Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
sind, was Sie vorgeben zu sein.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, beharrte sie. »Sie sind verrückt.«
»Nein«, sagte er mit einem rauen, freudlosen Lachen. »Nicht ganz verrückt, noch nicht. Ich bin klar genug im Kopf, um zu sehen, dass Sie ein Geheimnis haben. Also sagen Sie mir, was es ist. Sagen Sie mir, was Sie sind. Hat Dragos Ihnen das angetan?«
Sie machte einen weiteren vergeblichen Versuch, aus seinem Griff auszubrechen. »Sie sind wahnsinnig! Ich habe den Namen Dragos nie gehört, bevor Sie ihn auf dem Polizeirevier sagten.«
Als sie sich von ihm abwandte, streckte Chase die Hand aus und hob ihr Gesicht wieder zu seinem. Er beobachtete, wartete ab, rechnete damit, dass ihre Pupillen sich zu dünnen vertikalen Schlitzen zusammenzogen so wie jetzt seine. Aber da war keine Veränderung in den runden schwarzen Pupillen, die zu ihm zurückstarrten. Sie konnte keine Stammesvampirin sein – egal wie sicher seine Instinkte ihm sagten, dass das die einzige Erklärung für sie war.
Aus einem Impuls heraus legte er ihr den Finger auf die Lippen und drückte ihn in ihren weichen, nassen Mund, um dort nach Fangzähnen zu tasten. Da waren natürlich keine. Nur eine regelmäßige, stumpfe menschliche Zahnreihe.
Da biss sie ihn so fest in den Finger, dass Blut kam.
Mit einem heftigen Fluch riss Chase die Hand zurück.
Sie starrte die kleine Wunde an, ihre Augen voller Wut. Sie bebte heftig am ganzen Körper, als würde sie gleich zerbrechen. Ein Tropfen von Chases Blut perlte auf ihrer Unterlippe.
»Himmel«, murmelte er und erkannte erst jetzt, wie heftig er sie provoziert hatte. Ein Teil von ihm war beschämt, dass er sie so erschreckt hatte, aber der andere Teil von ihm, der immer noch rasend und wild vor Hunger war, schlug ihm die Klauen in den Rücken, forderte, von der Leine gelassen zu werden.
Alle seine Stammessinne drängten Chase, diese Frau zu nehmen und seinen Durst an ihr zu stillen. Verlangen, Argwohn und rohe Blutgier waren eine gefährliche Kombination, und er war sich nicht sicher, wie lange er ihr widerstehen konnte. Das Gefühl erhob sich in ihm wie eine schwarze Woge, fast zu mächtig, um ihm Widerstand zu leisten. Er musste sich sofort von dieser Frau entfernen, bevor die B lutgier völlig von ihm Besitz ergriff.
Mit einem Knurren drehte er Tavia herum und zog ihr die Hände auf den Rücken.
»Was machen Sie da?«, fragte sie heftig.
Er antwortete nicht. Er hatte keine Stimme mehr, jetzt, wo sein wilder Hunger ihn wieder packte. Ein mentaler Befehl, und eine geflochtene Seidenkordel löste sich vom Vorhang am Fenster und schoss ihm wie eine Schlange in die Hand. Er fesselte ihr die Handgelenke und setzte sie dann auf einen verhüllten Sessel neben dem Kamin.
»Bitte«, sagte sie. Jetzt klang sie nicht mehr ängstlich und wütend, sondern wollte verzweifelt mit ihm handeln. »Bitte, ich werde niemandem sagen, was ich gesehen habe. Das verspreche ich Ihnen. Lassen Sie mich einfach gehen.«
Er ging vor ihr in die Hocke, sodass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren. Sie zitterte und bebte, auf ihrer angespannten Stirn hatte sich ein Schweißfilm gebildet. Als er sie jetzt ansah, musste er sich fragen, ob sie ihm nicht doch die Wahrheit gesagt hatte über ihre Krankheit. Sie sah krank und blass aus, seit sie ihn gebissen hatte, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen.
Chase selbst fühlte sich auch nicht wohl. Es waren noch mindestens acht Stunden bis Sonnenuntergang. Acht Stunden, bevor er auch nur daran denken konnte, nach draußen zu gehen, um etwas Dampf abzulassen. Acht Stunden eingesperrt auf engstem Raum mit einer Frau, die ihn auf mehr Ebenen verlockte, als er sich eingestehen wollte.
Seine Finger zitterten unter der Heftigkeit seines Bluthungers, der immer stärker wurde, als er die Hand ausstreckte und ihr den Blutstropfen von der Lippe wischte. Ihre Augen flehten ihn um Gnade an, aber das Tier, das jetzt in ihm erwacht war, kannte keine Gnade.
Er stand auf und ging ohne ein Wort aus dem Raum.
12
»Die Polizei wollte sich heute nicht zu der Frage äußern, ob der Vorfall gestern Abend im Hyatt Hotel mit dem Mord an Senator Robert Clarence in Verbindung steht. Laut unbestätigten Berichten von Channel 5 wurde am Tatort mindestens eine Leiche geborgen. Jedoch will die Polizei während der laufenden Ermittlungen vorerst keine weiteren Einzelheiten bekanntgeben … «
Dragos stellte den riesigen Flachbild- LCD -Fernseher auf stumm und warf die Fernbedienung hinter
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