Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)
süßliches Parfüm stieg ihm in die Nase – und eine Erinnerung an Sex.
Und schon erwachte die Erregung wieder . Herr im Himmel, dachte er mit geschlossenen Augen, und tastete mit der Hand unter die Decke – nach der weichen Frauenhaut, die sich an seinen Hintern schmiegte.
Zögernd öffnete er die Augen und blickte an die Stuckdecke, von der eine Lampe schwach durch ein Seidentuch leuchtete.
Wie wenig er doch die Situation in der Hand gehabt hatte …
»Carl, bist du wach?«, flüsterte Lisbeth unter der Decke.
Traute er sich, Ja zu sagen?
Lisbeth drehte sich um und vergrub ihr Gesicht in seiner Achselhöhle, ihre Finger wanderten sanft um seinen Nabel und spielten mit den Haaren auf seiner Brust.
»Ich könnte da schon zum Wiederholungstäter werden, Carl«, kicherte sie und schob ihren Schenkel auf seinen Unterleib.
Oh Gott, dachte er und unterdrückte ein Seufzen.
Wenn er ehrlich sein sollte, war er total verwirrt. Der Sex mit ihr war fantastisch gewesen – obwohl sie behauptet hatte, aus der Übung zu sein. Liebe Güte, hätte sie mehr Übung gehabt, wäre er in die Knie gegangen.
»War schon sehr okay heute Nacht, oder?«, fragte sie und rieb ihre Nase an seiner. Ja. Es war schön. Eine andere Art der Zärtlichkeit, ungewohnt.
»Du bist eine tolle Frau, Lisbeth, und wahnsinnig schön«, sagte er und meinte es ernst.
Sie sah ihn forschend an, aber er schloss schnell die Augen. Was zum Teufel hatte er angestellt, dachte er reumütig.
»Wie spät ist es eigentlich?«, fragte er, als wäre er willens, noch ein paar Stunden weiterzuschlafen.
»Es ist acht, aber du brauchst sicher nicht so früh da zu sein, oder?«
Sie lachte und ließ ihre Hand abwärts gleiten. Ihr Atem wurde tiefer.
»Acht? Acht, hast du acht gesagt?«, rief er und rückte von ihr ab. »Oh Gott, in zwanzig Minuten haben wir Sitzung im Präsidium! Scheiße! Tut mir leid, Lisbeth, aber ich muss los.«
Während er seine Hose anzog und barfuß in die Schuhe stieg, vermied er es, sie anzusehen.
»Tut mir leid, bitte entschuldige«, sagte er, küsste sie schnell und verschwand, ohne ihr Gelegenheit zu geben, die unvermeidliche Frage nach einem Wiedersehen zu stellen.
Was hätte er darauf antworten können?
Verdammter Mist, dachte er, als er vorm Haus stand und überlegte, wo er am Abend sein Auto geparkt hatte. Soweit er sich erinnern konnte, hatten sie unter einem blühenden Kirschbaum angefangen zu fummeln, und der hatte ganz in der Nähe der Syvstjernehusene gestanden, einer Straße in Værløse, wo er vor etlichen Jahren einen Mord aufzuklären hatte. Wie ein Teenagerpärchen hatten sie rumgeknutscht, alles super, aber welcher verdammte Kirschbaum war das bloß gewesen?
»Lass uns das Auto ein paar Straßen von meinem Haus entfernt abstellen«, hatte sie gesagt. »Die Nachbarn haben einen heißen Draht zu meinem Ex.«
Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als wie ein Idiot die Gegend abzusuchen, wobei er zu allem Überfluss auch noch an Mona denken musste. Warum hatte er ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen? Hatte nicht sie ihm den Laufpass gegeben? Warum fühlte er sich dann so mies? Lisbeth war dochwahrlich kein x-beliebiger One-Night-Stand. Sie war wirklich nett und klug und warmherzig.
Aber vielleicht war das ja gerade der Grund?
Beim Umherirren fiel ihm auf, dass es in dieser Gegend verdammt viele blühende Kirschbäume gab. Was würde Mona wohl sagen, wenn sie ihn jetzt sehen könnte, wie er nach seinem Auto suchte wie ein verwirrter, liebestoller Jüngling? Was würde sie empfinden, wenn sie an seinem Körper schnupperte? Und was würde er empfinden, hätte sie dasselbe getan wie er? Bei diesem Gedanken kniff er gequält die Augen zusammen. Verdammt, ja, genau da lag er begraben, der berühmte Hund. Denn wer sagte eigentlich, dass sie es nicht längst getan hatte?
Carl blickte sich um und musste feststellen, dass er mehr oder weniger an den Ausgangspunkt zurückgekehrt war. Jedenfalls konnte er die grünen Schlafzimmergardinen sehen, hinter denen ihm noch vor wenigen Stunden scheißegal gewesen war, was Mona von ihm und seinem Treiben mit einer fremden Frau denken mochte.
Und dann sah er sein Auto. Es stand keine fünfzig Meter von Lisbeths Haus entfernt. Wie hatten sie es gestern geschafft, so lange für eine so kurze Strecke zu brauchen?
Carl tastete in der Jackentasche nach seinem Autoschlüssel und fühlte etwas, das dort nicht hingehörte.
Sein Portemonnaie.
Er runzelte die Stirn. Versuchte
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