Ertränkt alle Hunde
Schwuchtel!«
Inzwischen war er völlig aufgelöst. Doch männlich-tapfer ignorierte er das Hohngelächter und appellierte eindringlich: »Sir, ich habe die Schlüpfer Ihrer Lady nur berührt, soweit es das Gesetz verlangt.«
Der arme Kerl war ein hoffnungsloser Fall. Ich sagte: »Sie stürmen auf einem Flughafen hinter mir her, nur um über Schlüpfer zu plaudern?«
Ich verstand ihn kaum gegen das dröhnende Gelächter. Er reichte mir ein gefaltetes Blatt Papier und sagte: »Das hab ich in der Aufregung völlig vergessen. Man hat mich gebeten, Ihnen diese Nachricht zu geben, Sir. Und, ich möchte noch hinzufügen - mir war keinen Augenblick bewußt, daß Sie Polizist sind.«
Er sah Ruby an und tippte entschuldigend an seinen Hut, dann verschwand er mit großen Schritten. Sein Nacken glühte förmlich vor Verlegenheit. Jemand brüllte ihm nach: »Mach’s gut, Schwuchtel.«
Ich faltete den Zettel auseinander. »Was steht drauf, Hock?« fragte Ruby.
»Es ist von Davy Mogaill. Ich soll ihn anrufen, unter seiner Privatnummer.«
»Der Captain von der Mordkommission? Dein Saufkumpan?«
»Genau der«, sagte ich und ignorierte Rubys kleinen Seitenhieb. Konnte ich von ihr erwarten, daß sie verstand, was einem Cop sein Rabbi bedeutet? Ich schaute mich nach einem Münztelefon um. Auf dem Korridor gab es keines.
Ruby verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte mich finster an. »Was hast du jetzt vor? Willst du kehrtmachen und nach Hause zurückfliegen?«
»Was weiß ich?«
»Du meinst, du würdest?«
»Ich sollte ihn besser anrufen.«
Ruby seufzte. »Ich warte hier bei Francie.«
Ich ging ins Terminal zurück, fand ein Telefon und wählte die Nummer der internationalen Vermittlung. Mogaill würde die Kosten des Gesprächs übernehmen müssen.
Nach zehnmaligem Klingeln sagte die Frau von der Vermittlung: »Ich fürchte, der Teilnehmer ist nicht zu Hause, Sir. Möchten Sie es später noch einmal versuchen?«
»Lassen Sie es bitte noch ein bißchen weiterklingeln, ja?«
»Ein bißchen.«
Sechsmal. Ich sah auf meine Uhr. Neun Uhr morgens in Irland, das bedeutete vier Uhr morgens in New York.
»Sir, Sie müssen es wirklich später noch einmal versuchen.«
»Es ist gut, daß Sie jetzt im Frühling gekommen sind«, erzählte uns Francis Boylan über die Schulter, während er den Citroën in südlicher Richtung vom Flughafen zur Stadt fuhr. »Das Frühjahr ist die schönste Jahreszeit bei uns, und heute haben wir eine prächtige, selten gesehene Sonne, die uns dabei hilft, die Sehenswürdigkeiten zu bewundern.«
Im Moment bestanden die Sehenswürdigkeiten aus niedlichen Farmen, die hier und da entlang der Flughafenautobahn ' nach Dublin standen. Die Gegend faszinierte Ruby. Ich war sogar noch weniger an einem ländlichen Panorama interessiert als sonst.
Farmen habe ich auch früher schon gesehen bei Gelegenheiten, wenn wohlmeinende Freunde mich auf ihren Ausflügen nach Jersey und Pennsylvania und ähnliche Gegenden mitgenommen haben. Auf Farmen gibt es schwarze und weiße Kühe, Dinge wachsen aus dem Boden und wogen in der Brise, knochige Männer tuckern auf Traktoren herum. Und dann gibt es noch rotgestrichene Scheunen, auf deren Wände Reklamen für Mail-Pouch-Kautabak gemalt sind. Das alles war mir also durchaus vertraut, nur daß in Irland die Scheunen mit Werbung für Kerrygold-Butter verziert sind, viele Dächer mit Schiefer gedeckt sind und einfach alles mit Felsen und Heidekraut überwuchert ist.
Ruby kurbelte eine Seitenscheibe runter, wodurch lediglich ein mit Bauernhof aromatisierter Windstoß hereinfegte. Sie nahm einen ordentlichen Zug von dem Zeug und sagte: »Hier draußen kann man wirklich noch atmen, was?«
Francie Boylan vorn hustete. Wodurch meine Einschätzung seines Wesens gleich ein wenig positiver ausfiel.
»Ich habe noch nie verstanden, was Leute am Land gut finden«, sagte ich. »Es gibt nichts zu lesen und praktisch keine Sünde. Außerdem gibt es keinen anständigen Chinesen, bei dem man Essen zum Mitnehmen bekommen kann.«
»Ich wünschte, du würdest New York wenigstens mal eine Weile vergessen«, sagte Ruby.
»Tut mir leid, ich muß einfach immer wieder an Davy denken und warum er wohl will, daß ich ihn direkt vom Flughafen aus anrufe - und wieso er nicht da ist, um ans Telefon zu gehen.«
»Wahrscheinlich ist es kein Notfall.«
»Ja, vielleicht.«
»Ich wette mit dir zwanzig Mäuse, daß er in die Bar gegangen ist, wo er dich am Samstag abgefüllt hat, sich ganz
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