Erzähl mir von morgen
meines unhöflichen Rückzugs herzlich bei sich aufgenommen. Doch was würde passieren, wenn ich es erneut…
Ich seufzte leise und drehte mich zur Seite. Traurig starrte ich zu den zugezogenen Vorhängen. Das Sonnenlicht drang gedämpft in das Zimmer und ließ es in warmen Farben erstrahlen. Warum mussten meine Gedanken nur immer wieder zu dem furchtbaren Julitag vor sieben Jahren abdriften?
Ich schüttelte den Kopf, doch noch immer sah ich die Szene von meinen inneren Augen, als wäre es gestern gewesen. Sich daran zu erinnern, machte mich traurig. Jahrelang hatte ich versucht, mein Leben zu ordnen und nicht mehr an Nate zu denken, doch nun war es, als wäre ich wieder das junge Mädchen, das ihn heillos anhimmelte. Dabei war ich erwachsen geworden, vor allem für Celia. Ich musste mich daran erinnern, dass sie mein Leben war. Es gab nur uns beide, eine Familie. Ihr Glück war alles, was zählte und ein Mann war in meiner Zukunft einfach nicht vorgesehen, damit musste ich mich abfinden.
Nate war ein wirklicher Freund, als er nachts ins Krankenhaus gekommen war und unser Leben, Celias und meins, würde durch die Mc’Cormicks bereichert werden, doch das war auch schon alles.
Ich sollte mir lieber Gedanken darüber machen, schalt ich mich, wie viel Geld ich monatlich für Celias College-Fond aufbringen konnte, denn das was mir meine Mutter nicht bieten konnte, wollte ich bei ihr wieder gut machen. Sie war gerade 15 Monate alt und andere Mütter in meiner Situation würden sicher noch nicht anfangen, für die Ausbildung zu sparen, doch da uns monatlich nur ein geringer Betrag zu Verfügung stand, musste ich Maßnahmen ergreifen. Das bedeutete, dass ich wieder zurückstecken würde. Ich würde auf neue Kleidung verzichten und auch dieses Jahr mit der alten, etwas schäbigen Sommerjacke leben. Vielleicht könnte ich sie in die Reinigung bringen, dann wäre sie sicher wie neu. Den abgewetzten Kragen konnte ich durch einen leichten Sommerschal verdecken. Ich hatte alles recht gut geplant. Wenn sich nichts grundlegend ändern würde, konnte ich Celia einige schöne Dinge schenken.
Ich musste lächeln, wenn ich daran dachte, wie Celia älter werden würde. Sie würde ein gute Ausbildung erhalten und mich irgendwann mit diesem albernen Abschlußhut auf dem Kopf freudestrahlend anlächeln, wenn sie auf der Bühne stand, um ihr Diplom in Empfang zu nehmen.
Ich wusste genau, wofür ich das alles tat.
Celia war mein Leben.
Kapitel 5
Ein Geräusch weckte mich aus meinem tiefen, erholsamen Schlaf. Verwirrt öffnete ich die Augen. Ich wusste zunächst nicht, wo ich mich befand und was ich hier tat. Das Zimmer war nicht mein Schlafzimmer, das hatte ich sofort an dem großen, weichen Bett mit Baldachin festgestellt. Dennoch fühlte ich mich ausgeruht, zufrieden und sicher.
Ich war bei Charlotte und ihrer Familie.
Nur wenig Licht drang durch die geschlossenen Vorhänge und es dauerte kurz, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Schließlich erkannte ich, was mich geweckt hatte. Ich war nicht mehr allein in diesem Zimmer.
Nate stand am Fußende des Bettes, Celia in ihrem kleinen rosa-weiß gemusterten Schlafanzug, auf seinem Arm. Beide sahen mir beim Schlafen zu und Nate sprach leise mit meiner Kleinen.
Sie wirkte sehr vertraut mit ihm und es freute mich, dass sie sich in der Familie bereits wie zu Hause fühlte. Es gab mir ein sicheres Gefühl, so dass ich mich ein wenig fallen lassen und mich in Ruhe ausruhen konnte.
Er wirkte so gar nicht wie der toughe Staatsanwalt, wie der verführerische Junggeselle oder wie der smarte Verführer, für den er in den Klatschzeitschriften oft gehalten wurde.
Ich konnte im Halbschlaf noch hören, wie er „Wir sind ganz leise und lassen Mummy schlafen!“ sagte. Ein wehmütiges Lächeln huschte über mein Gesicht.
Ich wollte leise sein, doch Celia hatte bereits gemerkt, dass ich wach war und wand sich in Nates Armen, um zu mir zu kommen. Ich setzte mich langsam und vorsichtig auf. Meine Rippen rebellierten kurz.
„Du bist wach!“ sagte er überrascht und kam näher. „Wir wollten dich nicht wecken, Greta!“ Er war unsagbar rücksichtsvoll, so kannte ich ihn gar nicht. Ich runzelte verwirrt die Stirn, unsicher, ob mir wirklich Nate gegenüberstand.
Vorsichtig stand ich auf und nahm ihm Celia ab. Sie schmiegte sich sofort in meine Arme und legte ihren kleinen Kopf müde an meine Schulter. Ihre dunklen Locken,
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