Erzähl mir von morgen
ein wenig heller als meine eigenen Haare, vermischten sich mit meinen.
„Ich habe mich genug ausgeruht!“ sagte ich und hob Celia ein wenig an, um sie mir auf die Hüfte zu setzen.
Es schmerzte leicht, sie zu tragen, doch ich wollte und würde sie niemals zurückweisen. Das hatte ich mir aufgrund meiner schlechten Erfahrung mit meiner eigenen Mutter geschworen.
Langsam ging ich um das große Baldachinbett herum. In der Nähe des Fensters hatte Charlotte ein altes Kinderbett ihrer Kinder aufgestellt. In diesem sollte Celia nun ihre Ruhe in der Nacht finden, doch als ich sie hinlegen wollte, klammerte sie sich an mich und begann leise zu weinen.
„Shht, meine Kleine!“ sagte ich liebevoll und strich ihr über die dunklen Haare. Ich nahm sie wieder richtig auf den Arm und begann mit ihr im Zimmer auf und ab zu gehen. Schließlich blieb ich vor den zugezogenen Vorhängen stehen, lüftete sie ein wenig und sah hinaus in den großen Garten der Familie. Im spärlichen Abendlicht war der alte Kastanienbaum auf dem Rasen zu erkennen. Davor stand eine weiße Bank. Die Gleiche, wie ich erkannte, auf der Nate, Sam und ich bei unserer ersten Begegnung den Blaubeerkuchen gemeinsam gegessen hatten.
Ich seufzte, denn meine Rippen und meine verletzte linke Hand schmerzten. Celia hatte in den letzten Monaten an Gewicht zugelegt und obwohl sie kein dickes Kind war, spürte ich heute jedes Kilo, das ich nun mit mir herumtrug.
Leise und beruhigend sprach ich mit ihr, doch obwohl sie müde war und herzhaft an meiner Schulter gähnte, wollte sie nicht hingelegt werden. Bereits früher hatte ich dieses Phänomen bei ihr gesehen. Wahrscheinlich wollte sie einfach, weil ich tagsüber wenig Zeit für sie hatte, abends nicht allein sein. So setzte ich mich zu Hause oft neben ihr Bettchen, hielt ihre Hand und las ihr vor, bis entweder meine Stimme versagte oder sie endlich einschlief. Manchmal, das erkannte ich am nächsten Morgen, mussten wir gleichzeitig eingeschlafen sein und ich erwachte mit steifen Nacken neben ihrem Bett sitzend, das Buch aus dem ich vorgelesen hatte noch auf meinen Knien.
„Willst du dich hinsetzen?“ fragte Nate hinter mir.
Ich drehte mich um. Unsere Blicke trafen sich in der Dunkelheit. Dann glitt seiner zu Celia, deren Kopf auf meiner Schulter ruhte. Ich bemerkte, dass mir die Röte in die Wangen kroch, als er mich nun von oben bis unten musterte. Instinktiv spürte ich, wie er mein kurzes T-Shirt und meine nackten Beine betrachtete und fühlte mich furchtbar verletzlich.
Schließlich trat er auf mich zu und schob mich zu dem Schaukelstuhl, der friedlich in einer Ecke des Zimmers stand.
Ich ließ mich erschöpft darauf nieder und war erleichtert darüber, nicht mehr stehen zu müssen. Celia schlief noch nicht, doch ich erkannte, wie ihr Körper langsam schwerer wurde, ihr die kleinen Augen zufielen und sie langsam in den Schlaf abdriftete.
Sanft begann ich sie in meinen Armen zu schaukeln, um sie noch weiter in ihre Träume zu wiegen. Nate stand die ganze Zeit mir gegenüber und sah mich an.
Ich konnte nicht ausmachen, was er dachte. Sein Blick war reglos und unergründlich. Er war, wie ich aus den Zeitungen wusste, ein sehr guter Staatsanwalt und nun erkannte ich auch warum. Keinerlei Gefühlsregung war ihm anzumerken. Es schien fast, als wäre er zu einer Statue erstarrt.
Es dauerte nicht lange und Celias Atemzüge wurden tiefer, regelmäßiger und sie schlief fest. Nate sah mich fragend an und ich nickte vorsichtig. Ich wollte aufstehen, um Celia in das Bettchen zu legen, doch er kam mir zuvor.
Er hob Celia sanft hoch und ging mit ihr zu dem Kinderbett, in dem bereits er als Kind geschlafen hatte. Man sah, dass er Erfahrung mit kleinen Kindern hatte und ich erkannte, dass er sie gerne um sich hatte.
Ich folgte ihm langsam, denn mein Körper musste sich nach kurzem Sitzen oder Liegen immer noch an die Bewegung gewöhnen.
Erstaunt sah ich Nate zu, w ie er Celia vorsichtig hinlegte und die Decke über ihren kleinen Körper zog. Sie rollte sich leicht auf die Seite, so wie sie am liebsten schlief und zog die Beinchen an.
Nate strich liebevoll einige Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. Ich stellte mich neben ihn und gemeinsam betrachteten wir die friedlich Schlafende.
Plötzlich durchzuckte mich ein trauriger Gedanke.
Es hätte Wirklichkeit werden können. Nate, ich und Celia. Eine Familie, doch das waren wir nicht! Ich riss mich schnell von diesem irrealen Gedanken los und trat
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