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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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in Willemstad jetzt etwa fünfzehn Uhr war. Also blieb noch eine halbe Stunde, bis die Banken schlossen.
    Er drückte auf die Taste, die die gewählten Rufnummern anzeigte, und fand in der Liste schnell die Nummer des Hotels.
    »Nein, bedaure. Mijnheer und Mevrouw Snap haben vorzwei Stunden ausgecheckt«, wurde ihm an der Rezeption mitgeteilt. »Sie mussten ihren Flug nach Dänemark erreichen.«
    »Flug?«
    »Ja. KLM über Amsterdam fliegt um 15.30 Uhr.«
    René bedankte sich und verabschiedete sich freundlich. Nach kurzem Zögern rief er bei der Bankfiliale im Santa Rosaweg in Willemstad an, um sich nach seinen Aktien zu erkundigen.
    » Goedemiddag , Mr. Eriksen. Ja, hat alles gut geklappt. Uns wurde Ihre Vollmacht überbracht, woraufhin wir Mr. Snap den Inhalt Ihres Schließfachs überlassen haben.« Alles sei ordnungsgemäß vonstattengegangen, erklärte der Bankdirektor.

26
    Mehr als sechzig Stunden hatte sich Boy in einem hohlen Baum versteckt, als ihn Mammys Jungen fanden.
    Sie stellten ihn vor die Wahl: Entweder würden sie ihm die Arme abschlagen und ihn von oben bis unten aufschlitzen, oder er kam mit und wurde einer von ihnen.
    Was blieb ihm übrig? Die aufgedunsenen Leichen seiner Familie lagen drüben im Dickicht. Und alles, was er gekannt und geliebt hatte, war abgebrannt.
    Boy brauchte nur vier Wochen, dann war er wie die anderen Kindersoldaten, roh und rücksichtslos. Er fürchtete sich vor nichts, höchstens davor, von einem seiner eigenen Leute ein Messer in den Rücken zu bekommen – also von Jungs wie denen, die seine Familie ermordet, seinem Hund den Kopf abgeschlagen und ihm selbst jegliche Menschlichkeit geraubt hatten.
    Und während Hutu und Tutsi, Mobuto und Kabila und Blutsauger aus aller Herren Länder damit beschäftigt waren, einander auszumerzen und Landesgrenzen auszuradieren, lernte Boy, mit der Kalaschnikow im Arm zu schlafen und von dem vielen Blut seiner sogenannten Feinde zu träumen, das er ohne Zögern vergoss.
    Ohne Mammy und ihr persönliches Projekt wäre garantiert eines Tages das Messer auch gegen ihn geführt worden.
    Mammy wählte ihre Zöglinge sorgfältig aus, und diese wiederum scharten sich um sie und beschützten sie. Niemand verstand es so meisterhaft wie Mammy, sich den eigenen Vorteil zu sichern und in der Folge auch ihre Leibwächter davon profitieren zu lassen. So hielt Mammy sie bei der Stange.
    Als 1999 endlich ein Waffenstillstandsabkommen im Kongo unterzeichnet wurde, hatte Mammy mehr als dreißig Killer um sich geschart, weshalb ihr die Friedensbemühungen auch alles andere als willkommen waren. Wenn keiner mehr mordete, wozu brauchte sie dann ihre Jungs?
    Doch die Konflikte in Afrika riefen ständig neue Menschen auf den Plan, denen der Frieden nicht das brachte, was sie sich erhofft hatten, und deren beachtliche Einkommensquellen plötzlich zu versiegen drohten. Sie sicherten Mammys Zukunft. Und die ihrer Jungs.
    So wurde Mammy zu der, an die man sich wandte, wenn jemand umgebracht werden sollte. Und so begegnete Boy schließlich Jens Brage-Schmidt.
    Niemand hatte Boy gesagt, warum Brage-Schmidt die fünf französischen Geschäftsleute aus Bois de Boqueteau aus dem Weg haben wollte, aber es war auch besser, wenn Boy nichts wusste. Und so stellte er auch keine Fragen, als er die Franzosen an der Grenze zu Namibia aufgespürt hatte, sondern schlug ihnen, während sie schliefen, einfach die Köpfe ab.
    Brage-Schmidt war zufrieden, und Mammy strich ihren Bonus von hunderttausend Dollar ein. Anschließend fragte der Auftraggeber sie, ob sie ihm Boy für weitere hunderttausend als dauerhaften Problemlöser abtreten könne. Mammy zögerte, denn Boy war ihr wertvollster Junge und ihr Hätschelkind. Aber da Brage-Schmidt versprach, Boy wie seinen eigenen Sohn zu behandeln und dafür zu sorgen, dass ihm die im Kampf ausgeschlagenen Zähne ersetzt würden, dass er eine Ausbildung erhalten und viele Sprachen lernen würde, ließ sie den Jungen nach einer weiteren Verhandlungsrunde schließlich ziehen.
    Dafür war Boy beiden ewig dankbar. Und seither hatte er nicht mehr getötet.
    Jedenfalls nicht eigenhändig.
    Nach dem missglückten Einbruch in Eriksens Haus hatte Boy Zola am Telefon zur Schnecke gemacht. Jetzt saß er da und ließ sich die Situation durch den Kopf gehen.
    Mammy und zwei ihrer besten Jungs waren auf dem Weg, in wenigen Minuten würden sie anrufen. Vorausgesetzt, dass das Flugzeug rechtzeitig in Kastrup gelandet war. Mammy hielt sich immer an ihre

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