Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
Vom Netzwerk:
wurde, benutzten ihre Fähigkeiten, um einen der ihren zu erschaffen – einen seltenen Engel, denn es war eine Frau. In jeder Hinsicht das Gegenteil von Adam – außer dass sie beide unsterblich waren.« Er schaute mich an und zog die Augenbrauen hoch.
    »Eva«, sagte ich frustriert. »Ich habe die Geschichte schon einmal gehört.«
    Er lächelte Phoenix an. »Hat sie das wirklich ? Ich glaube nicht. Nicht Eva, kleiner Regenbogen; sie wurde später erschaffen, während der Säuberung. Vor ihr gab es eine andere. Oh, ich scheine jetzt nicht auf ihren Namen zu kommen … Wie war er noch mal, Phoenix? Bestimmt erinnerst du dich noch daran?« Sein Lächeln wurde breiter. Offensichtlich amüsierte er sich. Ich war beinahe überrascht, dass er kein Popcorn verteilte.
    »Lilith.« Phoenix brachte kaum einen Ton heraus, aber wieder zitterte mein Körper, als sei jemand soeben über mein Grab gelaufen.
    »Ja! Lilith, wie konnte ich das nur vergessen? Nun, Lilith wurde erschaffen, um Ausgleich in die unausgeglichene Welt zu bringen. Verstehst du, sie stellte in allem das Gegenteil zu dem makellosen Mann dar und brachte alles mit, was ich am liebsten mag – Verlockung, Lust, Verführung, Täuschung, Zorn, Angst, Versuchung; du weißt, worauf das hinausläuft. Jedenfalls war Adam wütend auf Lilith, als sie sich nach einer Weile weigerte, unter ihm zu liegen.« Er glitt näher zu mir heran und flüsterte, als würde er mir ein unanständiges Geheimnis verraten. »Wenn man als gleichberechtigte Gegensätze erschaffen wurde, bringt das ein paar Eheprobleme mit sich. Lass uns einfach sagen, sie zankten sich – und natürlich waren ihre Kämpfe großartig. Adam hatte noch nicht von diesem nervtötenden Apfel gekostet, deshalb war er stark, mächtig und unsterblich, wie unsere Lilith.« Er holte tief Luft und tat, als würde er in Erinnerungen schwelgen. »Schließlich verließ Lilith Adam und den Garten und zog es vor, sich von ihrer eigenen Dunkelheit verschlucken zu lassen. Drei Engel wurden ausgeschickt, um sie in den Garten Eden zurückzubringen. Sie drohten ihr, sie drohte ihnen, du weißt schon; das Übliche. Aber sie weigerte sich, zurückzukehren.«
    Warum es diesem Psycho einen Kick gab, mir eine Geschichte über einen abgefahrenen Engel zu erzählen, ging über meinen Verstand.
    »Bist du jetzt fertig mit deiner Geschichte?«, fragte ich barsch. Ich versuchte, mich auf Onyx zu konzentrieren, um ihm nicht die Befriedigung zu geben, zu bemerken, wie sehr ich mir Sorgen um Lincoln machte. Gleichzeitig spürte ich, wie Lincoln schwächer wurde. Es war eine Qual zu wissen, dass mit jeder Minute, die dieser geistesgestörte Engel weiterplapperte, eine weitere Minute verstrich, in der ich ihm nicht helfen konnte.
    »Fast, fast. Wo war ich? Unsere Lilith gebar viele Kinder der Finsternis, die alle für Liliths Sünden bezahlen mussten und untergingen. Alle, bis auf eins. Liliths Erstgeborener, das einzige Kind, das sie von Adam empfangen hatte, überlebte und war ein Engel … eine Art Engel. Das Kind wurde ihr weggenommen und ins Engelreich zurückgebracht, wo er, genau wie alle anderen Engel, einen Rang erhielt. Natürlich kam er nach seiner Mutter und wählte die Finsternis. Er gehörte zum Rang der Throne, ein Strafvollzieher, und er war sehr … tüchtig.«
    Mein Blick huschte wieder zu Lincoln hinüber. Er war alles, woran ich denken konnte. Er bewegte sich immer noch nicht. Als ich Onyx wieder anschaute, war er direkt neben mir.
    »Wenn man darüber nachdenkt, war das nicht der beste Platz, den man ihm zuweisen konnte. Er genoss es ein bisschen zu sehr. Die Seraphim verbannten ihn aus dem Engelreich, weil sie behaupteten, er sei weniger als rein, und sie bezeichneten ihn als Engel des Abgrunds. Sie sandten ihn zum Ort seiner Erschaffung.« Er deutete langsam mit dem Finger auf seine Füße.
    »Die Erde«, sagte ich und verdrehte die Augen.
    »Ja, die Erde. Ich frage mich … Meinst du, er ist jetzt unter uns?« Onyx ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und sah sehr zufrieden mit sich aus. »Es ist eine verfahrene Situation, nicht wahr? Er ist möglicherweise der Sohn eines Menschen in seiner mächtigsten Form und gleichzeitig der erste Verbannte der Finsternis. Das wäre eine Furcht einflößende Macht, nicht wahr? Violet?« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder mir zu, das Gesicht zu einem Lächeln verzerrt, wie die Grinsekatze – so breit, dass es schon wehtun musste. Ich blickte wieder zu Lincoln hinüber.

Weitere Kostenlose Bücher