten: zu verschwinden und vergessen zu werden. Alle Kriege der Geschichte haben aufgewühlten Männern eine solche Möglichkeit der Flucht geboten. Die meisten hatten kein höheres Ziel und führten ihre geheimen Leben bis zum Tod. Andere, wie ich, benutzten dieses Geschenk der Anonymität als Werkzeug für das, was wir gern als zu einem erheblich größeren Wohl verstanden.
Meine Kameraden und ich haben in England getan, was wir für einen gemeinsamen Verbündeten tun konnten, und das war Deutschland. Manche waren Saboteure, andere Mörder, und wieder andere planten all diese Taten. Manche nahmen Arbeit in den Londoner Docks an oder beim Fernamt, andere in den Fabriken von Birmingham und Coventry. Alles, was wir an diesen Orten an vertraulichen Informationen erfuhren, wurde nach Berlin weitergegeben.
Ich selbst habe all diese Dinge getan. Und habe teuer dafür bezahlt. Mein Augenlicht habe ich bei der Explosion einer Sprengkapsel verloren, die ich einmal an einer Londoner U-Bahn befestigte.
Das war mein Leben, Neil. Ein anderes hatte ich nicht, außer während all der Jahre immer wieder auf Liams Nachrichten von der Frau und dem kleinen Jungen zu hoffen, die ich geopfert hatte.
Wir haben es für die deutschen Waffen getan, die wir brauchten, und für deutsches Gold, und gottverdammt zum Teufel mit England. Und sieh mich nicht so an, Junge! Hör zu!
Es gibt Irland, und es gibt England. Die Geschichten unserer Länder sind wie gegenüberstehende Spiegel. Was der Engländer als Ehre, Sieg und Streben nach Glück ansieht, wie die Amerikaner sagen, kennen die Iren als Erniedrigung, Elend, Ruin - und Hungersnot. Englands Freiheit ist Irlands Sklaverei. So war es achthundert Jahre vor der Republik, so ist es noch heute -
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