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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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konnte seine Überraschung jedoch nicht vollständig verbergen. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen.
    Ich warf einen raschen Blick nach hinten und stellte fest, dass Phoenix endlich zu uns gestoßen war. Aufrecht und schweigend stand er da. Er war entspannt und schaute Onyx an, als wäre er einfach nur ein kleiner Junge, der sich große Mühe gibt, böse zu wirken. Ich beneidete ihn um seine Beherrschung.
    »Onyx«, sprach Phoenix ihn an.
    »Phoenix, gehört sie dir?« Onyx warf mir einen Blick zu.
    So wie sie standen, hatte ich genau die Position des Schweinchens in der Mitte. Ich wusste nicht, weshalb Phoenix erst jetzt den Raum betreten hatte. Ich wusste auch nicht, weshalb er nicht einfach kam und sich neben mich stellte.
    »Momentan erhebe ich Anspruch auf sie«, sagte Phoenix. In seiner Stimme schwang das vertraute Grinsen mit. Ich sagte mir, dass das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, über seinen Besitzanspruch zu streiten.
    »Interessant …«, sagte Onyx sehnsüchtig. »Ich gehe nicht davon aus, dass du mich darüber aufklären möchtest?«
    »Eigentlich nicht. Aber es scheint, als wären die Verbannten nicht die Einzigen, die sich entwickeln«, sagte Phoenix.
    »Sie verströmt etwas … Zusätzliches«, sagte Onyx, wobei er mich kurz betrachtete. »Dennoch unterbrichst du gerade meine kleine Soiree.« Er täuschte ein beleidigtes Gesicht vor.
    Phoenix erwiderte nichts und ich hatte zu viel Angst, Onyx wieder den Rücken zuzuwenden, als dass ich mich zu ihm umgedreht hätte. Inmitten der Stille konnte ich eine Woge der Macht fühlen. Ich hätte beinahe wegen des überwältigenden Apfelgeschmacks gewürgt; Bilder von Morgen und Abend hagelten auf mich ein, versperrten mir die Sicht, sodass ich mich bemühen musste, noch etwas zu sehen. Ich blinzelte wie verrückt, bemühte mich zu fokussieren, aber es war, als wäre ich gerade hereingekommen, nachdem ich direkt in die Sonne gestarrt hatte.
    »Schön, schön.« Onyx schwenkte die Hand durch die Luft und die Intensität der Macht ließ nach. Was immer sich zwischen den beiden abgespielt hatte, hatte offenbar keiner Worte bedurft. »Ich werde sie dir überlassen … wenn du auf eine Geschichte hierbleibst.«
    Onyx lächelte boshaft. Der Verbannte, der neben ihm stand, knurrte. »Das ist gegen unsere Abmachung, Onyx. Wir werden sie nicht freilassen.«
    Er sah nicht älter aus als ich, höchstens achtzehn. Er war angezogen wie ein ganz normaler Typ, mit dem ich zur Schule ging – Jeans und ein blaues T-Shirt. Er sah zu normal aus, um ein Engel … ein Verbannter, was auch immer, zu sein.
    »Maleachi, ich habe alles, was ich versprochen hatte, geliefert, oder nicht?«, fragte Onyx.
    »Das hast du, aber sie gehen zu lassen, kommt nicht infrage.«
    »Wir werden andere Gelegenheiten bekommen.« Onyx machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Verwechsle mich nicht mit deinen Anhängern, Onyx. Sollte es zu einem Kampf kommen, wäre das Ende alles andere als sicher.« Maleachis Ton wurde mit jedem Wort heftiger. Offensichtlich war er ein Verbannter des Lichts und ihr unklares Verhältnis ein Produkt dieses neuen Waffenstillstands. Und es war ziemlich klar, warum Verbannte des Lichts und der Finsternis noch nie zuvor einen Waffenstillstand vereinbart hatten.
    Onyx seufzte theatralisch. »Das ist wahr. Aber andererseits würde ich das Töten sehr viel mehr genießen als du.«
    Maleachi bewegte sich so schnell, dass ich erst merkte, dass das Gespräch zwischen ihm und Onyx beendet war, als er bereits meinen Hals umklammert und mich in die Höhe gerissen hatte. Seine Finger gruben sich in meine Haut. Ich bekam nicht einmal genug Luft, um schreien zu können.
    »Du sagtest es selbst. Sie ist mächtig und noch nicht einmal fertig.« Sein Griff wurde enger. Energie surrte zwischen uns, als Maleachi nach und nach den Druck verstärkte, der darauf abzielte, mein Leben zu beenden. Sein entschlossener Blick drang in mich. Da ich von Sekunde zu Sekunde schwächer wurde und kläglich nach Luft schnappte, die ich nicht bekam, gab es nicht viel, was ich tun konnte. Ich holte mit den Beinen aus, um ihn zu treten, und traf ihn zweimal an den Rippen. Er zuckte kaum.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Griffin eingriff. Ich lehnte mich vorwärts in Maleachis Griff – der höllisch wehtat –, stützte meine Hände auf seinem Gesicht ab und rammte ihm, so fest und schnell ich konnte, die Daumen in die Augen. Das war einer der ersten Griffe, die Lincoln mir beigebracht hatte. Es

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