Erwacht
reichte, um ihn abzulenken, und Griffin bewegte sich mit Lichtgeschwindigkeit, um Maleachis freien Arm zu packen, den er ihm dann in einem so geschickten Winkel auf den Rücken drehte, dass ich es knacken hörte. Maleachis Augen weiteten sich, er löste seine Hand von meinem Hals und ließ mich zu Boden fallen, wo ich wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft schnappte.
Als ich aufblickte, waren Maleachi und Griffin in einen Kampf verwickelt. Ein Nebel umgab sie, ein Spektrum leuchtender Farben.
Griffin hatte Maleachi in einem Todesgriff und machte ihn dadurch irgendwie bewegungsunfähig. »Triff deine Wahl, wenn du eine hast, aber triff sie schnell!«, befahl er.
Maleachi kämpfte gegen die unsichtbare Kraft, die ihn festhielt. Griffin zog einen langen Dolch aus einer Scheide an seinem Gürtel, die ich zuvor nicht bemerkt hatte. »Entscheide dich für die Menschheit oder ich schicke dich zurück!«, schrie er.
»Lieber würde ich als Nagetier in einem Loch leben, als mich für die Menschheit entscheiden«, sagte Maleachi voller Abscheu.
»Dann sollst du deinen Willen erhalten.« Griffin stieß mit unerschütterlicher Gewalt den Dolch in Maleachi, knapp unter den Rippen in Richtung Herz. Offensichtlich tat er das nicht zum ersten Mal. Hatte es schon oft getan. Ohne Puff und Peng, ohne schmelzendes Fleisch; Maleachi war einfach weg. Als hätte er niemals existiert.
Ich stand auf und hielt mir die Hand an den Hals. Er brannte, aber Zeit für Gejammer würde ich später haben. Ich warf einen kurzen Blick zu Lincoln hinüber, der aussah, als würde er flach atmen. Er lebte. Phoenix stand noch immer da, reglos, mit unverändertem Gesichtsausdruck. Schön zu wissen, dass er sich um mich sorgte.
Onyx hatte sich während des Kampfes ebenfalls nicht gerührt. Die Verbannten, die hinter ihm standen, waren näher gerückt, schienen jetzt aber zögerlicher zu sein. Ihre Blicke waren auf Griffin geheftet.
Onyx räusperte sich und machte ein Geräusch wie Ts-ts . »Zu oft vergessen sie es, Griffin. Du siehst so … harmlos aus. Das ist eine raffinierte Maske. Sie wird dir langfristig natürlich nicht helfen, aber für heute, wie ich schon sagte: Eure Freiheit gegen meine Geschichte.«
»Keine Geschichten.« Phoenix sprach leise. Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Es war eine Stimme, die keinen Widerspruch gewohnt war.
»Warum lassen wir nicht unseren kleinen Regenbogen entscheiden?« Er schaute mich an und verbeugte sich dramatisch. Wie es aussah, hatte ich gerade irgendwie einen neuen Spitznamen bekommen. Genau das, was alle Mädchen wollen.
»Du wirst sie gehen lassen – alle beide – und deine Lakaien werden auch nichts versuchen?«, sagte ich.
Onyx schaute mich bei meinen Worten amüsiert an. Mir wurde klar, dass ich einen Fauxpas begangen hatte, weil ich alle Verbannten als seine Lakaien bezeichnet hatte. Die ohnehin schon knisternde Spannung erhöhte sich noch.
»Ja, ich werde versuchen, mich kurz zu fassen.«
Ja klar, aber ich wäre jede Wette eingegangen, dass es nicht lustig werden würde. Ich schaute zu Griffin hinüber. Er schien auch keinen besseren Vorschlag zu haben und zuckte leicht mit den Achseln. Nun kam es auf mich an.
»Erzähl deine Geschichte«, sagte ich.
»Menschen sind so berechenbar, nicht wahr, Phoenix?«
Phoenix’ Schweigen machte mich nervös, aber er stand immer noch hinter mir, und ich fürchtete mich zu sehr davor, Onyx den Rücken zuzukehren. Griffin schwieg weiterhin. Ich konnte sehen, dass er sich auf Magda konzentrierte und sich nach weiteren Schwierigkeiten umschaute.
Onyx lief langsam durch das Zimmer und begann dann theatralisch zu erzählen. »Vor vielen, vielen Jahren wurden diese Erde und der Mensch erschaffen. Es gibt viele Meinungen darüber, wer oder was sie geschaffen hat, aber das ist nicht die Geschichte, die heute erzählt werden soll. Der Mensch – wenn ihr wollt, können wir ihn Adam nennen – bekam einen Garten, in dem er herumtollen konnte. Eine Zeit lang war es perfekt. Kennst du den Garten, von dem ich spreche?«
»Eden. Der Garten Eden. Du sagtest eine Geschichte, kein Frage-Antwort-Spiel.« Mit meinem Nachnamen hatte ich die Geschichte schon mehr als einmal zu hören bekommen.
Er zog an seiner Krawatte, glättete sie. »Das sagte ich. Verzeiht mir. Also, weißt du, du wirst sicher verstehen, dass wenn der Mensch einen freien Willen haben soll, zu jeder Sache auch ein Gegenteil vorhanden sein muss. Die Engel, in deren Verantwortung dies gelegt
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