Erzähl mir von morgen
sie, verfeinerte sie nächtelang und wenn ich sie meiner Chefin dann vorstellte, schüttelte sie nur den Kopf und meinte, ich hätte keine Ahnung. Meine Skizzen waren keine Kunstwerke, aber ich versuchte damit zu unterstreichen, was ich mir für Gedanken gemacht hatte.
Aber meine Chefin hatte einfach keinen Respekt vor meiner Arbeit. Es ging nicht darum, dass sie ihr nicht gefielen, aber die Art, wie sie jedes Mal meine Ideen zerriss, machte mich wahnsinnig.
Am liebsten würde ich über den alten, abgewetzten schwarzen Schreibtisch springen und ihr links und rechts eine kleben, bevor ich ihr meine Meinung sagte.
Aber…ich atmete tief durch. Ich musste ruhig bleiben. Jede Antwort von ihr ertragen, denn dieser Job, so mies er derzeit auch war, war meine einzige Möglichkeit Celia ein gutes Leben zu ermöglichen. Er brachte Geld und das benötigte ich zum leben.
„Also, werden Sie Ihre Ideen noch einmal durchsehen und mir morgen eine Überarbeitung vorstellen?!“ sagte sie und entließ mich so aus ihrer Sitzung.
Ich sammelte schnell meine Unterlagen ein und ging zur Tür.
Als ich die Klinke herunterdrückte, rief sie mich zurück.
„Ach und Miss Thomson. Über den Namen wird nicht mehr diskutiert!“ sagte sie und sah nicht einmal von ihrer Korrespondenz auf.
Ich murmelte etwas, das mit Wohlwollen wie eine Zustimmung klang und verschwand aus dem muffigen, nach alter Frau riechenden Zimmer.
An meinem Schreibtisch angekommen, setzte ich mich enttäuscht und niedergeschlagen auf meinen Stuhl.
Dass ich nach meinem Überfall nur einen Tag krank gewesen war, hatte meine Chefin nicht honoriert. Im Gegenteil. Am Montag rief sie mich zu sich und es hörte sich fast so an, als würde sie mich verwarnen, weil ich Freitag zu Hause geblieben war, anstatt meine Arbeit zu machen. Die Blessuren, die deutlich mein Gesicht und meinen Körper zierten, beachtete sie mit keinem Blick.
Ich legte die Mappen auf den Tisch und strich vorsichtig über meine Zeichnungen. Am gestrigen Abend war ich erst sehr spät ins Bett gegangen, nur um die Layouts fertig zu stellen.
Ich hatte zwei verschiedene Konzepte.
Entweder, so dachte ich mir, könnte die Zeitschrift mehr in die poppigere Richtung der glitzernden Modewelt gehen. Models, Schauspieler, Filmpremieren und wunderschöne Abendkleider durften bei dieser Ausgabe nicht fehlen. Ich konnte mir genau vorstellen, wie die Outfits der Stars unter die Lupe genommen wurden, um diese dann mit günstigeren Mitteln nachzuahmen.
Oder, so war die zweite Idee, könnte ich mir eine Zeitung vorstellen, die etwas ruhiger war. Ein bisschen mehr auf Einrichtung und Lebensstil getrimmt, würden Dekorationsvorschläge, sanfte und reine Farben und jahreszeitengebundene Themen die Leser anlocken.
Doch weder das eine noch das andere waren angekommen und ich fühlte mich ausgelaugt. Ich wusste nicht mehr, wie viele neue Ideen ich noch finden konnte.
Auch meine Kollegen sahen, dass die Firma auf dem absteigenden Ast war. Die meisten waren bereits vor Monaten gegangen, hatten neue Jobs gesucht und mit den richtigen Kontakten und Zeugnissen auch bekommen. Darauf konnte ich nicht zurückgreifen. Weder hatte ich Vitamin B – wie Bekanntschaften – noch gute Zeugnisse. Über eine Praktikantenstelle war ich an meinen jetzigen Job gekommen, der sich nun als Bewährungsprobe herausstellte.
Hatte mich das Mittagessen mit Christopher erfreut, so war meine Stimmung nun wieder im Keller.
Ich ordnete schnell meine Akten, ergriff mir den nächsten Ordner und sah mir die Cover von anderen Zeitschriften an, um neue Ideen zu bekommen, doch ich musste schnell erkennen, dass ich müde war. In meinem Kopf turnten die Gedanken durcheinander und wollten sich nicht ordnen lassen.
Kopfschmerzen kündigten sich an. Ich war überarbeitet, mürrisch und schlecht gelaunt, denn ich fand keinen Ausweg aus meiner derzeitigen Situation. Als ich schließlich meine Tasche, voller Mappen mit unfertigen Layouts und Gestaltungsmöglichkeiten, nahm, das Büro verließ und Celia abholen ging, wusste ich, dass es wieder ein langer Abend werden würde.
Kapitel 10
Am nächsten Tag musste ich nicht nur die Einkäufe in meine Wohnung schleppen, sondern hatte auch eine ziemlich übel gelaunte Celia auf dem Arm. Sie wand sich immer wieder, wollte heruntergelassen werden und selbst laufen, doch da ich ihr, voll gepackt wie ich war, nicht helfen konnte, würde es zu lange dauern, bis wir schließlich in der
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