Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
überzeugt. »Ich habe allerdings schon Brandnarben gesehen, und die sehen anders aus.«
»Nun, so sehen meine aus«, sagte sie. »Und Sie sollten wissen, dass ich außerdem schwer krank bin. Ich brauche meine Medikamente.«
Er schnaubte ungerührt, sie versuchte ihn zu verarschen. »Sie sehen nicht krank aus.«
»Ich sage Ihnen die Wahrheit«, beharrte sie. »Meine Tabletten sind in meiner Handtasche im Hotel. Ich brauche sie alle acht Stunden oder es besteht Lebensgefahr.«
Er trat wieder einen Schritt auf sie zu, nahe genug, um die Verzweiflung in ihren hellgrünen Augen zu sehen. Sie sah zum Kaminzubehör hinunter, dann griff sie hastig nach einem eisernen Schürhaken. Sie schwang ihn vor sich wie einen Degen, war kurz davor, ihn zu treffen.
Mit einem mentalen Befehl riss Chase ihr das Eisen aus der Hand und schleuderte es quer durch den Raum. Mit offenem Mund und großen Augen sah sie zu, wie der Schürhaken durch die Luft segelte, mit einem lauten Klappern auf dem Holzboden aufschlug, quer durchs Zimmer schlidderte und in zehn Metern Entfernung zum Liegen kam.
»Sie sind nicht besonders kräftig, Tavia.« Chase stand vor ihr, bevor sie auch nur registrieren konnte, dass er sich bewegt hatte. Sie blinzelte alarmiert zu ihm auf, als er ihr leicht, aber entschieden die Hände auf die Schultern legte. »Und besonders schnell sind Sie auch nicht.«
Sie wehrte sich, aber er hielt sie mühelos fest. Auch während ihr normalsterbliches Gehirn sich noch bemühte, zu verarbeiten, was hier gerade geschah, waren ihre Instinkte sofort bereit, es mit ihm aufzunehmen. Sie sah ihn mit blitzenden Augen an und reckte herausfordernd das Kinn. »Darum geht es Ihnen also? Sie wollen, dass andere Ihnen einen Kampf liefern, bevor Sie sie töten?«
Aus dieser Nähe war es unmöglich, nicht zu bemerken, wie wunderschön sie war. Ihr kastanienbraunes Haar fiel ihr in glänzenden Wellen bis auf die Schultern, umspielte hohe Wangenknochen, ein zierlich geschwungenes Kinn und einen eleganten Hals. Ihre hellgrünen Augen, auch wenn sie voll Wut und Angst waren, strahlten wache Intelligenz aus. Sie waren gerahmt von tuscheschwarzen Wimpern, die ihnen einen Ausdruck rehartiger Unschuld verliehen. Ihr Mund war üppig, ihre vollen, roten Lippen wie zum Küssen gemacht.
Chase verschlang sie mit Blicken, und sein früherer Argwohn wich einem Interesse anderer Art, nicht weniger mächtig. Ein ungewolltes, unwillkommenes Begehren packte ihn in diesem Augenblick und wurde intensiver, jetzt, wo er sie nur einen Hauch von seinem Mund entfernt hielt.
Das war kein zierliches Püppchen, sondern eine schlanke, athletisch gebaute Frau, nur wenige Zentimeter kleiner als er mit seinen fast zwei Metern. Sie hatte den Körper einer Schwimmerin, mit perfekt proportionierten Muskeln, stark und agil. Sie schien von Natur aus fit, nicht durch das Regiment eines Personal Trainers und strenge Diät. Jede Rundung und jede Kante waren eine makellose Studie weiblicher Anatomie – nur knapp von einem großen Stück Frotteestoff umhüllt, und sein Männerkörper reagierte prompt.
Er konnte spüren, wie ihre Unruhe wuchs, als er sie musterte. Seine Nasenflügel kribbelten vom Duft ihrer Angst und ihrer Empörung. Das war nicht nur normalsterbliches Adrenalin, das ihr durch die Adern schoss. Mit finsterem Gesicht versuchte er zu verarbeiten, was seine Sinne ihm sagten.
Er senkte den Kopf zu ihr, bewegte sein Gesicht nahe an ihren Hals. Sie wurde schlagartig völlig reglos, als er an ihrer Haut tief einatmete und an ihr schnüffelte. »Sie riechen nicht wie ein Mensch.«
»Oh Gott«, stöhnte sie, und ihre Stimme vibrierte ihm durch den Körper. »Bitte tun Sie das nicht.«
Sein Hunger strafte ihn sofort für den Fehler, ihrer pulsierenden Halsschlagader zu nahe gekommen zu sein. Es war viel zu leicht, sich vorzustellen, in diese zarte Haut zu beißen und aus ihrer offenen Vene zu trinken.
Er fragte sich, wie sie wohl schmecken würde, ob ihr Blut den banalen Kupfergeschmack der Normalsterblichen hatte oder etwas Exotischeres war?
Sie zu beißen, wäre tatsächlich der schnellste Weg herauszufinden, ob sie ein Mensch war oder etwas anderes. Aber er wusste, ein Schluck wäre zu viel. Ihm half nur kalter Entzug, um seiner Sucht keine weitere Nahrung zu geben. Und Tavia Fairchild war für ihn völlig tabu, bis er nicht herausgefunden hatte, wer und was sie wirklich war.
Chase suchte ihren Blick. »Sagen Sie mir die Wahrheit, Tavia. Sie wissen, dass Sie nicht
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